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Eklat bei Preisverleihung: Das Verhalten dieses Schriftstellers ist nur noch peinlich

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Clemens Meyer ist sauer, weil er den Deutschen Buchpreis nicht gewonnen hat. Er verließ die Verleihung schimpfend. Das ist menschlich verständlich, aber trotzdem daneben. 

Schriftsteller Clemens Meyer, 47, bekommt gerade viel Lob für seinen Ausfall bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises in der vergangenen Woche. Wutentbrannt verließ Meyer den Kaisersaal des Frankfurter Römers, schimpfte, es sei “eine Schande für die Literatur”, dass sein Buch “Die Projektoren” nicht gewonnen habe. Es sei “eine Scheiße und eine Unverschämtheit”. Draußen vor der Tür fluchte er weiter, nannte die Jury “verdammte Wichser”, wie er in einem Interview mit dem Spiegel zugab. 

Ja, Sie lesen richtig. 

Und was sagt das Feuilleton dazu? Man dürfe doch mal ausrasten. Endlich sorgt mal jemand für Leben in der drögen Kulturbude. 

Clemens Meyer: Wie ein kleiner Junge, der mit dem Fuß aufstampft

Klar, das kann man so sehen. Aber sollte man es auch so sehen? Nein, der 47-Jährige hat sich benommen wie ein 7-Jähriger, der wütend mit dem Fuß aufstampft, weil er seinen Willen nicht bekommt. Sein Auftritt war peinlich. Unwürdig und unfair gegenüber der Gewinnerin Martina Hefter, die den Preis für “Hey guten Morgen, wie geht es Dir?” bekommen hat

Anstatt sich später für seinen Ausbruch zu entschuldigen, kann ja mal passieren, legte Meyer in einem Interview nach. Er habe 35.000 Euro Steuerschulden, nur 4.000 Euro auf dem Konto, noch mehr Schulden und eine teure Scheidung zu bezahlen. Das heißt: Man hat also dann ein besonderes Recht auf einen Preis, wenn man finanziell in der Klemme ist? 

Dieses Gejammere lässt einen peinlich berührt zurück. Viele Leute haben Schulden, manche kellnern notfalls, um sie abzustottern. Oder schrubben Bahnhofstoiletten. Nicht wenige Schriftsteller machen nebenbei einen Job, der ihnen hilft, über die Runden zu kommen. 

Das Gefühl von Armut 05.56

Katja Oskamp etwa ließ sich zur Fußpflegerin ausbilden und schrieb ein hinreißendes Buch darüber (“Marzahn, mon amour”). Es wurde ein Bestseller und 2023 mit dem Dublin Literary Award ausgezeichnet. Preisgeld: 100.000 Euro. Sie dürfte nun aus dem Schneider sein, wie man so schön sagt. 

Augen auf bei der Berufswahl!

Natürlich kann man sich auf den Standpunkt zurückziehen, man sei Schriftsteller und wolle sein Leben der Kunst widmen. Das ist eine respektable Entscheidung, aber eben auch eine riskante. Also: Augen auf bei der Berufswahl! 

“Ich habe nicht die Autorin beleidigt”, versichert Meyer nun treuherzig. Doch, es ist eine Beleidigung. Denn indirekt sagt er, dass es eine Schande für die Literatur sei, dass sie gewonnen habe und nicht er. Sprache kann eine Form der Gewalt sein, wusste schon Platon. Mit seinem Ausbruch setzt Meyer die Gewinnerin herab: Mein Buch ist besser als Deins. Ätsch. Da ist er wieder, der kleine Junge, der mit dem Fuß aufstampft. 

Sportpsychologe darüber, wie wir verlieren 20.35

Eine Jury darf entscheiden, wie sie will, das ist ihr Job – und ihr gutes Recht. Und eben auch eine Form der Demokratie. Es bekommt nicht immer der recht, der am lautesten schreit oder das dickste Buch geschrieben hat. Eine Niederlage trägt man mit Fassung, beißt sich still auf die Zunge. Ärgerlich an diesem Fall ist auch, dass es mal wieder ein Mann ist, der einer Kollegin ihren Sieg nicht gönnt. Mensch Meyer, möchte man rufen, reißen Sie sich doch einfach mal zusammen. 

Abschließend sei der Hinweis erlaubt, dass sein Ausbruch Meyer womöglich mehr Aufmerksamkeit bescheren wird als der Deutsche Buchpreis es vermocht hätte. Insofern könnte seine Rechnung doch noch aufgehen. Oder es meldet sich ein reicher Mäzen, der ihm finanziell unter die Arme greift.

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