Wer kann Hertha BSC wieder nach oben bringen? Bald entscheiden die Mitglieder über einen neuen Präsidenten. Ein Kandidat äußert Kritik an einer Personalentscheidung. Vor allem geht es aber um Geld.
Gut eine Woche vor der Präsidentschaftswahl bei Hertha BSC hat Kandidat Uwe Dinnebier die Vertragsverlängerung mit Sportdirektor Benjamin Weber und Akademiedirektor “Zecke” Neuendorf scharf kritisiert. Zudem versprach der Unternehmer für den Fall seiner Wahl mit neuen Investoren die wirtschaftlichen Probleme des Fußball-Zweitligisten endlich zu beseitigen.
“Es gibt mehrere Punkte, die ich an der Entscheidung nicht gut finde. Punkt eins ist der Zeitpunkt: Drei Wochen vor der Wahl macht man so etwas nicht. Das hat mehr als ein Geschmäckle”, sagte Dinnebier in einem Interview dem “Tagesspiegel” zu den kürzlich erneuerten Kontrakten der Sportlichen Leitung der Berliner.
“Für mich zählt Leistung. Trotzdem verlängert man mit gut bezahlten Direktoren, die im Prinzip dafür verantwortlich sind, dass Hertha abgestiegen ist, dass sehr viel Geld verbrannt worden ist und bisher keine sportliche Lösung für den Wiederaufstieg gefunden ist”, monierte der 61-Jährige, der in Berlin und Brandenburg Autohäuser und Hotels betreibt.
“Benny und Zecke haben in einer Phase die sportliche Leitung übernommen, welche enorm herausfordernd war. Dabei haben sowohl Benny als auch Zecke unter schwierigen Rahmenbedingungen extrem gute Arbeit geleistet. Aus dieser komplexen Lage haben sie mit unheimlich viel Energie und Akribie einen Kader geschaffen, mit welchem sich die Herthanerinnen und Herthaner identifizieren können”, hatte Geschäftsführer Thomas E. Herrich die Personalentscheidung Ende Oktober begründet.
Fünf Bewerber um Bernstein-Nachfolge
Die Mitglieder von Hertha BSC wählen am 17. November den Nachfolger von Club-Chef Kay Bernstein, der im Januar überraschend im Alter von 43 Jahre gestorben war. Favorit ist dessen einstiger Stellvertreter Fabian Drescher, der den Club als Interimspräsident anführt. Weitere Bewerber sind der Turnschuh-Millionär Stephan Timoshin, Ex-Hertha-Profi Wolfgang Sidka und der Imbissbetreiber Olaf Brandt.
Im Zentrum des Wahlkampfs steht auch die ökonomisch angespannte Lage der Hertha. Dinnebier erklärte nun, dass er sich dieser Aufgabe gewachsen fühlt. “Ich bin in konkreten Gesprächen mit zwei Interessenten, die bereit sind, einen ordentlichen Preis für die Anteile von 777 Partners zu zahlen. Diese Interessenten verfügen über ein großes Netzwerk, sie sind professionell aufgestellt, und vor allem sind sie nicht spekulativ unterwegs”, sagte er.
Kandidat Brandt spricht vom Titel 2030
Auch Kandidat Brandt, dem praktisch keine Wahlchancen eingeräumt werden, hatte kürzlich mit optimistischen Aussagen aufhorchen lassen. “Ich habe mit Wirtschaftsleuten gesprochen, die haben sich für meine Ziele Aufstieg und Deutscher Meister 2030 sehr interessiert. Sie sagten: Damit können wir uns identifizieren, und wir würden investieren, wenn du Präsident wirst”, sagte er der “Bild”-Zeitung.
Mit ähnlich ambitionierten Zielen war Investor Lars Windhorst vor einigen Jahren trotz eines Investments von 374 Millionen Euro gescheitert. Derzeit liegt die Hertha auf dem achten Platz der 2. Bundesliga. Vor der Mitgliederversammlung steht nur noch ein Zweitligaspiel am Samstag (13.00 Uhr) bei Darmstadt 98 an.