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Podcast “Die Lage – International”: Sicherheitsexperte Mölling: “Das kann Israel nicht allein kontrollieren”

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Iran kann binnen weniger Tage eine Atombombe bauen. Nun droht eine “Torschluss-Reaktion” Israels, sagt Christian Mölling. Viel hängt davon ab, wie Donald Trump sich verhält.

Audio Podcast Die Lage International #1 Iran 10.01.2025

Die Folgen eines israelischen Angriffs auf Irans Atomanlagen würden weit über den Nahen Osten hinausreichen. “Das würde Russland und China auf den Plan rufen, denn ein solcher Angriff würde das internationale Machtgefüge verändern”, sagt Christian Mölling, Direktor des Programms “Zukunft Europas” der Bertelsmannstiftung, in der neuen Folge des sternPodcasts “Die Lage – International”. “Das kann Israel nicht allein kontrollieren. Im Falle eines israelischen Angriffs müssten die USA “sich einschalten und diese Akteure in Schach halten. Sonst landen wir in einer ganz anderen Konfliktformation.”

Trotz dieser Risiken sieht der Sicherheitsexperte kurz vor dem Amtsantritt Donald Trumps als neuer US-Präsident eine wachsende Kriegsgefahr in Nahost. Iran sei durch die jüngsten Entwicklungen im Libanon und in Syrien stark geschwächt. “Es hat nahezu all seine Stellvertreter verloren. Die können jetzt nicht mehr wie die Bauern vor den König treten.” Außerdem habe die israelische Luftwaffe nach den iranischen Angriffen auf Israel im April und Oktober 2024 Irans Luftabwehr stark dezimiert. Die Lage biete Israel die Gelegenheit, Irans Atomprogramm mit einem Angriff “um Jahre oder Jahrzehnte zurückzuwerfen.” 

USA: Aktualisierte Pläne für einen Militärschlag gegen Iran

Offenbar rechnen die USA mit der Möglichkeit, dass das geschwächte Regime in Teheran die Übergangsphase zwischen der Biden- und der Trump-Regierung zu einem raschen Bombenbau nutzen könnte. Nach einem Bericht der “New York Times” hat sich Noch-Präsident Joe Biden schon Mitte Dezember aktualisierte Pläne für einen US-Militärschlag gegen Iran vorlegen lassen, um für diesen Fall gerüstet zu sein. Für das iranische Regime selbst wäre die Entscheidung, die Atombombe zu bauen, zweischneidig, sagt Sicherheitsexperten Mölling. “Eine Atombombe bringt sie in ein anderes Spiel. Aber das heißt nicht, dass sie auf einmal alle Karten in der Hand haben.”

Die internationale Krisendiplomatie könne in dieser angespannten Lage durchaus eine Rolle spielen, so Mölling, “aber nicht auf die romantische Art und Weise”. Sehr viel hänge von der Frage ab, wie sich die USA nach dem Amtsantritt Donald Trumps am 20. Januar verhielten. Mölling hält es für wahrscheinlich, dass der neue US-Präsident “mit einem großen Knüppel” an den Verhandlungstisch kommt. “Ich glaube, dass man da auf einmal sehr viel Tacheles miteinander reden kann, und die Optionen und Konsequenzen aufzeigen kann, sollte das eine oder das andere passieren.” Die militärischen Optionen, die Israel durch die Ausschaltung der iranischen Flugabwehr geschaffen habe, sei “ein Pfund, mit dem die USA wuchern können”.

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