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US-Bundesstaat Oklahoma: Bezirksvertreter reden über Tötung von Reporter und Lynchen von Schwarzen – Zeitung hört heimlich mit

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Eine Zeitung in Oklahoma hat heimlich ein Gespräch des Sheriffs von McCurtain County mit weiteren Bezirksbeauftragten aufgenommen. Darin üben sich die Beteiligten in Mordphantasien und Rassismus.

Schwere Vorwürfe gegen Bezirksbeauftragte in Oklahoma: Der Sheriff von McCurtain County und weitere Verantwortliche sollen sich darüber unterhalten haben, Reporter der örtlichen Zeitung “McCurtain Gazette-News” zu töten und Schwarze zu lynchen. Aufgedeckt wurde der Skandal von der Zeitung selbst, die das Gespräch heimlich mitgeschnitten hat. 

Das Blatt veröffentlichte am vergangenen Wochenende eine Tonaufnahme, die nach einer Sitzung des Bezirksausschusses am 6. März am Sitz des Gremiums in Idabel entstanden sein soll. Nach Angaben der Zeitung hatten sich Sheriff Kevin Clardy, Ermittlerin Alicia Manning, Gefängnisverwalter Larry Hendrix und Bezirksrat Mark Jennings nach der Veranstaltung noch zusammengesetzt und weiterdiskutiert.

“Ich kenne zwei oder drei Auftragskiller”

Bruce Willingham, der langjährige Herausgeber der “McCurtain Gazette-News”, erklärte, er habe ein sprachgesteuertes Aufnahmegerät im Raum zurückgelassen, weil er den Verdacht hatte, dass die Gruppe nach dem Ende der Sitzung weiter über Bezirksangelegenheiten reden und damit gegen das Gesetz über öffentliche Sitzungen verstoßen würde.STERN PAID Schüsse in NY 21.31

Als er das Gerät abgeholt habe, habe er gehört, wie die Gruppe zunächst über eine Frau geredet habe, die bei einem Feuer ums Leben gekommen sei und diese mit “Barbecue” verglichen habe, erzählte Willingham. Dann hätten die Bezirksvertreter sich über seinen Sohn Christopher unterhalten, der als Reporter bei der Zeitung arbeitet.

“Mein Papa hätte ihm den Hintern versohlt, ihn abgewischt und als Toilettenpapier benutzt”, sagte Manning laut der Zeitung über den jüngeren Willingham.

“Ich weiß, wo hier zwei große, tiefe Löcher sind, falls du sie mal brauchst”, habe Jennings daraufhin gesagt.

“Ich habe einen Bagger”, ergänzte Clardy der Zeitung zufolge.

Jennings erklärte nach Angaben der Zeitung dann, er kenne “zwei oder drei Auftragskiller”, die zur Louisiana-Mafia gehören. “Das sind sehr ruhige Typen, die keine Gnade walten lassen.”

Manning habe daraufhin die Frage in den Raum geworfen, “wer die Schuld bekommen würde, wenn Christopher Lee Willinghams Frau Angie etwas angetan würde”.

Es habe auch “ätzende” Kritik an dem örtlichen Bezirksstaatsanwalt Mark Matloff gegeben, so das Blatt. “Einige der Diskussionen beinhalteten nicht nur harsche Kritik an Richtern, sondern auch die Möglichkeit von Angriffen auf Richter hier.”

Als das Gespräch auf die Frage gekommen sei, wer gegen Clardy für das Amt des Sheriffs kandidieren könnte, habe Jennings sich daran erinnert, wie ein Sheriff früher “einen verdammten Schwarzen in den Hintern treten und in die Zelle werfen würde”.

“Ja”, antwortete Clardy laut der Zeitung. “Das ist heute nicht mehr so.”

“Ich weiß”, entgegnete Jennings demnach. “Man bringt sie nach Mud Creek und hängt sie mit einem verdammten Seil auf. Aber das kann man nicht mehr machen. Sie haben mehr Rechte als wir.”

Bei den am Wochenende veröffentlichten Aufnahmen handelt es sich nach Angaben des Blattes nur um einen ersten Teil des Gespräches. Zwei weitere Teile sollen demnächst noch folgen.

Oklahomas Gouverneur zeigt sich empört

Der Gouverneur von Oklahoma, Kevin Stitt, forderte am Sonntag den Rücktritt von Clardy, Manning, Jennings und Hendrix. “Ich bin sowohl entsetzt als auch entmutigt über die schrecklichen Kommentare der Beamten in McCurtain County”, erklärte Stitt. “Es gibt einfach keinen Platz für solch hasserfüllte Rhetorik im Staat Oklahoma, besonders nicht von denen, die dazu dienen, die Gemeinschaft durch ihr jeweiliges Amt zu vertreten.” Am Montag versammelten sich Medienberichten zufolge mehr als 100 Menschen vor dem Gerichtsgebäude von McCurtain County in Idabel und forderten ebenfalls den Rücktritt des Sheriffs und der anderen drei Bezirksvertreter.Berühmte Serienmörder USA 20.20

Am Montagabend veröffentlichte das Büro des Sheriffs dann auf Facebook eine Antwort auf die Vorwürfe. Darin heißt es, dass es eine “laufende Untersuchung wegen mehrerer erheblicher Verstöße” gegen das Gesetz über Kommunikationssicherheit in Oklahoma gebe, wonach es “illegal ist, heimlich ein Gespräch aufzuzeichnen, an dem man nicht beteiligt ist und für das man nicht die Zustimmung von mindestens einer der beteiligten Parteien hat”.

Die Aufnahme müsse zudem noch “ordnungsgemäß beglaubigt oder validiert” werden, schrieb das Sheriffbüro. “Unsere vorläufigen Informationen deuten darauf hin, dass die von den Medien veröffentlichte Tonaufnahme verändert wurde. Das Motiv dafür ist derzeit noch unklar. Diese Angelegenheit wird derzeit aktiv untersucht.”Zwei Jahre nach George Floyds Tod: Untersuchung attestiert Polizei von Minneapolis rassistisches “Muster” 17.55

Bruce Willingham ist sich dagegen sicher, rechtmäßig gehandelt zu haben: “Ich habe bei zwei verschiedenen Gelegenheiten mit unseren Anwälten gesprochen, um sicherzustellen, dass ich nichts Illegales tue”, zitierte ihn die Zeitung “Oklahoman”. Er glaube, die örtlichen Beamten seien verärgert über “Geschichten, die wir veröffentlicht haben und die das Büro des Sheriffs in ein ungünstiges Licht rücken”, sagte Willingham. Dazu gehöre auch der Tod von Bobby Barrick, einem Mann aus Broken Bow, Oklahoma, der im März 2022 in einem Krankenhaus starb, nachdem Hilfssheriffs von McCurtain County ihn mit einem Elektroschocker beschossen hatten. Die “McCurtain Gazette-News” hat eine Klage gegen das Büro des Sheriffs eingereicht, um Aufnahmen von Körperkameras der Einsatzkräfte und andere Unterlagen im Zusammenhang mit Barricks Tod zu erhalten.

Die Familie Willingham lebt nach Angaben des US-Senders CNBC seit 120 Jahren in McCurtain Couunty und betreibt seit 40 Jahren die “McCurtain County Gazette-News”. Die 1905 gegründete Zeitung erscheint nur in gedruckter Version und hat schon früher landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Nach dem Bombenanschlag auf ein Bundesgebäude in Oklahoma City im Jahr 1995 hatte Willingham einen freien Mitarbeiter namens J.D. Cash eingestellt, dem eine Reihe von Scoops über die Ermittlungen zu dem Attentat gelangen.

Quellen: Oklahoman, McCurtain County Sheriff’s Office, CNBC, CNN

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