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König Charles III.: Royal-Expertin: Das verpassen Archie und Lili

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König Charles nimmt seine persönlichen Beziehungen sehr ernst. Was das für seine Enkel bedeutet, erzählt Royal-Expertin Julia Melchior.

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. (1926-2022) wurde ihr erstgeborener Sohn zu König Charles III. (74). Wie der jahrzehntelange Thronfolger diesen Übergang gemeistert hat, schätzt Royal-Expertin Julia Melchior im Interview mit spot on news ein. Dabei verrät sie auch bis dato nicht bekannte Details zu seinem sozialen Engagement und gewährt rührende Einblicke in sein Leben als Großvater. Wie familienorientiert und umweltbewusst der neue Monarch ist, zeigt die Filmemacherin auch in ihrem neuen Film “Charles III. – Britanniens neuer König”, der am 27. April um 20:15 Uhr bei Arte ausgestrahlt wird.

Wie hat Charles den Übergang vom ewigen Prinz von Wales zum Monarchen gemeistert?

Julia Melchior: Ich habe den Übergang als routiniert und unaufgeregt empfunden. Das hat gewiss auch damit zu tun, dass er auf diesen Tag vorbereitet war und dass er in den letzten zehn Jahren in der Regentschaft von Queen Elizabeth II. schon zahlreiche Aufgaben von seiner Mutter übernommen hat. Vom ersten Moment seiner Regentschaft an hat Charles ein Gefühl der Ruhe und Kontinuität vermittelt. Diese Botschaft steckte auch in seiner Ansprache an die Nation, die er am Tag nach dem Tod der Queen gehalten hat. Er war sehr staatsmännisch, als er darin ihr Versprechen zum Dienst an der Nation erneuert hat.

Gleichzeitig ist er auch persönlich geworden. Das ist etwas, das Charles von seiner Mutter unterscheidet. Er ist menschlicher, wie ich finde. Selbstverständlich hat er in seiner Ansprache seine Frau Camilla und das Thronfolgerpaar William und Kate erwähnt, die mit dem Thronwechsel auch zu neuer Verantwortung gekommen sind. Andere Familienmitglieder spielen in so einem Moment aus staatlicher Sicht keine Rolle. Doch Charles hat in dieser Ansprache an die Nation auch seine Liebe zu seinem Sohn Harry und dessen Frau Meghan betont. Das war ungewöhnlich.

König Charles gilt auch als viel volksnäher als die Queen es war. Können Sie das bestätigen?

Melchior: Ja. Auf den ersten Blick wirkt er vielleicht wie ein Snob. Elegant gekleidet, mit elitären Hobbys und einer Liebe zum Landleben, sehr kultiviert und vornehm. Aber im Umgang mit den Menschen ist er ganz anders. Wenn man erstmal darauf achtet, fällt auf, dass er viel nahbarer ist. Er sucht den echten Kontakt zu den Menschen. Er geht auf sie zu, kommt ins Gespräch und zeigt Interesse. Charles ist verbindlich. Das konnte man auch sehr gut bei seinem Staatsbesuch in Deutschland beobachten. Das kannten wir von der Queen so nicht. Die Queen umgab ja der Mythos, dass man sie noch nicht einmal berühren durfte.

Was wissen Sie über seine alljährlichen vorweihnachtlichen Hospiz-Besuche? Die sind ja nicht wirklich öffentlich bekannt …

Melchior: Ich bin nur durch einen Zufall darauf gestoßen, dass Charles immer vor Weihnachten Menschen in einem Hospiz besucht. Es ist schon bemerkenswert, dass das Königshaus dazu keine Pressearbeit macht. Andere würden das sicherlich für sich nutzen. Aber er möchte im Stillen für diese Menschen da sein. Es geht ihm um die Menschen, die er da trifft. König Charles ist ja auch sehr gläubig. Das war die Queen auch. Aber sie hatte doch wenig Verständnis für kranke Menschen. Von ihr gibt es auch keine ikonischen Bilder, wie sie Menschen in Not im Augenkontakt begegnet oder von Krankenbesuchen wie beispielsweise Prinzessin Dianas Besuch bei den Aidskranken. Das mag sicher auch daran liegen, dass die Queen sich ihr ganzes Leben lang bester Gesundheit erfreut hat. Dadurch fehlte ihr wohl der Sinn für Krankheiten. Charles begegnet den Menschen mehr in ihrer Lebenswirklichkeit.

König Charles soll auch ein großer Briefeschreiber sein. Wie persönlich ist seine Korrespondenz?

Melchior: Charles schreibt unermüdlich Briefe. Das macht er abends an seinem Schreibtisch oder wenn er auf Reisen im Zug oder im Auto sitzt. Er nimmt sich Zeit für Korrespondenzen und so gut wie jeder Brief wird beantwortet. Manchmal dauert es etwas länger, aber dafür sind es immer persönliche Antworten. Er fühlt die Verpflichtung, jeden Brief zu beantworten. Aus diesem Grund nimmt sein privates Umfeld, Familie und Freunde, Rücksicht darauf, ihm nicht zu oft zu schreiben, damit er sich nicht gezwungen sieht, immer zurückzuschreiben. Mails schreibt er dagegen nicht, das ist nicht sein Medium.

König Charles ist inzwischen mehrfacher Großvater. Wie darf man ihn sich als Opa vorstellen?

Melchior: Die Rolle des Großvaters nimmt er mit Leidenschaft wahr. Und darum ist es auch traurig, dass er seine beiden Enkel in Kalifornien kaum kennt. In der Rolle des Vaters hat Charles Fehler gemacht, wie er selbst zugegeben hat. Beispielsweise hat er Harrys Trauma nach dem Tod der Mutter und die Folgen der Trauerbewältigung für seine psychische Gesundheit nicht erkannt und ihm nicht die entsprechende Hilfe gegeben, die dieser junge Mensch damals gebraucht hätte. Seine Söhne sind in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen. Das lag in großem Maße auch an Charles. Das erleben seine Enkelkinder jetzt anders. Die Familie gibt den Kindern das Fundament. Es gibt einen engen Kontakt von Charles zu den Kindern von William und Kate. Das Gleiche gilt für die Enkelkinder, die von Camillas Kindern stammen.

Was verpassen Archie und Lili denn zum Beispiel mit ihrem Großvater?

Melchior: Charles ist ein sehr belesener Mann und ein Schöngeist. Insofern macht es ihm große Freude, den Kindern vorzulesen. “Harry Potter” spielt dabei eine große Rolle. Und wie wir von Königin Camilla wissen, liest er daraus gerne vor und macht die Stimmen der einzelnen Charaktere nach. Die Kinder genießen das dann auch sehr.

Seine eigene Kindheit, insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung oder die unglückliche Zeit im Internat, war nicht so einfach. Wie konnte er trotzdem das gute Selbstvertrauen entwickeln, das er heute zeigt?

Melchior: Charles hat das Vorbild seiner Eltern trotz allem angenommen. Diese Verpflichtung, alles in den Dienst der Krone zu stellen, hat er von Kindesbeinen an verinnerlicht. Im Prinzip hat er nur ein einziges Mal wirklich dagegen rebelliert, als er sich aus der unglücklichen Ehe mit Prinzessin Diana gelöst hat. Zuvor hatte er auch da versucht, sich zu fügen. Er hat das unbedingte Pflichtgefühl vorgelebt bekommen und trägt es wohl auch in sich. Sicherlich hat die Souveränität, die wir heute erleben, auch damit zu tun, dass er am Ende mit seiner Camilla ein sehr glücklicher Mann geworden ist. Ihre Bedeutung darf man in diesem Zusammenhang nicht unterschätzen.

Woran merkt man, dass er glücklich ist?

Melchior: Zunächst einmal, weil er an Camillas Seite immer zufrieden ist. Sie wirkt auch beruhigend auf ihn ein, wenn ihn etwas in Rage bringt. Charles scheint mit sich und seiner Rolle als König im Reinen zu sein. Wir erleben ihn als souveränen Staatsmann. Er kann gut vor Publikum reden. Er trifft den richtigen Ton und spricht die richtigen Themen an. Er ist ernst, aber an passender Stelle zeigt er auch eine gewisse Leichtigkeit und einen Witz, der die Menschen einnimmt. Ob das nun Bürger, Aktivisten, Politiker oder andere Staatsoberhäupter sind. Er hat etwas zu sagen, beherrscht aber auch den Smalltalk. Charles gewinnt auf die kurze Distanz bei alltäglichen Terminen mehr als beispielsweise bei Parlamentseröffnungen in Uniform und Ornat. Letzteres wirkt bei ihm eher ein bisschen verkleidet.

König Charles ist also familienorientiert, loyal, sozial, ein großer Umweltschützer und gebildeter Schöngeist. Was würden Sie sagen, was das für seine Regentschaft bedeutet, was dürfen wir von ihm erwarten?

Melchior: Man darf damit rechnen, dass er diese Institution, die unter Queen Elizabeth II. von einem Mythos umgeben war, zeitgemäßer, transparenter und schlanker aufstellt, um sie der nächsten Generation zu übergeben. Es wird ja keine lange Regentschaft, trotzdem wird es sicherlich eine, für diese Institution prägende Regentschaft sein. Das kann man jetzt schon sagen, weil er einfach für ein paar Themen steht und auch erste Akzente setzt. Von der Queen wussten wir, dass sie ein großes Interesse an Pferden und eine Liebe für Schottland hatte. Wir kannten von der Königin aber keine Haltung.

Nun war Charles natürlich so viele Jahrzehnte lang Kronprinz, dass man diesen Mann viel besser kennengelernt hat als die Queen damals. Dass die Briten wissen, mit wem sie es zu tun haben, könnte dem Amt in dieser Zeit guttun. Denn es gibt ja auch viele, die die Monarchie hinterfragen oder abschaffen wollen. Charles steht glaubwürdig für ein paar Themen. Toleranz, Integration und Umweltschutz beschäftigen ihn nicht, weil es der Zeitgeist fordert, sondern weil er diese Themen schon lange verfolgt. Charles hätte sich sein Leben auch bequemer machen können, aber er hat versucht, dieser sehr undankbaren Rolle des ewigen Thronfolgers, Inhalte zu geben. Dafür wurde er früher oft verspottet, aber am Ende hat er es richtig gemacht.

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