Vor drei Jahren wollte Hertz 100.000 Teslas kaufen. Inzwischen will man die Autos um jeden Preis loswerden. Wer ein Model 3 mietet, bekommt manchmal sofort ein Kaufangebot.
Autovermietungen haben mit Elektroautos so ihre Probleme. Das hat nicht unbedingt was mit ausbleibender Nachfrage oder der (oft sehr guten) Qualität der Autos zu tun, sondern mit deren Werterhalt. Ein gebrauchtes Elektroauto lässt sich nur mit großer Mühe und hohen Verlusten veräußern. Für Unternehmen mit einem hohen Fahrzeugdurchsatz ist das rein rechnerisch eine Herausforderung.
Nachdem Hertz vor drei Jahren den Kauf von 100.000 Teslas angekündigt hatte und damit die Elektrifizierung seiner Flotte vorantreiben wollte, machte das Unternehmen inzwischen eine Kehrtwende. Anfang des Jahres begann eine bisher beispiellose Verkaufsaktion – Hertz flutete den US-Markt mit spottbilligen E-Fahrzeugen. (Hertz verschleudert Tesla zum Schnäppchenpreis: Warum Mietwagenfirmen sich von Elektroautos trennen)
STERN E-Auto-Bashing-Meinung 15.30
Doch selbst zu Preisen ab lächerlichen 17.700 US-Dollar für ein fahrbereites Auto konnte das Unternehmen offenbar bisher nicht alle Fahrzeuge losschlagen. Noch immer finden sich auf der hauseigenen Verkaufsplattform entsprechende Angebote. Bei Laufleistungen um die 250.000 Kilometer wäre der Blindkauf allerdings mindestens risikobehaftet.
Wer ein Elektroauto mietet, kann es gerne behalten
Hertz geht daher zusätzlich einen anderen Weg – und setzt das Mieten eines Wagens mit einer Probefahrt gleich. Wer mit einem Tesla des Verleihers unterwegs ist, bekommt in den USA unter Umständen das Kaufangebot gleich mit. Ein entsprechendes Angebot an einen Kunden landete kürzlich auf Reddit.
Dort heißt es: “Gefällt Ihnen Ihr Mietwagen? Nehmen Sie ihn mit Hertz Car Sales gleich mit nach Hause. Wenn Sie ein neues Auto kaufen möchten, betrachten Sie diese Anmietung als eine Probefahrt!”
Darunter folgt das konkrete Angebot. Dem Hertz-Kunden zufolge bot ihm der Vermieter ein Tesla Model 3, Baujahr 2023, mit einer Laufleistung unter 50.000 Kilometern für knapp 18.000 US-Dollar an. Der Neupreis für ein Model 3 liegt in den USA für das kleinste Modell ohne Sonderausstattung bei rund 35.000 US-Dollar nach Abzug der staatlichen Förderung.
Nicht nur Tesla wird verschleudert
Die direkten Kaufangebote richten sich offenbar nicht ausschließlich an Tesla-Mieter. Auch der Fahrer eines geliehenen Polestars habe demnach entsprechende Nachrichten erhalten – allerdings zu höheren Preisen.
Es wird sich zeigen, ob die Strategie aufgeht. Clever ist sie allemal, da Mieter die Möglichkeit haben, die Fahrzeuge über einen längeren Zeitraum kennenzulernen und sich ein Bild von deren Zustand machen zu können. Es ist vermutlich wahrscheinlicher, dass jemand, der tage- oder wochenlang problemlos mit einem Auto sein Ziel erreicht, zum Kauf des jeweiligen Wagens geneigt ist.
Für dieses Jahr hatte sich Hertz den Verkauf von 30.000 Elektroautos unter hohen Verlusten vorgenommen, berichtete “Autoweek” im April. Wegen der schlechten Restwerte musste das Unternehmen bereits Hunderte Millionen abschreiben. Es gilt derzeit als unwahrscheinlich, dass Autovermietungen, darunter auch Sixt, mittelfristig Abschied von Verbrennern nehmen.