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“FC Hollywood”: ZDF-Doku beleuchtet wilde Bayern-Zeit

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Das ZDF blickt auf die turbulenten 90er zurück, als der FC Bayern zum “FC Hollywood” wurde. Matthäus, Klinsmann und Co. gewähren Einblicke.

Es war die Zeit der großen Egos, der Boulevard-Schlagzeilen und der sportlichen Extreme: In den 1990er-Jahren wurde aus dem FC Bayern der “FC Hollywood“. Eine gleichnamige fünfteilige ZDF-Dokumentation beleuchtet nun diese turbulente Phase des deutschen Rekordmeisters. Ab dem 17. Januar (22:30 Uhr) lässt der Sender die wohl aufregendste Ära der Vereinsgeschichte wieder aufleben. Ex-Bayern-Star Thomas Strunz (56) bringt es darin am besten auf den Punkt: “Wir waren 22 Wahnsinnige.”

Was diese Dokuserie besonders macht: Erstmals sprechen viele der damaligen Hauptakteure ausführlich über diese Jahre. Allen voran die beiden Alpha-Tiere Lothar Matthäus (63) und Jürgen Klinsmann (60), deren Rivalität den Verein zeitweise zu spalten drohte. “Ich habe eindeutige Informationen, dass es ein Komplott gegen mich gab”, behauptet Matthäus noch heute in Bezug auf seine Ausbootung aus der Nationalmannschaft. Klinsmann kontert mit einem Lachen: “Nein, stimmt nicht.”

Auch andere Kultfiguren wie Mario Basler (56), Stefan Effenberg (56) und Mehmet Scholl (54) geben tiefe Einblicke in die damaligen Geschehnisse. Ergänzt werden ihre Erinnerungen durch Interviews mit Journalisten wie Reinhold Beckmann (68) oder Marcel Reif (75). Dazu kommt bislang unveröffentlichtes Archivmaterial, das die Zuschauer direkt in die damalige Zeit zurückversetzt.

Der Weg vom Chaos zum Weltclub

Die Serie zeichnet den Weg einer hochtalentierten, aber schwer zu bändigenden Mannschaft nach. Nach einem für Bayern-Verhältnisse katastrophalen sechsten Platz 1995 wurde ein millionenschweres Starensemble zusammengekauft. Eine Mannschaft, eine Art Weltauswahl, die sich eigentlich nur selbst schlagen konnte, wie mehrere Protagonisten betonen. Was dann folgte, war eine Berg- und Talfahrt der besonderen Art.

Manager Uli Hoeneß (73) hatte einen “faustischen Pakt” mit den Medien geschlossen: Zugang zu den Spielern gegen maximale Aufmerksamkeit. Das Ziel: Auch bislang fußballfremde Zielgruppen, wie junge Frauen und Mädchen, in die damals teils verwaisten Stadien zu locken. Die Schattenseiten dieses Deals zeigten sich schnell. Besonders Publikumsliebling Mehmet Scholl, damals als “sportliche Boyband” gefeiert, litt massiv unter dem medialen Druck. “Das ist mir alles gehörig um die Ohren geflogen”, gesteht er heute.

Legendäre Momente ohne Pause

Die Doku beleuchtet zahlreiche Wendepunkte der Bayern-Geschichte: Giovanni Trapattonis (85) bis heute berühmte “Flasche leer”-Pressekonferenz, Matthäus’ brisantes Tagebuch, das die Kabine spaltete, oder das dramatische Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United, das kurz vor Spielschluss noch hergeschenkt wurde. Trotz – oder möglicherweise auch gerade wegen – all dieser teils hanebüchenen Turbulenzen legte diese Phase den Grundstein für den heutigen Status des FC Bayern als globale Marke. In fünf jeweils 45-minütigen Folgen wird die Geschichte chronologisch und penibel, aber niemals langweilig aufgearbeitet.

“Diese 90er Jahre bilden den Grundstock der Faszination des FC Bayern”, urteilt auch die langjährige “Bunte”-Chefredakteurin Patricia Riekel (75), die damals einen guten Draht zu den Bayern-Profis pflegte. Die Dokumentation zeigt, wie aus einer Gruppe von Individualisten jene Mannschaft wurde, die das Fundament für die heutige Erfolgsgeschichte des Clubs goss.

Der ehemalige Bayern-Kommunikationschef Markus Hörwick (68) bringt die damalige Situation mit am besten auf den Punkt: “Basler, Effenberg, Scholl und Matthäus – das war kurz vor der Irrenanstalt.” Genau diese Mischung macht die Serie für Fußballfans zu einem Pflichttermin. Die Folgen sind ab sofort in der ZDF-Mediathek verfügbar, im TV läuft die Serie am 17. und 18. Januar.

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