Home » Kolumne Marinić: Robert Habeck ein Feminist? Davon ist nicht viel übrig

Kolumne Marinić: Robert Habeck ein Feminist? Davon ist nicht viel übrig

Von

Vor wenigen Jahren noch nannte sich Robert Habeck öffentlich gern Feminist. Als Kanzlerkandidat aber scheint er die Frauen vergessen zu haben.

Der Wahlkampf läuft, und leere Phrasen verbreiten sich mit exponentiellem Wachstum. Die demokratischen Parteien gehen vor wie immer, als lebten wir nicht in einer Zeit, da es um die großen Fragen geht. Ihre Kanzlerkandidaten senden seit Wochen auf allen Kanälen: Habeck, Merz und Scholz grinsen uns mehr oder minder gut fotografiert ständig entgegen. Da in Deutschland mehr als die Hälfte der Wählerschaft weiblich ist, wollte ich schon fragen, ob es nicht auch Frauen gebe in der Politik – da nominiert die AfD eine Frau, Alice Weidel, neuerdings bekannt dafür, Hitler einen Kommunisten zu nennen. Für Feminismus ist sie hingegen nicht bekannt.

Der Feminismus des Robert Habeck

Die Grünen aber sind es. Vor sechs Jahren moderierte Robert Habeck, damals noch als Parteivorsitzender, in Berlin die Premiere meines Buchs über Geschlechterrollen, weil er als “der neue Mann” galt. Am Ende dieses Abends bekannte er sich als Feminist. Den Tag darauf postete er auch auf seinem Instagram-Account: “Ich bin ein Feminist.” Was davon ist geblieben, jetzt, da keine Annalena Baerbock als Konkurrentin auftritt?

Was ist aus den Grünen geworden, die es jahrzehntelang so ernst mit der Gleichstellung meinten wie keine zweite Partei? Der grüne Feminismus stellte Regeln auf: Man begrenzte etwa die Redezeit auf Parteitagen, damit mitteilungsfreudige Männer nicht jede Runde kapern, und auf grünen Listen herrschte Parität. Ausgerechnet diese Tradition und mit ihr die grünen Frauen verschwinden jetzt im Schatten von Robert Habeck.

STERN 52_24 Marinic Populisten 15.12

Wo ist der Feminist Habeck im Jahr 2025 geblieben? Im Gegensatz zu den vielen, die ein Problem in Habecks Sprechen sehen, bereitet mir eher sein Handeln Sorgen. Seine Reden öffnen immer wieder neue Gedankenräume, im Handeln hingegen gelingt ihm nur selten etwas Vergleichbares.

Bei Frauenthemen ist Merz verwundbar

Ich habe an dieser Stelle schon viele Seitenhiebe gegen Friedrich Merz gesetzt. Kürzlich erst sagte er, man tue Frauen keinen Gefallen damit, wenn man das Kabinett paritätisch besetzt. Er liefert Steilvorlagen am laufenden Band! Das kostet ihn Stimmen, es gibt “Frauen gegen Merz”. Robert Habeck hingegen hat einen guten Ruf, was Feminismus angeht, er hat schließlich einmal für eine Frau zurückgesteckt. Deshalb müssen jetzt alle grünen Frauen büßen. In diesem Wahlkampf spielen Frauenthemen selbst bei den Grünen keine große Rolle, obwohl ihr Hauptgegner Merz hier verwundbar ist.

Mark Zuckerberg Maskuline Energie, 21.10

Es braucht keine Männer wie Zuckerberg und Musk

Positiv soll der grüne Wahlkampf jetzt sein und verbindend. Wir Frauen leben jedoch in einer Zeit, in der Facebook-Chef Mark Zuckerberg mehr “maskuline Energie” in Unternehmen einfordert. In der Elon Musk auf seiner Plattform krude Theorien verbreitet, eine davon besagt, eine freie Gesellschaft müsse von “Alpha-Männern” geführt werden. Frauen sowie Männer mit weniger Testosteron blieben da außen vor. Robert Habeck verteilt gerne Seitenhiebe gegen Musk, doch eine Idee, wie er uns Frauen diesen Muskulinismus ersparen könnte, hat er bisher nicht.

Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr bis zum Wahltag.

VERWANDTE BEITRÄGE