Die Anschaffung eines Haustieres sollte wohlbedacht sein. Andernfalls können Tiere mitunter leiden. Dass zunehmend Menschen mit Tieren überfordert sind, zeigen Zahlen der Veterinärämter.
Die Anzahl von Tierschutzanzeigen steigt vielerorts in Mecklenburg-Vorpommern. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Kreisen und kreisfreien Städten hervor.
In den ersten neun bis zehn Monaten des laufenden Jahres registrierten die Veterinärämter demnach 1770 Anzeigen. Der Landkreis Vorpommern-Rügen lieferte unter Verweis auf den Cyberangriff auf die Verwaltung und der Landkreis Rostock unter Verweis auf die Personallage im Veterinäramt keine Zahlen.
Im gesamten Vorjahr beläuft sich die Zahl auf Basis der unvollständigen Daten auf mehr als 2000 Anzeigen. Damit würde sich in diesem Jahr zwar insgesamt keine starke Zunahme abzeichnen. Dennoch sprechen die Verwaltungen auch mit Blick auf den längerfristigen Trend von einer Zunahme.
Landkreis: Aufkommen “schwer zu bewältigen”
Vom Landkreis Ludwigslust-Parchim, dessen Zahlen auch Schwerin abdecken, hieß es: “Das stetig gewachsene Aufkommen an Tierschutzanzeigen ist schwer zu bewältigen.” Für 2015 wird die Anzahl noch mit 80 angegeben. Bis Anfang Oktober 2024 seien es 525 gewesen.
In Rostock, Mecklenburg-Vorpommerns größter Stadt, ist von einem starken Anstieg im laufenden Jahr die Rede. Demnach wurden bis Ende Oktober schon 189 Kontrollen nach Tierschutzanzeigen durchgeführt. In ganz 2023 seien es 165 gewesen. In Nordwestmecklenburg hat sich die Zahl laut dortigen Angaben von etwa 150 Beschwerden 2019 auf mehr als 330 im laufenden Jahr mehr als verdoppelt.
Die Anzeigen beziehen sich laut der Rückmeldungen vor allem auf Hunde und Katzen. Bei Nutztieren sind beispielsweise auch Pferde, Rinder oder Schafe betroffen. Es geht bei den Anzeigen etwa um schlechte Haltungsbedingungen, unzureichende Versorgung, zu wenig Auslauf, ausgesetzte oder zurückgelassene Tiere in Wohnungen und gewerbsmäßige Zuchten.
Psychische Belastung für Mitarbeiter
Beim Landkreis Vorpommern-Rügen ist von einer hohen psychischen Belastung für die Mitarbeiter die Rede auch wegen aggressiver Tierhalter. Gerichtliche Verfahren würden häufiger. Zudem verursache die Unterbringung fortgenommener, meist kranker Tiere sehr hohe Kosten.
Im Landkreis Mecklenburgische-Seenplatte etwa hat die Kontrolle eines Pferdehofs im September laut Veterinäramt so schwerwiegende Mängel ergeben, dass vier Pferde mitgenommen worden seien und dem Halter die Haltung untersagt werden soll. Ihm sei eine Frist zum Verkauf seiner Pferde gesetzt worden. Die Tiere seien nicht ausreichend versorgt und in einem besorgniserregenden Zustand gewesen.
Der Landkreis verzeichnete bis Ende Oktober 489 Tierschutzanzeigen. 2023 seien es insgesamt 579 gewesen. Die teils mangelnde Einsicht der Halter führe mitunter zu “zeitraubenden und belastenden Verfahren”.
“Will-ich-haben-Mentalität” als ein Grund
Neben der Fortnahme von Tieren und der Erteilung von Verboten können die Ämter Auflagen zur Verbesserung der Situation oder auch Bußgelder verhängen. Wenn mögliche Straftaten im Raum stehen, werden die Staatsanwaltschaften eingeschaltet. Das war im Landkreis Vorpommern-Rügen laut Verwaltung 2024 schon 18-mal der Fall. In den Vorjahren gab es hingegen demnach fünf bis zehn solcher Fälle pro Jahr. Der Landkreis Mecklenburgische-Seenplatte hat nach eigenen Angaben 2024 sieben Strafanzeigen an die Staatsanwaltschaft übergeben nach zehn im gesamten Vorjahr.
Als Gründe für die vielen Tierschutzanzeigen werden vor allem mangelnde Sachkunde und Überforderung der Halter genannt. Auch von einer “Will-ich-haben-” beziehungsweise “Wegwerfgesellschafts-Mentalität” ist die Rede. Dabei könnte auch Corona eine Rolle spielen. Die Hansestadt Rostock verweist auf Zahlen, nach denen die Zahl der Hunde und Katzen und anderer Haustiere während der Corona-Pandemie in deutschen Haushalten um fast eine Million angestiegen sei. Auch in der Hansestadt hätten sich viele Menschen in der Zeit Haustiere angeschafft.
Teils nur Nachbarschaftsstreits
Aber auch mehr Sensibilität in der Bevölkerung sowie leichtere Meldewege werden als Gründe für die vielen Anzeigen genannt. Nicht immer erweisen sich Tierschutzanzeigen allerdings als begründet, wie etwa der Landkreis Vorpommern-Greifswald schreibt. Es gingen auch viele unberechtigte Anzeigen ein. “Hierbei handelt es sich meist um Nachbarschaftsstreitigkeiten oder beispielsweise persönliche Ansichten.”