Kevin Costner schien bis zu seinem Comeback mit “Yellowstone” in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Heute wird der Star 70 Jahre alt.
Zu Beginn der 1990er Jahre war er einer der größten – wenn nicht der größte – Hollywoodstar des Planeten, eilte mit Werken wie “Der mit dem Wolf tanzt” (1990), “Robin Hood – König der Diebe” (1991) oder – unvergessen – “Bodyguard” (1992) von Erfolg zu Erfolg. Doch dann geriet seine Schauspielkarriere über lange Jahre ins Stocken, bis ihm eine Neo-Westernserie zu neuer Prominenz verhalf.
Welterfolg “Der mit dem Wolf tanzt”
Sein Heimatland, die Vereinigten Staaten mit all ihren Mythen und Traditionen, scheint ihn dabei konstant umzutreiben. Widmen sich Filme, in denen er aufgetreten ist, so unterschiedlichen und doch uramerikanischen Themen wie Baseball (“Aus Liebe zum Spiel”, 1999, “Annies Männer”, 1988) und US-Präsidenten vergangener Tage (“JFK”, 1991, “Thirteen Days”, 2000) sowie dem Westen/Western und genereller der Geschichte der USA.
Am heutigen 18. Januar wird Kevin Costner 70 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er allem Anschein nach noch lange nicht.
Oscar-Sieg, Sportfilme und Arbeit als Regisseur
Der Western, jenes Ur-Filmgenre, verhalf Kevin Costner zur Mitte der 1980er Jahre zum Durchbruch in Hollywood. In Lawrence Kasdans (76) traditionellem Wildwestfilm “Silverado” (1985) präsentierte er dem weltweiten Filmpublikum erstmals sein Jahrhundertcharisma und seine beeindruckenden athletischen Fähigkeiten.
“Ich war kein akademisches Kind. Ich wusste, dass ich in der Schule nicht gut abschneiden würde, also übernahm der Sport die Oberhand. Es hat mir Spaß gemacht, Sport zu treiben”, verriet Costner dem britischen “Guardian” einmal im Rückblick über seine Jugendzeit in Kalifornien.
Durch “Silverado” und den kurz darauf erschienenen “The Untouchables – Die Unbestechlichen” (1987) zum Star geworden, trat er in einer Reihe von Baseball-Filmen auf. Besonders der märchenhafte “Feld der Träume” (1989, Original: “Field of Dreams”) blieb hier in Erinnerung.
In dem Genreklassiker baut Costner als Maisfarmer in Iowa ein Baseball-Feld auf seinem Hof, woraufhin plötzlich verstorbene Baseball-Legenden aus dem Kornfeld wandern und sich mitten im Nirgendwo packende Partien liefern. So beliebt ist der Sportfilmklassiker in den Baseball-verrückten Vereinigten Staaten, dass die Major League Baseball neben dem immer noch bestehenden Filmset in den vergangenen Jahren ‘Field of Dreams’-Spiele austrug. Die Popularität des All-American-Boy Costner wuchs und wuchs.
Bruchlandung mit “Waterworld” und “Postman”
Ein filmisches Denkmal setzte er sich im Jahr 1990 dann gleich selbst. Bei “Der mit dem Wolf tanzt” führte Multitalent Costner Regie, produzierte und spielte die Hauptrolle. Zwei Oscars, für die beste Regie und den besten Film des Jahres, nahm er mit nach Hause. “Der mit dem Wolf tanzt” war zugleich ein Meilenstein in der Repräsentation indigener Völker und ein aus heutiger Sicht problematischer White-Savior-Film – Costner stieg damit zu einem der größten Stars des Planeten auf.
In der Folge eilte er von Erfolg zu Erfolg. An der Seite von Whitney Houston (1963-2012) schmachtete ihn das Publikum in “Bodyguard” an. Der Soundtrack mit Songs wie “I Will Always Love You” wurde zum bislang meistverkauften aller Zeiten in den Vereinigten Staaten.
In Oliver Stones (78) “JFK – Tatort Dallas” warf er als Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison ein kontroverses Licht auf die Ermordung John F. Kennedys (1917-1963). In “Robin Hood – König der Diebe” gab er den wohl unenglischsten Robin Hood aller Zeiten.
Mitte der 1990er Jahre wendete sich das Blatt. Seine Regiearbeit “Waterworld” (1995), der mit einem Budget von 175 Millionen US-Dollar damals teuerste Film der Geschichte, erreichte mit Ach und Krach die Gewinnzone. Doch der sonderbare “Postman” (1997) über einen falschen Briefträger in den untergegangenen Vereinigten Staaten erwies sich mit einem Einspielergebnis von 30 Millionen US-Dollar bei einem Budget von 80 Millionen als überaus kostspieliger Flop und finanzielles Desaster, von dem sich der Regisseur und Schauspieler Costner lange nicht mehr erholen sollte.
In den folgenden Jahren war er oftmals in Nebenrollen zu sehen – etwa in Zack Snyders (58) “Man of Steel” (2013) als Vater von Superman. Obwohl regelmäßig beschäftigt, schien Costner so langsam, aber sicher in der Versenkung zu verschwinden. Wäre da nicht ein gewisser angehender Serienschöpfer namens Taylor Sheridan (54) gewesen, der die große amerikanische Western-Legende in seiner Neo-Westernserie “Yellowstone” (2018-2024) als Familienpatriarch John Dutton besetzte.
Privat skandalfrei
“Yellowstone” wurde zu einem der größten Erfolge der vergangenen Jahre im US-Fernsehen. Für die Serie, die auf einer Ranch im ländlichen Montana spielt, können sich besonders die Trump-Wähler aus den sogenannten Flyover States in der Mitte der USA begeistern, fern der elitären West- und Ostküste.
Seine neu gewonnene “Yellowstone”-Popularität wollte Costner in sein eigenes, jahrzehntelang entwickeltes Western-Projekt “Horizon” (2024) ummünzen. Doch der erste Teil der auf vier Filme angelegten Reihe scheiterte 2024 krachend an den Kinokassen. Nur knapp unter 40 Millionen US-Dollar konnten bei einem Budget von 50 Millionen Dollar wieder eingespielt werden. Für Regisseur, Darsteller und Produzent Costner auch ein persönliches Fiasko, steckte er doch Medienberichten zufolge auch 38 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen in das Werk.
Privat sorgte Costner in den vergangenen Jahren auch mit seiner Scheidung von Christine Baumgartner (50) für Schlagzeilen. Mit seiner zweiten Ehefrau teilt er – ebenso wie mit seiner ersten Cindy Costner (68) – drei Kinder. Ein weiteres stammt aus einer Beziehung zu Bridget Rooney (63).
Über den Menschen Costner ist daneben nicht sonderlich viel bekannt. Seit Privatleben hält er gut unter Verschluss, Skandale gibt es keine. “Wenn ich entspannen möchte, spiele ich Basketball mit Freunden oder gehe jagen und angeln. Ich schieße Auerhühner und Fasane in South Dakota, Nebraska und Kalifornien”, sagte der als naturverbunden geltende Costner dem “Guardian” einmal über seine Freizeitbeschäftigungen.