Besetzungen von Uni-Gebäuden sind für Hochschulleitungen eine Herausforderung. Am Verhalten der Direktorin der ASH Berlin gibt es Kritik – aber nicht nur.
Die Präsidentin der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) bekommt Unterstützung für ihren Umgang mit einer Protestaktion in einem Hörsaal. Bettina Völter sei deeskalierend vorgegangen und habe die Situation unter Kontrolle gebracht, sagte die Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, Miriam Rürup.
Ihr Eindruck sei, dass Völter sich antisemitischer Grenzüberschreitungen annehme und diese entsprechend ahnde. “Also dieser Balanceakt scheint mir dort ziemlich gut gelungen.”
An der ASH war am 6. Januar das Audimax besetzt worden. Nach Angaben der Hochschule hatten Aktivisten mehr Raum für Dialog gefordert. Sie verließen das Gebäude nach einem Gespräch mit der Hochschulleitung nach mehreren Stunden friedlich. Etwa 180 Polizisten waren vor Ort. Sechs Menschen wurden vorläufig festgenommen.
Auch Kritik an Hochschulpräsidentin
Für Kritik hatte unter anderem ein Video gesorgt, auf dem zu sehen war, wie Völter Polizisten mehrfach dazu auffordert, den Eingangsbereich des Gebäudes zu verlassen, und sagt: “Wir erleben es als Bedrohung, dass Sie vorne am Eingang stehen.” Später schob sie die Einschränkung hinterher, dass es für manche Menschen bedrohlich sei.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte Verhalten und Äußerung als “nicht nachvollziehbar” und “absolut deplatziert” bezeichnet. Die ASH teilte mit, der Einsatz sei mit der Polizei im Nachgang besprochen und die Zusammenarbeit als ausgesprochen wertschätzend empfunden worden.
Bei den Protesten sei es zu “Vorfällen von Diskriminierung, Antisemitismus und (antimuslimischem) Rassismus” seitens der Besetzer gekommen, den die Hochschule ausdrücklich bedauere. “Die Aufarbeitung dieser Vorkommnisse ist der Hochschule ein besonderes Anliegen, das sie in den kommenden Monaten intensiv verfolgen wird.”
Die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum hatte insbesondere eine Schändung der Büste von Alice Salomon kritisiert, und sprach von einer inakzeptablen Fortsetzung der antisemitischen und antiisraelischen Vorgänge an Berliner Hochschulen. Rürup sagte, die Büste von Alice Salomon mit einer Keffiyah einzukleiden, sei aus ihrer Sicht keine Schändung, sondern allenfalls eine Symbolik, die als Protestform abzulehnen sein mag. Als Keffiyah bezeichnet man das in der arabischen Welt getragene Kopftuch.