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Bei UN-Gipfel: Wie Baerbock Opfer russischer Propaganda wurde

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Beim UN-Gipfel hat ein russischer Journalist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bedrängt. Die wehrte sich. Nun inszeniert sich der Mann als Opfer.

Es wirkte zunächst wie ein harmloser Vorfall. Am Dienstagmittag wollte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Rande der UN-Generaldebatte auf dem Gelände des Hauptquartiers in New York für die deutschen Medienvertreter eine kurze Pressekonferenz abhalten. 

Kurz bevor sie am Treffpunkt auf dem schwer abgesicherten Freigelände der Vereinten Nationen ankam, näherte sich ihr ein russischer Journalist mit Kameramann und bedrängte sie – sowohl körperlich als auch mit Fragen. Baerbock wehrte ab, verwies auf die bevorstehende Pressekonferenz.

Baerbock in Israel 12.41Als der Journalist nicht ablassen wollte, intervenierten Mitarbeiter von Baerbock. Einer von ihnen versuchte, den Mann von der Außenministerin wegzuziehen und wurde daraufhin von diesem zur Seite gestoßen. 

Annalena Baerbock ermahnt Journalisten 

Der russische Journalist folgte Baerbock zum Treffpunkt und bedrängte sie dort erneut. Auf das Angebot ihrer Sprecherin, an der Pressekonferenz teilzunehmen, aber mit Abstand, ging er nicht ein. Auch nicht, als Baerbock selbst ihn dazu aufrief, um mit der Konferenz beginnen zu können. Als er daraufhin erneut von Mitarbeitern weggedrängt wurde, stellte er sich in circa ein Meter Distanz und sprach laut in seine Kamera. Dann verschwand er.

FS Tag der offenen Tür Bundesregierung16.45

Solche Begegnungen sind unangenehm, gehören aber zum Alltag von Politikern. Es gibt keinen Anspruch auf stets höfliche Journalisten. Auch müssen diese manchmal hartnäckiger nachfragen, wenn Politiker unangenehmen Fragen ausweichen wollen.

Doch einen Tag später zeigte sich, dass es dem Mann nicht um Antworten gegangen war. Der Mitarbeiter des russischen Staatsfernsehens verbreitete in den sozialen Netzwerken ein Video von dem Vorfall, in dem er sich als Opfer inszenierte und behauptete, Baerbocks Mitarbeiter hätten ihn an der Arbeit gehindert. 

User wiederholen Propaganda-Narrativ

Auf dem Nachrichtendienst X posteten auch mehrere deutsche User das russische Propagandavideo mit Kommentaren. “Peinlich”, nannte einer den Vorfall und fuhr gleich schweres Geschütz auf: Baerbocks “Regenbogen-Clownpersonal” habe die Pressefreiheit “unterdrückt”. 

Baerbock Abendessen 19:59Der Begriff “Regenbogen” spielt auf die Farben der Ausweisbänder an, die Baerbocks Mitarbeiter um den Hals trugen. Diese sind in den Farben der Kampagne für Deutschlands Bewerbung um einen nicht ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat 2027/28 gehalten . Es handelt sich um Schwarz-Rot-Gelb sowie Blau, also nicht die Farben des Regenbogens.

Trotzdem wiederholen auch andere User das Narrativ des Putin-Propagandisten. Baerbock und “ihr Personal mit den Regenbogenbändchen” habe versucht, die Pressefreiheit “einzuschränken”, schreibt ein deutsch-syrischer Blogger namens Manaf Hassan auf “X”, der sich selbst als “Journalist” bezeichnet.

Die anwesenden deutschen Journalisten waren Augenzeugen der Szene und auch der aggressiven Art, mit der der russische Mann Baerbock bedrängte. Der “t-online”-Journalist Patrick Diekmann postete auf “X” ebenfalls ein Video der Szene, allerdings aus einer anderen Perspektive. Es zeigt, was der russische Kollege weggelassen hatte: das Angebot der Sprecherin, an der Pressekonferenz teilzunehmen, mit ein paar Schritten Distanz. 

Beschwerde bei der UN eingereicht

Die Mitarbeiter von Baerbock haben inzwischen Beschwerde bei der Akkreditierungsstelle der Vereinten Nationen eingereicht. Denn jenseits des übergriffigen Verhaltens des Mannes hat dieser auch gegen die Vorschrift verstoßen, dass auf dem UN-Gelände während der Generaldebatte Staats- und Regierungschefs sowie andere hochrangige Politiker, die sich dort relativ frei bewegen, nicht ohne vorherige Genehmigung für Interviews angesprochen werden dürfen.

Es ist daher wahrscheinlich, dass für den russischen Journalisten diese 79. UN-Vollversammlung auch die letzte war. 

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