Ein deutscher Unternehmer verkauft Anti-Elon-Aufkleber in die ganze Welt. Dabei fährt er selbst Tesla – und erzählt im Gespräch, wie er dafür an der Tankstelle bepöbelt wird.
Patrik Schneider (39) ist Unternehmer und glühender Tesla-Fan. Oder besser: Er war Fan. Denn seit Elon Musk mit kontroversen politischen Positionen zur AfD und Donald Trump auf sich aufmerksam macht, steht er vor einem Dilemma: Wie trennt man die Liebe für ein Produkt von der Enttäuschung über dessen Schöpfer?
Schneiders Antwort: Autoaufkleber, die ein humorvolles, aber klares Statement gegen Musk setzen sollen. Aus einer Werkstatt in Pforzheim, wo er mit seiner Firma “Sons of Battery” normalerweise Folien für E-Bikes fertigt, verschickt er mittlerweile Anti-Elon-Sticker in die ganze Welt. Im Interview mit Capital spricht er über seinen Verkaufshit, den Zwiespalt vieler Teslafahrer und die Frage, ob man Tesla noch lieben darf.
Herr Schneider, Sie verkaufen Autoaufkleber, mit denen sich Teslafahrer von Elon Musk distanzieren können. Welche Motive bieten Sie an?
Unser Bestseller ist der Spruch “I bought this before Elon went crazy”. Der geht gerade weltweit steil. Nachdem Elon seine Unterstützung für die AfD öffentlich gemacht hat, wurde der Ton dann auch bei mir ein bisschen rauer. Vorher war ich noch ein bisschen Fan. Jetzt gibt es auch Aufkleber mit “FCK ELN” und “Elon Sucks” – letzteres war tatsächlich der Wunsch eines Kunden. Und dann gibt es noch die softere Variante: “I bought the car, not the CEO.”
© Sons of Battery
Woher kommen Ihre Kunden?
Neulich hat mich mein Steuerberater entsetzt angerufen, weil wir auf einmal so viele Exporte in die USA hatten. Das ist schon krass. Wir verkaufen in Länder wie Australien, Schweden und Italien – eigentlich überall. Das hätte ich im Leben nicht gedacht.
Die Elon-Sticker bieten Sie erst seit Oktober 2024 an. Wie kamen es zu der Idee?
Ich fahre selbst einen Tesla und war wirklich Fan von diesem innovativen Daniel Düsentrieb, der so unglaublich reich ist, aber trotzdem die Alteingesessenen ärgert und einfach tolle Sachen macht. Als er dann mit diesem Woke-Gedöns anfing, war mir das zu viel. Deswegen wollte ich mir einen Aufkleber kaufen. In Amerika sind die schon seit zwei Jahren der Renner – als hochwertiger Folienaufkleber fürs Auto gab es das aber noch nicht. Ich stelle auch Folien für E-Bikes her, also habe ich es einfach selbst gemacht.
Wie viele Aufkleber verkaufen Sie seitdem?
Am Tag sind es zwischen 100 und 150 Stück. Je nachdem, was er postet.
Wie meinen Sie das?
Na ja, sobald Elon wieder irgendeinen Quatsch postet, geht es bei mir richtig ab. Zum Beispiel an jenem Abend, als die Kollabo mit Trump bekannt wurde. Oder als er das mit der AfD gesagt hat. Das ist natürlich nicht schön. Und reich werde ich mit dem Scheiß auch nicht. Ein Aufkleber kostet 7,50 Euro – da bleibt am Ende nicht so viel übrig. Aber das Statement ist meiner Meinung nach extrem wichtig.
Damit treffen Sie offenbar einen Nerv. Was denken Sie, warum?
Ich bin auf keiner Seite, aber ich bin vor allem nicht rechts. Mit dem Tesla wurde ich an der Tankstelle und auf dem Edeka-Parkplatz schon dumm angemacht als Trump-Supporter und AfD-Wähler. Wo ich mir denke: Hackt’s bei dir? Ja klar, als Tesla-Fahrer warst du schon immer der Depp: der Grünen-Wähler, der Weltenretter, der CO2-Junk. Aber jetzt kommst du in eine Kategorie, die nicht mehr witzig ist. Jetzt bist du auf einmal in der Ecke mit den Rechten. Ich glaube, dass die Mehrheit der Tesla-Fahrer keinen Bock mehr darauf hat. Mit dem Aufkleber auf der Stoßstange kann man sich viele Diskussionen ersparen. Und viel wichtiger: Ich bringe die Leute damit zum Grinsen. Und das ist schön. Das macht mich extrem stolz.
Bekommen Sie auch negative Reaktionen?
Ja, brutal. Bei Facebook sind die Kommentare voll mit Hass. Auch in Tesla-Gruppen wird es hart diskutiert. Da wurde mir schon geschrieben, dass man den Beitrag über mich löschen musste, weil der “viel zu politisch” sei. Dabei war unser Bestseller “I bought this before Elon went crazy”gar nicht politisch gedacht. PAID_Musk_Weidel_Talk 17.50
Wie denn dann?
Jeder, mit dem ich rede, versteht die Welt nicht mehr. Weil Elon all diejenigen supportet, die gegen das sind, was er aufgebaut hat. Ich hoffe immer noch, dass es ein Scherz ist. Ich kann mir das einfach nicht erklären – und das geht offenbar vielen so. Deswegen wird der Sticker auch so oft bestellt. Trotzdem versetzt mir jeder Verkauf einen kleinen Stich.
Warum?
Ich liebe meinen Tesla. Es ist für mich das beste, schnellste Auto der Welt. Dieses Auto ist mein absolutes Lieblingsauto. Ich weiß, die Firma kann da nichts dafür. Aber er ist eben der Kopf und das Gesicht der Marke. Und es ist ein Punkt erreicht, an dem man nicht mehr einfach sagen kann: Ich mag das Auto, alles andere ist mir egal.
Wo ist für Sie die Schmerzgrenze?
Es gibt keine Schmerzgrenze, wenn du mit den Rechten mitläufst. Ganz einfach. Wer da mitgeht, ist bei mir persönlich unten durch. Als Neuwagen käme Tesla für mich aktuell nicht infrage. Auf keinen Fall. Auch wenn das bedeutet, dass ich ein schlechteres Auto kaufen müsste. Wenn mein Leasing in ein paar Jahren ausläuft, wird auch bei mir eine Entscheidung fallen. Wenn alles so bleibt, wahrscheinlich gegen Tesla. Ich kann jeden verstehen, der das Ding jetzt abstößt. Aber das wäre auch nicht besonders ökologisch.
Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?
Ich mache seit fünf Jahren Folien für E-Bikes und habe die aktivste E-Bike-Community Europas mit rund 100.000 Mitgliedern aufgebaut. Meine Frau und ich machen das allein, manchmal hilft noch meine Tochter. Wenn die Ausschläge mit Elon so weitergehen, müssen wir wahrscheinlich aufstocken. Wir sind jetzt schon an der Kapazitätsgrenze.