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Fahrbericht: Mercedes GLE 400 e 4Matic: Mehr-Strom

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Mercedes verpasst dem GLE eine eher dürftige Modellüberarbeitung, die aber Verbesserungen im Detail bietet. Der Plug-in-Hybride GLE 400 e schafft rund zehn Kilometer mehr elektrische Reichweite, obwohl die Systemleistung auf 280 kW / 381 PS steigt. Trotz des E-Moduls müht sich der Vierzylinder-Benziner mit dem 2.645 Kilogramm schweren Crossover.

Bei Mercedes dreht sich fast alles um die Elektrostrategie. Doch bis der Stern komplett unter Strom steht, vergeht noch einige Zeit. Reinrassige Stromer wie das EQE SUV verkörpern zwar die Mercedes Zukunft, aber im Hier und Jetzt müssen Autos wie der GLE Geld verdienen. Und das tut der Crossover. Vor allem in den USA. Damit so bleibt, hat das SUV jetzt ein Facelift erhalten. Auch wenn die Modellpflege eher dünn ist, hat sich beim Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang einiges getan. Die Batterie (Interner Code PB340) hat bei gleichbleibender Brutto-Kapazität von 31,2 Kilowattstunden, 1,5 kWh mehr Netto-Kapazität und damit rund zehn Kilometer mehr Reichweite als bisher. Also stromert der Mercedes GLE 400 e jetzt bis zu 109 Kilometer (WLTP-Zyklus) weit.

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Das Energieplus wird durch eine optimierte Nutzung der Speicher erreicht. Auch wenn die E-Maschine mit 100 kW / 136 PS leistungsmäßig identisch bleibt, wandert der Inverter aus dem Unterboden ins Getriebe zum Elektromotor. War beim Start des SUVs vor dem Facelift noch der Komfort-Fahrmodus als Standard eingestellt, rollt der Mercedes GLE 400 e rein elektrisch los. „Wir wollen den Plug-in-Hybriden elektrischer darstellen“, erklärt GLE-Entwicklungsprojektleiter Simon Fahrbach und verweist auf die Tatsache, dass diese Umstellung aufgrund der Kundenwünsche zustande gekommen ist. Damit die Akkus möglichst rasch wieder voll im Saft stehen, schafft der Onboardlader jetzt 11 kW statt bisher 7,2 kW. Wem das nicht schnell genug ist, der legt 595 Euro auf den Tisch und gönnt sich den 60-kW-Gleichstromlader.

Während die Leistung des Elektromotors mit 100 kW / 136 PS identisch bleibt, legt Mercedes beim Verbrenner-Pendant eine 30 kW / 41 PS-Schippe drauf. Hatte der bisherige M274-Motor 155 kW / 211 PS und ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern, schafft der M254-Vierzylinder 185 kW / 252 PS und 400 Nm. Das ergibt eine Systemleistung von 280 kW / 381 PS und ein maximales Drehmoment von 600 Newtonmetern. Damit absolviert der Mercedes GLE 400 e den Standardsprint von null auf 100 km/h in 6,1 Sekunden und ist bis zu 210 km/h schnell. Liest sich ganz ordentlich.

Doch auf der Straße schlägt sich der Mercedes-Crossover nicht ganz so eindrucksvoll. Das liegt vor allem am Gewicht von 2.645 Kilogramm. Zur Erinnerung, wir sprechen hier nicht von einem reinrassigen Elektroauto mit einer 100-kWh-Batterie. Zwar läuft das Zusammenspiel zwischen Elektromodul, Neungangautomatik und Verbrenner im Teillastbereich geschmeidig und unaufgeregt ab, sobald man schnell Leistung abruft, jault der Vierzylinder-Benziner auf und die Drehzahlen schnellen nach oben. Es fehlt der souveräne Punch. Das ist die Krux, wenn man einen Vierzylinder mit einem solchen Trumm von Auto kombiniert. Hier würde eine besser Boost-Strategie der E-Maschine helfen, um den überforderten Verbrenner zu unterstützen. Die Lenkung ist in Ordnung, könnte aber einen Schuss direkter sein und mehr Rückmeldung geben. Bei der exakten Dosierbarkeit der Bremse ist ebenfalls noch etwas Luft nach oben.

Die leichten Wankbewegungen des Vorderwagens stören kaum, zumal das Fahrwerk gut abgestimmt ist und die Unebenheiten souverän wegsteckt. Angesichts des stattlichen Gewichts keine ganz triviale Aufgabe. Kompliment an die Ingenieure. Bleibt noch der Verbrauch. Auf dem Datenblatt gibt Mercedes 1,1 l/100 km an, wir waren auf Autobahnen, Landstraßen und in Städten unterwegs, ohne auch nur einmal in die Nähe der Höchstgeschwindigkeit zu kommen und kamen auf 6,39 l/100 km. Durchaus in Ordnung! Immerhin reden wir von einem 4,92 Meter langen SUV, das aber aufgrund der Batteriepakete ohne die dritte Sitzreihe auskommen muss, die in den USA sehr beliebt ist, da die berühmten Soccer-Mums die Rasselband zum Training fahren. Immerhin hat der Kofferraum ein Basisvolumen von 490 Liter, das auf 1.915 Liter anwächst, sobald man die Lehnen der Rücksitzbank umlegt. Dass der GLE 400 e 3,5 Tonnen ziehen kann und mit einem stabilisierenden Anhänger-Programm ausgestattet ist, freut die Pferde und Bootsbesitzer. Auch für das Gelände ist der Teilzeitstromer gerüstet und bietet solche netten Spielereien wie die transparente Motorhaube. Dass der GLE auch mit dem Elektroantrieb über Stock und Stein kraxeln kann, weiß jeder zu schätzen, der mit einem BEV schon mal im Gelände unterwegs war und das Gas fein sauber dosieren konnte.

Reisen macht in dem aufgewerteten GLE genauso viel Spaß wie bisher. Die Verarbeitung ist einwandfrei, die Materialien edel und die die Sitze bequem. Auch das Geräuschniveau im Innenraum ist niedrig. Die neueste Generation des MBUX-Systems hat uns ebenfalls gefallen, auch wenn die großen Aha-Momente ausbleiben. Die Bedienung geht nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ohne große Umstände von der Hand und die Grafiken auf den beiden 12,3 Zoll großen Bildschirmen sind nach wie vor gestochen scharf. Das kann man bei einem Auto mit einem Mindestpreis von 93.063,95 Euro auch erwarten. Mit ein paar Extras knackt man schnell die 100.000 Euro Grenze. Ab Juli steht der aufgefrischte Mercedes GLE beim Händler.

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