Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat sich nach der Verschiebung von mehreren schriftlichen Zentralabiturprüfungen bei den Betroffenen entschuldigt. “Im Namen der Landesregierung bitte ich die Abiturientinnen und Abiturienten, Eltern, Lehrer und alle weiteren Betroffenen ausdrücklich um Entschuldigung”, erklärte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Mittwoch. Derzeit werde daran gearbeitet, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Prüfungen unter bestmöglichen Bedingungen ablegen können, fügte er hinzu. Er forderte eine “gründliche Untersuchung” des Vorfalls.
“Das ist sehr, sehr ärgerlich, und ich entschuldige mich für alle Unannehmlichkeiten, die dadurch entstanden sind”, sagte Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) in einem von ihrem Ministerium veröffentlichten Video. “Es ärgert uns zutiefst.” Sie könne “gut nachvollziehen, wenn Sie so richtig sauer auf uns sind – und, ehrlich gesagt, ich bin auf uns selber auch sehr, sehr sauer”, sagte Feller an die Abiturientinnen und Abiturienten gerichtet.
Sie bedankte sich zudem bei den Lehrern für ihre Geduld hinsichtlich der Frage, ob die Prüfungen verschoben werden oder nicht. “Ich weiß, Sie hätten sich die Entscheidung teilweise früher gewünscht”, sagte Feller. Das Ministerium habe alles versucht, um eine Verschiebung zu vermeiden. Bis zuletzt sei mit dem externen Dienstleister, der für die Bereitstellung der Downloads zuständig ist, an einer Lösung gearbeitet worden. Feller versprach erneut eine Aufarbeitung der Ursachen für die Störung.
Am Dienstag hatten massive technische Probleme beim Download der schriftlichen Zentralabituraufgaben dazu geführt, dass die eigentlich für Mittwoch angesetzten Prüfungen in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik im Grundkurs und Leistungskurs für etwa 30.000 Betroffene auf Freitag verschoben wurden. Die Schulen wurden nach Angaben der Landesregierung fortlaufend über die Störung und am Abend über die Verschiebung informiert.
Die Verschiebung sorgte angesichts des inzwischen für Freitag angekündigten Bahnstreiks und des am selben Tag stattfindenden muslimischen Zuckerfests für Kritik. “Das war wirklich katastrophales Kommunikationsverhalten”, erklärte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Dilek Engin, am Mittwoch. Die Fraktion beantragte eine Sondersitzung des Bildungsausschusses.
Das Bildungsministerium teilte am Mittwoch mit, der Download der Abituraufgaben funktioniere inzwischen wieder “reibungslos”. “Der Download für die Berufskollegs und die allgemeinbildenden Schulen für die Abiturprüfungen am morgigen Donnerstag läuft ohne Probleme und wurde bereits von fast allen Schulen erfolgreich abgeschlossen”, erklärte Feller.
Hinsichtlich des Zuckerfests fügte sie hinzu: “Wer wegen des Fests nicht an den Prüfungen teilnehmen möchte, kann nach vorheriger Abstimmung mit der Schulleitung am 9. Mai nachschreiben.” Auch der Genehmigung von Sonderurlaub für Lehrkräfte muslimischen Glaubens stehe “nichts im Wege, sofern die Durchführung der Abiturprüfungen sichergestellt ist”.