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Turnier in Australien und Neuseeland: Ist die Fifa zu gierig? Warum noch niemand die TV-Rechte für die Frauenfußball-WM gekauft hat

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In weniger als hundert Tagen beginnt die Frauenfußball-WM in Australien und Neuseeland. Doch ob die deutschen Fans die Spiele live im Fernsehen sehen können, ist offen. Bislang wollen deutsche TV- Sender den Preis nicht zahlen, den die Fifa verlangt.

Man stelle sich das mal vor: Es findet eine Fußball-WM statt und in Deutschland sind die Spiele nicht live im Fernsehen zu sehen. Kein Joshua Kimmich oder Manuel Neuer, kein Kylian Mpappé oder Lionel Messi. Bei den Männern ist das undenkbar, bei den Frauen schon. Es ist offen, ob die Deutschen Alexandra Popp und Lena Oberdorf bei ihrer Weltmeisterschaft zuschauen können. Noch hat kein deutscher Sender die Übertragungsrechte für die Frauenfußball-WM vom Weltverband Fifa erworben. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Das Turnier beginnt in weniger als hundert Tagen.

Dabei sind Quoten-Aussichten erfolgsversprechend. ARD und ZDF erzielten mit den Übertragungen von der Europameisterschaft im vergangenen Sommer Rekordwerte. Das Finale zwischen England und Deutschland im Wembley-Stadion sahen knapp 18 Millionen Zuschauer. Es war die erfolgreichste Sendung 2022 in Deutschland.

Der Grund für den Missstand ist einfach: Die Fifa verlangt aus Sicht der deutschen TV-Sender einen zu hohen Preis. Das Ausschreibungsverfahren für die Übertragungsrechte “war bisher erfolglos, da es keine Angebote gab, die das größte Frauenfußballturnier der Welt in seinem wahren Wert anerkennen”, hieß es auf Anfrage bei der Fifa.PAID Kommentar DFB Bindenstreit WM 13.25

Fiifa-Boss Infantino beklagt Doppelmoral

ZDF-Sprecher Thomas Hagedorn bestätigte dem stern die unterschiedlichen Preisvorstellungen: “Die Angebote des ZDF für den Erwerb von Sportrechten orientieren sich unter anderem maßgeblich am Marktpreis für das jeweilige Sportrecht. Der Marktwert kann unter Umständen erheblich von der preislichen Erwartungshaltung der Rechtevermarkter abweichen.” Bei der ARD wird man ähnlich denken. Ob Angebote von deutschen Privatsendern wie der RTL-Gruppe vorliegen, ist nicht bekannt.

Die Positionen sind verhärtet. Infantino sieht in der Weigerung der Sender, den geforderten Preis zu bezahlen, eine Doppelmoral, und verkauft die harte Haltung der Fifa als legitimen Kampf für mehr Gleichberechtigung. Man könne einerseits nicht Equal Pay verlangen, dann aber nicht die entsprechenden Preise bezahlen. In seiner Abschlussrede auf dem Fifa-Kongress im März warf Infantino den Sendern vor, “sie bezahlen 100 Mal weniger, obwohl die Zuschauerzahlen nur 25 Prozent geringer” seien. 

Das stößt auf Kritik: “Der ganze Prozess ist so nicht vorstellbar bei einem Männerturnier”, sagte Ex-Nationaltorhüterin Almuth Schult im Deutschlandfunk. “Da spielt die Fifa ein obszönes Spiel.” Schults Kritik richtet sich auch gegen den Zeitplan für den Verkauf, der von Beginn an sehr ungewöhnlich war. Die Ausschreibung startete erst Mitte Januar, die Frist zur Abgabe von Angeboten endete am 14. Februar um 10 Uhr.PAID 32_22 Fußball-EM der Frauen Resumée 17.21

Die Zeit für die TV-Sender wird knapp

Dass die Sender die hohen Preise für die Medienrechte nicht zahlen wollen, hat einen einfachen Grund: Das Turnier findet Down Under statt und durch die Zeitverschiebung werden die Spiele alle am Vormittag deutscher Zeit angepfiffen, einige sogar in der Nacht. Das bedeutet weniger Zuschauer und macht es für die Sender schwer, den Kauf der Übertragungsrechte zu refinanzieren.

Doch die Zeit wird knapp. Hotels müssen bestellt, Flüge gebucht und Visa-Anträge gestellt werden. Die Sportredaktionen müssen ihr Programm mit dem Rest des Senders abstimmen und Einsätze planen. Und was passiert, wenn es in Deutschland keine Einigung mit einem TV-Partner gibt? Darauf hat die Fifa bisher keine Antwort gegeben.

Quellen: Deutschlandfunk, “Frankfurter Allgemeine Zeitung“, Nachrichtenagentur DPA

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Dabei sind Quoten-Aussichten erfolgsversprechend. ARD und ZDF erzielten mit den Übertragungen von der Europameisterschaft im vergangenen Sommer Rekordwerte. Das Finale zwischen England und Deutschland im Wembley-Stadion sahen knapp 18 Millionen Zuschauer. Es war die erfolgreichste Sendung 2022 in Deutschland.

Der Grund für den Missstand ist einfach: Die Fifa verlangt aus Sicht der deutschen TV-Sender einen zu hohen Preis. Das Ausschreibungsverfahren für die Übertragungsrechte “war bisher erfolglos, da es keine Angebote gab, die das größte Frauenfußballturnier der Welt in seinem wahren Wert anerkennen”, hieß es auf Anfrage bei der Fifa.PAID Kommentar DFB Bindenstreit WM 13.25

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Die Positionen sind verhärtet. Infantino sieht in der Weigerung der Sender, den geforderten Preis zu bezahlen, eine Doppelmoral, und verkauft die harte Haltung der Fifa als legitimen Kampf für mehr Gleichberechtigung. Man könne einerseits nicht Equal Pay verlangen, dann aber nicht die entsprechenden Preise bezahlen. In seiner Abschlussrede auf dem Fifa-Kongress im März warf Infantino den Sendern vor, “sie bezahlen 100 Mal weniger, obwohl die Zuschauerzahlen nur 25 Prozent geringer” seien. 

Das stößt auf Kritik: “Der ganze Prozess ist so nicht vorstellbar bei einem Männerturnier”, sagte Ex-Nationaltorhüterin Almuth Schult im Deutschlandfunk. “Da spielt die Fifa ein obszönes Spiel.” Schults Kritik richtet sich auch gegen den Zeitplan für den Verkauf, der von Beginn an sehr ungewöhnlich war. Die Ausschreibung startete erst Mitte Januar, die Frist zur Abgabe von Angeboten endete am 14. Februar um 10 Uhr.PAID 32_22 Fußball-EM der Frauen Resumée 17.21

Die Zeit für die TV-Sender wird knapp

Dass die Sender die hohen Preise für die Medienrechte nicht zahlen wollen, hat einen einfachen Grund: Das Turnier findet Down Under statt und durch die Zeitverschiebung werden die Spiele alle am Vormittag deutscher Zeit angepfiffen, einige sogar in der Nacht. Das bedeutet weniger Zuschauer und macht es für die Sender schwer, den Kauf der Übertragungsrechte zu refinanzieren.

Doch die Zeit wird knapp. Hotels müssen bestellt, Flüge gebucht und Visa-Anträge gestellt werden. Die Sportredaktionen müssen ihr Programm mit dem Rest des Senders abstimmen und Einsätze planen. Und was passiert, wenn es in Deutschland keine Einigung mit einem TV-Partner gibt? Darauf hat die Fifa bisher keine Antwort gegeben.

Quellen: Deutschlandfunk, “Frankfurter Allgemeine Zeitung“, Nachrichtenagentur DPA

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