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Konzern in der Krise: Betriebsrat: VW will mindestens drei Werke schließen

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Seit Wochen ringen Volkswagen und VW-Betriebsrat um mögliche Werkschließungen und Entlassungen. Jetzt liegen laut Betriebsrat konkrete Pläne auf dem Tisch.

Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen. “Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen”, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Über diese Pläne habe der Konzern nun die Arbeitnehmerseite informiert.

Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.STERN PAID 45_23 Volkswagen 6.23 Uhr

VW-Betriebsrat: Kein Werk ist sicher

“Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!”, sagte Cavallo. Der Vorstand meine seine Pläne ernst. “Das ist der Plan des größten deutschen Industriekonzerns, in seiner Heimat Deutschland den Ausverkauf zu starten. Es ist das feste Vorhaben, die Standortregionen ausbluten zu lassen. Und es ist die klare Absicht, zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die Massenarbeitslosigkeit zu schicken.” Nähere Angaben macht sie nicht. 

VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Den übrigen Mitarbeitern drohten deutliche Gehaltseinbußen. So fordere das Management dauerhaft zehn Prozent weniger Monatsentgelt, zwei Nullrunden in den Jahren 2025 und 2026 sowie das Aus von Zulagen und Boni, sagte Cavallo. VW und die Gewerkschaft verhandeln derzeit über eine Reihe von Tarifverträgen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Mittwoch angesetzt. Die IG Metall fordert für die VW-Beschäftigten unter anderem sieben Prozent mehr Lohn.STERN C FS VW-Werke in D.  10.21

IG Metall geht auf Angriff

Die IG Metall will die jüngsten Pläne von VW zu Werksschließungen und Stellenabbau nicht hinnehmen. “Diese Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und ein Bruch mit allem, was wir in den letzten Jahrzehnten im Unternehmen erlebt haben”, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger.

“Das ist ein tiefer Stich in das Herz der hart arbeitenden VW-Belegschaft!”, sagte Gröger. “Wir erwarten, dass statt Kahlschlagfantasien von Volkswagen und seinem Vorstand am Verhandlungstisch tragfähige Zukunftskonzepte skizziert werden, dort, wo von Arbeitgeberseite bislang wenig mehr als Floskeln präsentiert wurde.”

Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hatte VW dazu bisher nicht gemacht. Laut Cavallo fordert VW nun zehn Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. Darüber hatte zuvor das “Handelsblatt” berichtet. VW hatte Anfang September angekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger auszuschließen.

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