Wo Ampeln oder Zebrastreifen fehlen, kann der Schulweg gefährlich werden. Für Sicherheit können ehrenamtliche Helfer sorgen. In Thüringen ist ihre Zahl in den vergangenen Jahren stark gesunken.
Die Zahl der Schülerlotsen in Thüringen hat sich während der Pandemie mehr als halbiert. Waren 2019 im Freistaat noch 190 ehrenamtliche Verkehrshelfer vor Thüringer Schulen im Einsatz, ist ihre Zahl im Jahr 2022 auf 90 gesunken. Die Zeit des Homeschoolings habe ihre Spuren hinterlassen, sagt Silke Marktscheffel von der Landesverkehrswacht Thüringen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Es sei derzeit aber auch generell schwieriger, junge Menschen für ehrenamtliche Aufgaben zu gewinnen, so ihre Beobachtung.
Seit 70 Jahren existiert der Schülerlotsendienst in Deutschland. Ab dem zwölften Lebensjahr können sich Schüler in Thüringen ausbilden lassen. Um ihre Ausrüstung mit neongelber Jacke und Reflektor-Kelle kümmert sich die Verkehrswacht, die Schulungen übernehmen Polizeibeamte. In der Praxis helfen Ehrenamtliche von weiterführenden Schulen dann Kindern einer nahe gelegenen Grundschule auf ihrem Schulweg. “Für sie ist es eine zusätzliche Aufgabe – ihr Schultag startet etwa eine halbe Stunde früher”, sagt Marktscheffel.
Ein besonderer Ansporn für Schülerlotsen waren in der Vergangenheit eigene Landeswettbewerbe, berichtet Marktscheffel, die diese Veranstaltungen im Freistaat organisiert. In den vergangenen drei Jahren mussten diese allerdings ausfallen. Am 15. Juni sollen aber wieder Schülerlotsen aus ganz Thüringen zum Wettstreit nach Erfurt reisen.
Nach einer theoretischen Prüfung und einem praktischen Test vor einer Erfurter Grundschule müssen die Jungen und Mädchen unter anderem einschätzen, wie schnell Fahrzeuge unterwegs sind, wie lang ihr Bremsweg ist und wie weit entfernt sie sich befinden. Wer die meisten Punkte erzielt, darf sich über eine Auszeichnung im Landtag freuen. Es sei wichtig, die Arbeit der Schülerlotsen zu würdigen und zu fördern, so Marktscheffel, “und ein solcher Wettbewerb ist eine großartige Möglichkeit, dies zu tun”.
Doch es braucht mehr als das Projekt der Landesverkehrswacht, um das Interesse der Schüler zu wecken. Die Initiative gehe immer von der Schule aus, sagt Marktscheffel. Es brauche engagierte Lehrer, die die Schülerlotsen begleiten und einen Einsatzplan für sie erstellen würden.
Eine Statistik des TÜV Thüringen zeigt, dass die Zahl der Unfälle auf Schulwegen seit 2019 jedes Jahr weiter gesunken ist. 2022 lag sie mit 41 Unfällen fast 20 Prozent unter dem Wert von 2021. Auswertungen dazu, wie sich die Anwesenheit von Schülerlotsen auf die Unfallstatistik auswirke, gebe es nicht, sagt TÜV-Sprecher Jan Schnellhardt. Er gehe aber davon aus, dass allein die Präsenz der Lotsen zu besonderer Vorsicht bei Autofahrern führe. Es sei wichtig, betont auch Marktscheffel von der Verkehrswacht, sich weiterhin für die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr zu engagieren.