Bayern hat Dirndl und Lederhose – in Mecklenburg-Vorpommern gibt es bisher keine landestypischen Trachten, die mit der Mode gehen. Ein großangelegter Wettbewerb sollte Abhilfe schaffen.
Die Idee trendiger Landestrachten nach dem Vorbild von Dirndl und Lederhose in Bayern hat der Landestourismusverband zusammen mit dem Heimatverband und dem Kultusministerium vor fast einem Jahrzehnt auf den Weg gebracht. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, eine Jury mit Modedesignerin Jette Joop an der Spitze zusammengestellt. Doch seit die Gewinner 2018 gekürt, der mit 25.000 Euro dotierte Preis überreicht und das “Nordoster”-Konzept vorgestellt war, ist es ruhig um das Projekt geworden.
Nach Worten des Geschäftsführers des Tourismusverbandes MV, Tobias Woitendorf, hat dabei die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt. “Wir haben 60 Trachten für Damen und Herren nähen lassen”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sie sollten im Mai 2020 beim Germany Travel Mart, einer Messe für internationale Reise-Einkäufer, in Mecklenburg-Vorpommern von Gästebetreuerinnen und -betreuern getragen werden. “Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung.” Die Veranstaltung habe nur virtuell stattfinden können.
Schatz im Lager des Tourismusverbandes
So verschwanden die Trachten in der Versenkung. “Vereinzelt haben Trachtenvereine mal einige ausgeliehen”, sagte Woitendorf. Später habe man versucht, die Stücke zu veräußern, aber niemand habe zugegriffen. Heute liegen die 60 Sets Woitendorf zufolge im Lager des Landestourismusverbands. “Man kann sie sofort anziehen und einsetzen.”
Auch das Gestaltungshandbuch und die Schnittmuster werden demnach vom Verband aufbewahrt. Bisher habe sich aber niemand gefunden, der die Trachten in Serie produzieren wolle. Interessierte könnten sich gerne an den Landestourismusverband wenden.
Vorbild Bayern
Sieben Designer hatten sich seinerzeit am Wettbewerb beteiligt und Ideen für eine moderne Interpretation traditionell-landestypischer Kleidung im Nordosten geliefert. Die Jury kürte Veruschka Götz und Daniela Ziegan vom Büro T616 in Berlin zum Sieger. Das Duo gewann mit seinem Konzept “Nordoster”.
Gesucht worden war alltagstaugliche Kleidung mit traditionellen Stilelementen und Accessoires, die am Markt verkäuflich ist. In seiner Ausschreibung verwies der Verband auf das große Geschäft mit alpenländischen Trachten, die von Designern mal traditionell, mal jung und trendig interpretiert werden. “Trachten haben eine Relevanz für junge Mode, Mode mit der Spezifik der Freizeit am Wasser und berufsspezifischen Anwendungen”, hieß es in der Ausschreibung für den Wettbewerb. Zur Zielgruppe zählte der Verband zum Beispiel auch Kellner sowie Mitarbeiter von Museen und Tourist-Informationen.
Kleine Anfrage im Landtag
Die AfD kritisierte, dass es an einer klaren Strategie für die Weiterentwicklung und Vermarktung einer modernen Landestracht “und scheinbar auch am Interesse der Landesregierung” fehle. Die Oppositionsfraktion im Landtag hatte jüngst die Landesregierung nach dem Trachten-Projekt, das seit 2019 als abgeschlossen gilt, gefragt. Man plane keine Aktivitäten, um eine moderne regionale Tracht zu etablieren, hatte die rot-rote Regierung in Schwerin geantwortet.