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Stilkritik: Von Mailand zum Mond: Prada designt Astronautenanzüge

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Die italienische Luxusmarke Prada stattet jetzt auch Weltraumfahrer aus. Geht das: Extravaganz mit Funktionalität vereinen? Schauen wir mal

Wären Astronautenanzüge Tiere, wären es Elefanten. Mit massigem Körper trotten sie schwerfällig durch die Weltgeschichte – genau wie Menschen in Raumanzügen. Man könnte auch sagen: Ein Astronautenanzug ist so elegant wie ein Fiat Multipla. Bis jetzt. 

Denn: Ausgerechnet Prada designt nun Astronautenanzüge. In zwei Jahren will die NASA wieder Menschen zum Mond schicken, es geht um die kommende Mission Artemis III – und die italienische Luxusmarke Prada beteiligt sich am Design der Raumanzüge. Von Mailand auf den Mond.

Der Laie meint: hiermit lässt sich Mondgestein prima greifen. Hoffentlich sehen es die Experten ebenso.
© Image courtesy of Prada / Axiom Space / Cover Images

Prada steht für schlichte Eleganz

Es ist das Verschmelzen zweier gegensätzlicher Welten. Wie vereint man schlanke Prada-Silhouetten mit voluminösen Ganzkörperanzügen? Sinnlichkeit mit Weltraumtechnik? Extravaganz mit Funktionalität?

Die kurze Antwort lautet: gar nicht. Ein Elefant wird kein Schwan, nur weil er Prada trägt. Das gilt für Weltraumanzüge wie für Tiere, sorry to say, Prada. Aber der Raumanzug wird ästhetischer, ganz sicher. Und zum Glück endlich auch vermarktbar – so kriegt der Astronautenanzug endlich die Anerkennung, die er verdient. Höchste Zeit! 

 

25 Schichten hat der Anzug

Ein Astronautenanzug ist nämlich weitaus cooler als sein Look. Hier mal eine kleine Liste, was der dick gepolsterte Racker alles so leistet: Er muss extreme Strapazen abwehren, wie zum Beispiel scharfen Mondstaub – mit 25 Schichten schafft er das. Außerdem misst er konstant die Körperfunktionen. Mit künstlichem Sauerstoff kann er Astronauten beim Weltraumspaziergang bis zu 13 Stunden am Leben halten. Und extremen Temperaturen trotzen, von minus 200 Grad und mehr als 150 Grad plus. Fast 400 Grad Temperaturunterschied, wenn das mal kein Flex ist? 

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Viel Funktionalität, wenig Luxus

Deswegen ist völlig klar: Weiterhin regiert Notwendigkeit, nicht die Mode. Der 90 Kilo schwere Prada-Weltraumanzug erinnert optisch stark an die legendären NASA-Anzüge der Apollo-Missionen: weißer, monochromer Look, dazu kugelförmige Helme und ein eckiger Sauerstoff-Rucksack. Und natürlich klobige Stiefel – moonbootartige Treter, mehr Elefantenfuß als Glattleder-Loafer.

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Doch Prada wäre nicht Prada, wenn die neuen Raumanzüge nicht zumindest einen Hauch von Luxus und Stil tragen würden. Auf den Ärmeln prangen jetzt die charakteristischen roten Streifen der Marke. Vielleicht macht genau das diese Fusion aus: eine subtile, aber erkennbare Note von Eleganz, ohne die Funktionalität zu gefährden. Die Pradafizierung des Weltraums.

So erfährt der Astronautenanzug eine längst überfällige Revolution: vom Understatement zum Statement-Piece. Das Schönste daran? Es ist ein Unisex-Anzug. Denn mehr als ein halbes Jahrhundert nach der ersten Mondlandung soll jetzt auch erstmals eine Frau dabei sein. Und das ist nun wirklich eine wunderbare Vorstellung: Der erste Fußabdruck auf dem Mond wird von einer Frau im Prada-Anzug hinterlassen. Der Weltraum trägt Prada.

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