Noch fehlen die Förderzusagen aus Berlin und Brüssel. Die Stahlhersteller im Saarland stehen aber für die Produktion von grünem Stahl in den Startlöchern. Das Jahresergebnis 2022 macht ihnen Mut.
Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2022 sehen sich die Stahlunternehmen Dillinger und Saarstahl bereit für die Transformation zur Produktion von grünem Stahl. Die Ergebnisse der beiden Unternehmensgruppen seien jeweils die besten seit 2008 gewesen, sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Ulrich Köhler am Mittwoch in Dillingen. Damit sei die wirtschaftliche Basis der Transformation gelegt: 2023 werde “ein Meilenstein” auf dem Weg dahin.
Die Dillinger Gruppe steigerte ihren Umsatz 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro, teilte Köhler mit. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um fast 400 Prozent auf rund 395 Millionen Euro. Saarstahl setzte mit gut 3,6 Milliarden Euro rund 31 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor. Das Ebit wuchs im 78 Prozent auf gut 334 Millionen Euro. Angaben zum Netto-Ergebnis wurden nicht gemacht.
Im Dezember 2022 hatte die saarländische Stahlindustrie einen 3,5 Milliarden Euro schweren Plan vorgelegt, um auf eine zukunftssichere Stahlproduktion mit Wasserstoff statt Kohle und Koks umzusteigen. Ab 2027 sollen demnach im Saarland jährlich bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2-armer Stahl produziert und 4,9 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Man konzentriere sich darauf, jetzt “die Dekarbonisierungsstrategie” in die Umsetzung zu bringen, sagte Köhler. “Und dafür brauchen wir die Förderzusagen aus Brüssel und aus Berlin.” Man erwarte und man brauche eine Zuwendung von 60 Prozent.
Unklar ist, wann es Zusagen über Fördermittel gibt. Köhler sagte: “Wir haben deutlich vorteilhafte Signale von den Beteiligten in der Erarbeitung unserer Förderanträge erhalten.” Man warte nun “auf die Erteilung des sogenannten vorzeitigen Maßnahmenbeginns. Dann sei man in der Lage, “die Baufeld-Vorbereitungen in Angriff zu nehmen, für die wir die Investitionsmittel von bis zu 150 Millionen bereits freigegeben haben”, sagte er.
Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, damit grüner Stahl konkurrenzfähig sei: “Wir brauchen unbedingt wettbewerbsfähige Industriestrompreise in Deutschland, in Europa”, sagte Köhler. Andernfalls drohe die weitere Abwanderung von energieintensiven Industrien aus Deutschland.
Dillinger und Saarstahl, die beide zur Stahl-Holding-Saar (SHS) gehören, hatten 2021 nach zwei schwierigen Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Dillinger habe in 2022 vor allem wegen hoher Nachfrage nach Dickblechen im Bereich Offshore Wind-Anlagen gut abgeschnitten. Die “technische Marktführerschaft” wolle man weiter ausbauen.
Bei Saarstahl, das Draht und Stab für die Automobilindustrie, Bauindustrie und den Maschinenbau herstellt, hätten sich die Geschäfte im zweiten Halbjahr konjunkturell abgekühlt. Deswegen sei man auch seit Jahresende dort in Kurzarbeit.
Ein 2019 begonnenes Kostensenkungsprogramm sei 2022 abgeschlossen worden, hieß es. Im Zuge dessen sei die Zahl der Mitarbeiter um rund 1000 auf rund 13 200 gesenkt worden, sagte Arbeitsdirektor Joerg Disteldorf. Es habe keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben.
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