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EU-Ministertreffen: Fischerei-Experte zu EU-Beschlüssen: “Licht und Schatten”

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Die deutsche Ostseefischerei liegt am Boden, entgeht aber einem Schlag: 2025 bleibt eine wichtige Ausnahme bestehen. Mit Blick auf den Fischfang weiter östlich sorgt wie so oft Russland für Unmut.

Der Fischereiexperte Christopher Zimmermann begrüßt die nach einem EU-Beschluss weiterbestehende Erlaubnis, in bestimmten Ausnahmen Hering in der westlichen Ostsee fangen zu dürfen. Man sei froh, dass diese Ausnahmen fortgelten, sagte der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock. “Froh auch deswegen, weil es biologisch gar keinen Unterschied mehr macht.” Die noch erlaubten Fangmengen seien dafür ohnehin schon zu gering.

Auch im kommenden Jahr dürfen deutsche Ostseefischer mit kleinen Booten und passivem Fanggerät wie Stellnetzen Heringe gezielt fangen. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, diese Ausnahme vom ansonsten geltenden Verbot gezielter Heringsfischerei in der westlichen Ostsee abzuschaffen. “Das hätte einfach den Niedergang der Küstenfischerei bei uns in Mecklenburg-Vorpommern weiter beschleunigt”, sagte Zimmermann.

Für den Dorsch, der zusammen mit dem Hering als sogenannter Brotfisch lange wichtig war für das Auskommen hiesiger Fischer, wurde entschieden, dass kommendes Jahr knapp 22 Prozent weniger Dorsch in der westlichen Ostsee als Beifang – etwa beim Schollenfischen – in den Netzen landen darf, verglichen mit 2024. “Das spielt eigentlich auch keine Rolle mehr, weil nur ein Drittel davon überhaupt angelandet wird”, sagte Zimmermann

Bestände stark unter Druck

Die Bestände in der Ostsee stehen wegen des Klimawandels, Überfischung und Nährstoffeinträgen stark unter Druck. Die erlaubten Fangmengen wurden in den zurückliegenden Jahren drastisch gesenkt, beziehungsweise der gezielte Fang ganz untersagt. Im Gegensatz zum Dorsch der westlichen Ostsee gibt es beim West-Hering Anzeichen einer Bestandserholung.

In Richtung Umweltverbände sagte Zimmermann, “es kommt natürlich nicht auf jeden einzelnen Fisch an”. Das könne man mathematisch nachweisen. Insgesamt sprach er mit Blick auf die Entscheidungen in Luxemburg von “Licht und Schatten”. 

Sorge habe er um den Sprottenbestand in der Ostsee. Hier sinkt die erlaubte Fangmenge um rund 30 Prozent. “So wie die Beschlüsse jetzt gefasst wurden, ist ziemlich klar, dass der Sprottenbestand im nächsten Jahr weiter überfischt wird.” Das sei aber eher ein politisches Problem, weil Russland zuletzt die Fangmengen erhöht habe, wenn die EU diese gesenkt habe. Man solle auf derartige Probleme mehr politische Energie verwenden als auf Fangmengen bei anderen Beständen, die bereits so niedrig seien, dass weitere Absenkungen keine Auswirkungen mehr hätten.

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