Kleine Drohnen jagen Panzer und Soldaten. Russland rüstet seine Truppen nun mit Schrotflinten aus, wie sie zur Vogeljagd verwendet werden.
Kleine Drohnen können mit Pistolen und Sturmgewehren kaum abgewehrt werden. Ein Treffer mit einer Kugel wäre reiner Zufall. Also versucht man der Gefahr mit elektronischen Hilfsmitteln zu begegnen. Spezielle Geräte spüren den Funkverkehr auf und warnen so vor gegnerischen Drohnen. Dazu wird versucht, die Funkverbindung zu stören, sodass die Drohne führungslos abstürzt.
Aber es gibt auch ein Mittel, das Drohnen direkt bekämpft: Schrotflinten. Die ersten Hinweise auf den Einsatz der Jagdwaffen an der Front gab es vor etwa einem halben Jahr. Damals tauchten russische Sportschützen an der Front auf, um Jagd auf Drohnen zu machen. Inzwischen ist den ukrainischen Streitkräften ein russisches Handbuch über den Einsatz der Flinten in die Hand gefallen. Eine Kopie von “Einsatz von 12-Kaliber-Flinten gegen Drohnen durch russische Streitkräfte” liegt dem Fachportal “Hartpunkt” vor, dort wurde es analysiert,
Schrotflinten zerstören Drohnen
Die 12 gibt den Durchmesser des Laufes in Zehntelzoll an. 12 entspricht etwa 18,5 Millimeter. Das ist das gängigste Kaliber. Der Vorteil der Flinte liegt darin, dass hier niemand das Rad neu erfinden muss. Schrotflinten sind eine weitverbreitete, gängige Waffe. Sie sind zuverlässig, günstig und leicht zu beschaffen. Der Nachteil ist ihre geringe effektive Reichweite.
Das Handbuch empfiehlt einen Flintenschützen in jeder Infanteriegruppe und auf jedem Fahrzeug. Teils werden sechs halbautomatische Flinten in einem Gestell gebündelt und auf ein ATV montiert. Ein russisches Warngerät schlägt Alarm, wenn sich eine Drohne im Umkreis von etwa 1000 Meter bewegt. In der Regel sollte der Schütze vorbereitet sein. In speziellen Einrichtungen wird der Umgang mit der Waffe trainiert.
Typisch ist auch die Jagd auf Drohnen. In dem eher statischen Krieg haben die Russen Zeit, die typischen Anflugrouten der gegnerischen Drohnen zu studieren und ihnen dann mit einer Gruppe von Schützen aufzulauern.
Beschafft werden halbautomatische Flinten, so Hartpunkt. Hier wird die nächste Patrone nachgeführt, so wird eine hohe Schussfolge möglich. Die Russen sollen die Vepr-12 benutzen, die im Design der weitverbreiteten AK-47 entspricht. Weniger kompakt sind die Saiga-12 und die MP-155.
Die Vepr-12 ähnelt optisch der AK-74
© Vitaly V. Kuzmin
Patrone mit Fangnetz
Bei den Patronen gibt es eine weitere Besonderheit. Nicht immer verschießen sie einen Hagel von kleinen Schrotkugeln, sondern auch ein mit kleinen Gewichten versehenes Fangnetz. Inzwischen wird diese Munition offenbar industriell hergestellt. Sie ist wirksamer, in der Reichweite von 75 Metern aber noch begrenzter. Fangnetze werden auch von Jagd-Drohnen eingesetzt, die sie von oben auf eine gegnerische Drohne abwerfen.
Der Drohnenkrieg in der Ukraine ist extrem beweglich. Im Rhythmus von 14 Tagen tauchen Innovationen auf. Eine Entwicklung sind kabelgesteuerte Drohnen. Das ist keine neue Idee, viele Antipanzer-Waffen werden von einem Glasfaserkabel gesteuert. Diese Drohnen können nicht elektronisch gestört werden, weil es keine Funkverbindung gibt. Dazu kommen weitere Vorteile: Sie lassen sich nicht elektronisch aufspüren und können auch in Funklöchern, etwa im Wald oder in Gebäuden operieren. Da solche Drohnen die elektronischen Störsender unterlaufen, wird es immer wichtiger, sie physisch zu vernichten. Diese Flinten wurden eigentlich für einen anderen Zweck gebaut. Es ist anzunehmen, dass Modelle folgen werden, die speziell für die Drohnenjagd optimiert werden.
Quelle: Hartpunkt