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“Super Constellation”: Rollout eines Superstars: Lufthansa zeigt ihre restaurierte Luftfahrtikone

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Lange ruhte die Instandsetzung einer “Super Constellation” aus den 1950er Jahren. Jetzt bekommt der Nostalgie-Flieger zum Jubiläum der Lufthansa einen Ehrenplatz.

Dieses Flugzeug hat eine unverwechselbar elegante Silhouette. Wegen des geschwungenen Rumpfes mit Dreifach-Leitwerk im Heck und des hochbeinigen Fahrwerks gilt die Lockheed “Super Constellation” als der schönste Airliner, die je gebaut wurde. Bezeichnungen wie “Mona Lisa der Lüfte” oder “Lady of the Skies” zeugen vom Enthusiasmus für dieser Langstreckenmaschine. 

Bei der Lufthansa wurde das zuletzt gebaute Modell Starliner in “Super Star” umbenannt. Vier davon und acht “Super Constellation” waren zwischen 1955 und 1967 im Einsatz und steuerten regelmäßig Ziele wie New York, Santiago de Chile, Teheran, Bangkok und Tokio an. Auch diente die “Connie” Bundeskanzler Konrad Adenauer als das bevorzugte Transportmittel bei längeren Auslandsreisen.

Frisch gezapftes Bier und Bordkoch

Die Cockpit-Besatzung bestand damals noch aus fünf Personen. Neben den Piloten waren auch ein Navigator und ein Bordingenieur auf den je nach Windverhältnissen bis zu 20 Stunden dauernden Transatlantikstrecken erforderlich. Neben den Flugbegleitern kümmerte sich ein Bordkoch um die Passagiere, es gab frisch gezapftes Bier und erstmals den Senator-Dienst mit acht Plätzen in der First Class inklusive Betten.

Zwar verfügten die “Constellations” über Druckkabinen, sie flogen allerdings nur in einer Höhe von 6000 Metern und damit häufig mitten durch unruhiges Wetter. Doch als viel problematischer erwiesen sich die vier Curtiss-Wright-18-Zylinder-Doppelstern-Motoren. Wegen deren Störanfälligkeit wurde der Flugzeugtyp auch als die “beste Dreimot der Welt” bezeichnet.

Propellerflugzeuge wie die “Super Constellation” am Ende

Mit dem Aufkommen der Jets wie der Boeing 707, Douglas DC-8 und Convair CV-880, die die Flugzeiten halbierten, war in den frühen 1960er Jahren das Ende der Propellerflugzeuge eingeläutet. Die Lufthansa setzte zuletzt ihre Lockheeds auf innerdeutschen Strecken und als Frachter ein. Von den insgesamt fast 900 produzierten “Connie”-Varianten sind fast alle verschrottet, nur einige Exemplare stehen noch als Schmuckstücke in Museen. 

1986 entstand der Plan, eine viermotorige Lockheed wieder in einen flugfähigen Zustand zu versetzen, die an die frühen Jahre der Nachkriegs-Lufthansa erinnern sollte. Doch wo gab es einen solchen Flug-Oldtimer, der sich wiederbeleben ließ? 

Im Jahr 2001 absolvierte ein Lockheed Starliner seinen letzten Flug und landete auf dem kleinen Flughafen Polk City in Florida, dem Sitz des Museums Fantasy of Flight. Das Besondere an dem Exemplar mit der Kennung N974R war und ist die Bemalung in den Farben der Lufthansa. Denn die Maschine war vom Flugzeugbauer Lockheed 1957 direkt an Lufthansa ausgeliefert worden.

750.000 Dollar für drei “Connies”

In einer Auktion sechs Jahre später erwarb die Lufthansa Berlin-Stiftung gleich drei “Connies”, die einst für Trans World Airlines im Einsatz waren. Das Kalkül der 750.000 investierten US-Dollar: Aus drei in die Jahre gekommen Maschinen lässt sich zumindest eine “Super Star” neu aufbauen, die wieder abheben kann.

Im Folgejahr begannen die Instandsetzungsarbeiten. Dazu wurde auf das Know-how von pensionierten Profis der Lufthansa Technik in Hamburg zurückgegriffen, die den Flugzeugtyp noch aus ihrem aktiven Berufsleben kannten. Es galt die Bauteile zu überprüfen, zu katalogisieren und eventuell auszutauschen – ein luftfahrttechnisches und -rechtlich höchst anspruchsvolles Unterfangen.

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Die Rechnung, auf Ersatzteile aus den anderen beiden Flugzeugen zurückzugreifen, ging nicht auf. Zu ähnlich waren die Korrosionsschäden und Strukturschwächen. Daher mussten Segmente von Rumpf und Tragflächen, Aluminiumbleche und Beplankungen aufgrund alter Zeichnungen neu angefertigt werden. 

Nach zehn Jahren Renovierung zog Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, 2018 die Reißleine. “Zu aufwendig und zu komplex”, sagte er und stoppte das Projekt in Auburn, die halbfertige “Super Star” wurde in Kisten verpackt und nach Bremerhaven verschifft. 

Passgenauer Zusammenbau in Hamburg

Dann die Wende: Im Oktober 2023 begannen acht Mitarbeitern, zehn passionierte Rentner und ein Dutzend Auszubildende die “Super Star” und Einzelteile aus 292 Holzkisten im Hangar 15 bei der Lufthansa Technik in Hamburg passgenau wieder zusammenzufügen. Ziel sei kein flugfähiger, sondern ein “ausstellungsfähiger Zustand”, sagt Johannes Wiesner von Lufthansa Technik. 

In einem nächsten Schritt wird die “Super Star” in größere Segmente wieder demontiert und im Juli per Schwertransport nach Münster geschleppt, wo sie die historische Farbgebung aus den 1950er Jahren erhält. Frisch lackiert geht die letzte Reise weiter nach Frankfurt. 

50JahreConcorde_10.45Uhr

Rechtzeitig zum 100. Jahrestag der erstmaligen Gründung der Lufthansa werden dort 2026 als Hauptattraktion die Ju 52 mit dem Kennzeichen D-AQUI sowie die “Super Star” von 1957 ausgestellt und der Öffentlichkeit langfristig zugänglich gemacht. 

Ende gut, alles gut? Zwar wird der viermotorige Oldtimer nicht mehr abheben, aber kein Starliner aus dem Trio wurde verschrottet. Auch die beiden anderen Exemplare existieren weiterhin. Auf dem Außengelände des Museums Fantasy of Flight in Florida steht die N974R, nachdem ihr viele Ersatzteile entnommen wurden. Das zweite TWA-Exemplar wurde neu lackiert und 2019 nach New York geschleppt, wo es demTWA Hotel, das im ehemaligen Terminal der Fluggesellschaft eröffnet wurde, als Cocktail Lounge dient.

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