Das Frust-Bier oder der Sekt zum Feiern ist bei uns Menschen weit verbreitet. Aber auch Tiere nutzen Alkohol offenbar bewusst, um sich zu berauschen. Das zeigt eine neue Studie.
Ob das Bier im Plastikbecher im Stadion oder der vornehme Rotwein in der Badewanne: Menschen haben Alkoholkonsum zur Kultur erhoben – insbesondere in Deutschland. Wir trinken. Egal, ob aus Freude oder Frust. Egal, ob Sektfrühstück oder der Absacker in der Kneipe. Wir benutzen – oder besser missbrauchen – Alkohol, um Emotionen zu verstärken oder zu betäuben. Soweit so bekannt.
Doch eine neue Studie der University of Exeter in Großbritannien zeigt nun, dass auch Tiere Alkohol offenbar sehr bewusst zu sich nehmen. Das berichtet unter anderem der britische “Guardian”.
Alkoholmissbrauch im Tierreich: Nicht nur Menschen betrinken sich
Demnach stellten die Forscher fest, dass Alkohol in praktisch allen Ökosystemen der Erde natürlich vorkommt. Meistens in Form von Nektar oder zuckerhaltigen Früchten, aus denen durch Vergärung Ethanol entsteht. Es liege also nahe, dass Tiere die berauschende Substanz (unfreiwillig) regelmäßig zu sich nehmen. Einige Tierarten seien allerdings auch dabei beobachtet worden, wie sie Alkohol ganz bewusst konsumierten. “Wir entfernen uns von der anthropozentrischen Sichtweise, dass Alkohol nur von Menschen konsumiert wird, und stellen fest, dass Ethanol in der Natur recht häufig vorkommt”, so Anna Bowland, eine Forscherin der Universität Exeter. Elefanten in China
Ethanol komme seit etwa 100 Millionen Jahren auf der Erde vor, als blühende Pflanzen begannen, zuckerhaltige Früchte und Nektar zu produzieren, die von Hefen vergoren werden konnten. In den meisten Fällen beläuft sich der Alkoholgehalt dabei auf ein bis zwei Volumenprozent. Doch in einzelnen Fällen kann er deutlich höher liegen. In überreifen Palmfrüchten sei ein Gehalt von bis zu zehn Volumenprozent möglich.
Laut einer Studie seien Schimpansen im Südosten Guineas dabei beobachtet worden, wie sie den alkoholischen Saft der Raphiapalme tranken. Klammeraffen in Panama ernähren sich von ethanolhaltigen Mombin-Früchten, die zwischen ein und 2,5 Volumenprozent Alkohol enthalten. “Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass der Mensch nicht allein trinkt”, schreiben die Autoren im Fachmagazin “Trends in Ecology and Evolution”.
Männliche Fruchtfliegen trinken bei Ablehnung – weibliche, um ihre Ansprüche runterzuschrauben
Wohl am deutlichsten ist das bei Insekten zu beobachten. Bereits vor einigen Jahren veröffentlichten Wissenschaftler eine Studie, die belegte, dass Fruchtfliegen, ähnlich wie Menschen, Alkohol in bestimmten Situationen zu sich nehmen. Männliche Exemplare trinken ihn, wenn sie als Partner abgelehnt werden. Weibchen einer eng verwandten Art nutzen das Rauschmittel hingegen offenbar, um das Gegenteil zu bewirken: Nachdem Sie Alkohol getrunken haben, sinken ihre Ansprüche für den potenziellen Geschlechtspartner. Sie trinken sich die Männchen also regelrecht schön. Diese Tiere sind nach bekannten Persönlichkeiten benannt 6.13
Die Forscher betonten allerdings, dass bislang nur bei Fruchtfliegen, Fingertieren und Faulaffen nachgewiesen werden konnte, dass Tiere alkoholhaltige Nahrung der nicht-alkoholischen Variante bevorzugen. “Einer unserer nächsten Schritte ist der Test, ob Tiere in freier Wildbahn ethanolhaltige Nahrung bevorzugen oder nur dann fressen, wenn der Ethanolgehalt zu niedrig ist, um ihn zu erkennen, oder wenn unfermentierte Früchte schwer zu finden sind.”
Das wohl trinkfesteste Tier haben übrigens Wissenschaftler der Universität Tel Aviv entdeckt: Die orientalische Hornisse ist möglicherweise das einzige Lebewesen, das eine unbegrenzte Menge Alkohol zu sich nehmen kann, ohne Schaden davon zu tragen.
Quellen: The Guardian, Trends in Ecology and Evolution