Alice Weidel und Elon Musk haben sich auf Musks Plattform X unterhalten und dabei größtenteils rechte Stichworte ausgetauscht. Die Reaktionen von Politikern und Experten.
Etwa 75 Minuten lang dauerte das live übertragene Gespräch zwischen Elon Musk und Alice Weidel auf der Plattform X. Es ging um Gender, Bürokratie, Hitler und Gott – große neue Erkenntnisse brachte der Austausch zwischen dem reichsten Mann der Welt und der AfD-Kanzlerkandidatin nicht.
Wer einen fulminanten Auftritt der deutschen Politikerin erwartet hatte, wurde enttäuscht. So attestieren viele Beobachter Weidel eine vertane Chance – durchaus mit einiger Erleichterung. Für Aufsehen sorgten vor allem Weidels Äußerungen zu Adolf Hitler, den sie in dem Gespräch als “Kommunisten” bezeichnete. Diese historisch falsche Einordnung rief zum Teil entsetzte Reaktionen hervor.Musk Weidel Analyse 22.00
Hitler-Aussage sorgt für Entsetzen
“Hitler sei Kommunist gewesen … Dabei hat er die Kommunisten ermordet”, schrieb Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei X. Das Gespräch bezeichnete Lauterbach als “Gestammele, besonders von Weidel“. Aus seiner Sicht handelte es sich nicht um einen Austausch auf Augenhöhe: “Weidel dient sich dem Tech-Milliardär an, fragt nach der Mars Besiedlung. Sie hätte fast gekniet.” Lauterbachs Fazit: “Peinlich.”
Sein Parteifreund Ralf Stegner sagte der “Rheinischen Post”: “Das ist eine Farce und entspricht Erdogan-Wahlveranstaltungen in Deutschland.” Der Talk sei “nichts für Demokraten” gewesen. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk analysierte Weidels Aussage zu Hitler und kam zu dem Schluss: “Dieser Geschichtsrevisionismus bedeutet eine neue Stufe in der Radikalisierung der AfD.”PAID_Musk_Weidel_Talk 17.50
Wenig überzeugende Performance von Weidel
Für Häme sorgte Weidels Englisch mit deutlichem deutschen Akzent sowie ihr teils wenig professionelles Auftreten. Ab und an lachte sie nervös auf, am Ende beendete sie das Gespräch relativ ungestüm. Ausgerechnet der ehemalige AfD-Politiker Marcus Pretzell stellte Weidel ein schlechtes Zeugnis aus: “Das Gespräch heute hat Weidel mehr geschadet als die letzten fünf ÖRR-Inquisitionen.” Für die Performance gab er der AfD-Chefin eine “4-“.
Politikwissenschaftler Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München, fand das Gespräch “schlechter als jede Diskussion zwischen zwei Volltrunkenen in deiner Eckkneipe”. Der Kölner Politik-Professor Thomas Jäger resümierte, Musk sei seiner Gesprächspartnerin “in jeder Phase überlegen” gewesen: “Sie eierte und schwankte, fand keinen roten Faden. Man hat den Eindruck, sie war null vorbereitet.” Weidel habe “die Chance nicht genutzt, die AfD als Partei für eine gute Zukunft Deutschlands darzustellen”.FS Elon Musk 20.25
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki sieht den allgemein kritisch betrachteten Online-Talk als gelebte Meinungsfreiheit. “Meinungsfreiheit lebt davon, dass Meinungen ausgetauscht werden”, sagte der FDP-Politiker beim Blankeneser Neujahrsempfang in Hamburg. “Die 20 Prozent der AfD-Wähler sind Teil unseres Landes und dürfen nicht ausgegrenzt werden. Wenn mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland glaubt, sie könne ihre Meinung nicht mehr frei äußern, dann haben wir ein Demokratieproblem.”
Alice Weidel und Elon Musk bekräftigen ihre Aussagen
Elon Musk selbst teilte nach der Übertragung einige Ausschnitte des Gesprächs auf X und bekräftigte, was er schon zuvor in Posts und einem Gastbeitrag in der “Welt am Sonntag” behauptet hatte: “Nur die AfD kann Deutschland retten.”
Alice Weidel verteidigte in einem Interview mit RTL und ntv ihre umstrittene Aussage über Adolf Hitler. “Ich bin Ökonomin und für uns ist völlig klar, dass Adolf Hitler ein Linker war”, sagte Weidel. Davon weiche sie nicht ab.
Quellen: Karl Lauterbach auf X, Ilko-Sascha Kowalczuk auf X, Carlo Masala auf X, Thomas Jäger auf X, Marcus Pretzell auf X, RTL, Nachrichtenagentur DPA
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