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DFB-Team: Was ter Stegens schwere Verletzung für die Nationalmannschaft bedeutet

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Gerade erst hatte Julian Nagelsmann die Abwehr neu formiert. Nach dem Bänderriss von Torwart Marc-André ter Stegen muss der Bundestrainer wieder umbauen.

Es ist ein spezieller Schmerz, der Marc-André ter Stegen lange begleitet hat in seiner Karriere. Dieser Schmerz ließ sich nicht genau lokalisieren, aber er tat weh, sehr weh, mehr als zehn Jahre lang. Es war das Leid, im Schatten von Manuel Neuer zu verkümmern, jenem Übertorwart, der vergöttert wurde von allen Bundestrainern, sodass sie ihn auch spielen ließen, als Neuer schon längst nicht mehr der Schrecken aller Stürmer dieser Welt war.

Anfang dieses Monats ist ter Stegen dann endlich von seiner Pein erlöst worden. Bundestrainer Julian Nagelsmann erklärte ihn zur neuen Nummer eins, wozu es allerdings nicht viel Mut brauchte, denn Neuer, 38 Jahre, 124 Länderspiele, war im August zurückgetreten.

Marc-André ter Stegen gilt als einer der Besten

Wer ter Stegen in den Tagen nach seiner Berufung erlebte, der spürte, welch feiner Sportsmann er ist. Kein böses Wort verlor er über Neuer, der ihm so lange im Licht gestanden hatte, im Gegenteil. In seiner ersten Pressekonferenz als dessen Nachfolger würdigte er Neuers Leistungen beim DFB ausführlich – dabei hätte es an diesem Tag eigentlich um ihn, ter Stegen, gehen sollen.terStegen 20.12

Ter Stegen lieferte dann zwei sehr ordentliche Länderspiele ab. Er war angekommen als Stammtorhüter in jener Mannschaft, die ihn immer nur als Ersatzmann hatte haben wollen – obwohl er schon seit Jahren beim FC Barcelona überragt und als einer der besten Schlussmänner der spanischen Liga gilt. 

Die beiden Partien gegen Ungarn und die Niederlande werden jedoch kurze Augenblicke des Glücks bleiben für ter Stegen, denn am Sonntag verletzte er sich schwer.

Wieder das rechte Knie, wieder die Patellasehne

Es war die 45. Minute im Spiel gegen den FC Villarreal, als ter Stegen hochsprang, um einen von rechts geschlagenen Eckball aus der Luft zu fangen. Im Flug wurde er von einem gegnerischen Spieler leicht berührt – die Fernsehbilder sind da nicht eindeutig – jedenfalls landete ter Stegen unglücklich auf seinem rechten Fuß. Auf dem Boden liegend reckte er sofort den Arm hoch, was heißt: Es ist ernst, ich brauche Hilfe.

Ter Stegen wurde schließlich vom Platz getragen und zur Untersuchung in ein Krankenhaus gefahren. Am Abend verließ er es – in einem Rollstuhl sitzend. 

Barcelonas Trainer Hansi Flick sagte nach dem 5:1-Sieg beim FC Villarreal: “Wir sind sehr traurig, weil ich glaube, dass es sich um eine schwere Verletzung handelt.”

Am Montagmittag sollten sich Flicks dunkle Befürchtungen bestätigen. Der FC Barcelona meldete, ter Stegen habe sich die Patellasehne im rechten Knie gerissen. Schon in Kürze werde der Mannschaftskapitän operiert.

Parallelen zu Scholl, Deisler und Reus

Damit ist klar, dass ter Stegen bis weit ins nächste Jahr ausfallen wird. Bundestrainer Nagelsmann, der die Defensive nach den Abschieden von Neuer und Kroos gerade erst umgebaut hatte, teilte mit: “Die Nachricht von Marcs Verletzung war ein großer Schock für uns. Er wird uns in der Nationalmannschaft auf und neben dem Platz sehr fehlen.”    

Cucurella-Handspiel war Elfmeter 16:03

Es ist nicht das erste Mal, dass ter Stegen von seinem Körper ausgebremst wird. Die EM 2021 verpasste der frühere Gladbacher, weil er sich an ebenjener Patellasehne des rechten Knies hatte operieren lassen müssen – wie auch schon 2020. Ter Stegens Krankenakte weist mittlerweile Parallelen auf zu den tragischen Geschichten von Mehmet Scholl, Sebastian Deisler oder Marco Reus, die immer dann verletzt waren, wenn sie gerade einen Platz in der Nationalmannschaft sicher gehabt hätten.  

Auf ter Stegen wartet nun die nächste Prüfung. Wieder muss er Geduld haben mit seinem Körper, wieder wird er sich zurückkämpfen müssen, und die Planstelle im deutschen Tor werden vorerst Oliver Baumann oder Alexander Nübel besetzen. 

Es bleibt nur wenig Zeit für ein Comeback

Ter Stegen bleibt nicht mehr viel Zeit für ein Comeback. Er ist bereits 32, ein Alter, in dem andere Torhüter ans Aufhören denken. Die WM 2026 sollte sein Turnier werden, sein erstes als deutsche Nummer eins. Womöglich wird es auch sein letztes sein. 

Ter Stegen wird schnell zurückkommen müssen, um nicht als Leidensmann in Erinnerung zu bleiben, sondern als das, was er an gesunden Tagen ist: ein herausragender Torhüter seiner Zeit.

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