Angriff abgewehrt, doch die Herausforderungen bleiben groß: Meister Leverkusen macht Druck auf die Bayern und für Sportvorstand Eberl stehen drängende Vertragsthemen an.
Nach der vorzeitig gewonnenen Hinrunden-Meisterschaft wirkte Max Eberl locker und gelöst. Das verdiente, wenn auch mühevolle 1:0 (0:0) seines FC Bayern an alter Wirkungsstätte bei Borussia Mönchengladbach im Bundesliga-Klassiker am Samstagabend war in mehrerer Hinsicht wohltuend für den Münchner Sportchef.
Durch den knappen Erfolg beim Angstgegner hielten die Bayern dem Druck des wiedererstarkten Double-Gewinners Bayer Leverkusen stand und sicherten sich zum 27. Mal die Bundesliga-Herbstmeisterschaft. Zudem ignorierte der Gladbach-Anhang den bei ihm in Ungnade gefallenen langjährigen Borussia-Macher diesmal weitgehend. Im Überschwang sprach Eberl gar von “einem Statement”, das die Bayern nach dem ungleich beeindruckenderen Leverkusener Sieg am Freitag bei Borussia Dortmund gesetzt hätten.
Kimmich fordert Demut
Ganz so war es natürlich nicht, auch wenn der Rekordmeister erstmals seit über zehn Jahren zum zweiten Mal in Serie ein Auswärtsspiel im Borussia-Park gewann. Ob der Wortwahl des Sportvorstandes schaute Joshua Kimmich auch etwas irritiert. “Es war jetzt kein 4:0 oder 5:0”, ordnete der Nationalmannschaftskapitän den Sieg nach einem Elfmetertor von Goalgetter Harry Kane (68. Minute) sein: “Wir müssen demütig bleiben.”
Spiel- und formstärker wirkt einen Monat vor dem Gipfel in Leverkusen die Bayerelf, die aber weiter vier Punkte hinter dem FCB liegt, der bislang nur 1971, 1993 und 2012 nach der Herbstmeisterschaft auch den wahren Titel verpasste. Auch dieses gute Omen mag zu Eberls Entspannung beigetragen haben.
Denn für den 51-Jährigen stehen arbeitsreiche Wochen, vielleicht gar Monate an. Die Gespräche über mögliche Vertragsverlängerungen des Stammpersonals Jamal Musiala (21), Kimmich (29), Alphonso Davies (24), Thomas Müller (35), Manuel Neuer (38) und Leroy Sané (29) gelten als richtungsweisend.
Eberl möchte frühe Klarheit bei mehreren Vertragsgesprächen
Sollten diese Personalfragen nicht rechtzeitig geklärt sein, könnte sich das negativ auf den Saisonendspurt auswirken. Das betont auch Eberl.”Wir sind uns alle einig, wenn die Crunchtime in der Bundesliga, in der Champions League kommt, dann müssen die Dinge geklärt sein, dann müssen die Entscheidung gefallen sein – in welche Richtung auch immer”, sagte er bei Sky.
Von Neuer und Müller, bei denen keine langen Vertragsgespräche erwartet werden, sowie dem nicht dauerhaft abliefernden Sané abgesehen, scheint es beim übrigen Trio auf den berühmten Dominostein anzukommen, der fällt. “Es ist natürlich ein sehr entscheidender Moment derzeit in meiner Karriere. Ich kenne gute Gründe, um zu verlängern. Trotzdem möchte ich abwägen, wo ich in den nächsten drei, vier Jahren den maximalen Erfolg haben kann”, sagte etwa Kimmich. “Das werde ich mir in den nächsten Wochen und Monaten angucken und eine sehr gute Entscheidung treffen.”
Dies könnte bedeuten, dass der Kapitän der Nationalmannschaft abwartet, was der wohl von Real Madrid umworbene Davies und insbesondere Zauberfuß Musiala machen. Vor allem die mit allen Mitteln angestrebte Verlängerung des als künftigen Weltfußballer gehandelten Musiala dürfte Signalwirkung haben. Welchen Einfluss der Offensivkünstler auf die Bayern-Offensive hat verdeutlichte sein krankheitsbedingtes Fehlen in Gladbach, wo es lange an Spielwitz der Bayern fehlte.
Insbesondere von Musiala hängt viel ab
Im ZDF wurde Eberl mit angeblich stockenden Gesprächen über eine Vertragsverlängerung des Nationalspielers konfrontiert. “Von außen denkt man, es stockt. Und innen arbeiten wir in Ruhe weiter. Und irgendwann wird es die Entscheidung geben”, sagte der Sportvorstand dazu.
Die Frage des Zeitpunkts dürfte hier entscheidend sein. Denn auch Kimmich mag lieber früh als spät entscheiden. “Ich spüre schon dem Verein gegenüber eine Verantwortung”, sagte der Mittelfeldspieler. “Ich möchte jetzt auch nicht bis Juli, Juni oder Mai warten. Ich möchte auch für mich persönlich irgendwann Gewissheit haben.” Es bleibt spannend bei den Bayern.