Ein riesiges Teleskop soll die Geburt der ersten Sterne nach dem Urknall einfangen. Gebaut wurde das Hightech-Gerät am Niederrhein – nun muss es in die Wüste nach Chile.
Wissenschaftler und Ingenieure haben am Niederrhein ein riesiges Teleskop gebaut, das einen Blick auf die Geburt der ersten Galaxien nach dem Urknall liefern soll. Nach acht Jahren Entwicklung wird das Hightech-Teleskop nun mit dem Schiff nach Chile transportiert. Dort werden Forschende es in der Atacama-Wüste in 5.600 Metern Höhe in Betrieb nehmen. Damit werde es das zweithöchste Teleskop weltweit, sagte Projektingenieur Ron Higgins von der Universität Köln.
Das Teleskop soll Bereiche im Weltraum darstellen, aus denen kein sichtbares Licht bis zu Erde dringt. Herzstück sind zwei sechs Meter große Spiegel. Mit ihrer Hilfe wollen Wissenschaftler Strahlung im sogenannten Submillimeter-Wellenlängenbereich darstellen.
Hoffen auf neue Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall
Die Submillimeter-Strahlung stamme zum Beispiel aus Staub- und Molekülwolken, die weit entfernte Schwarze Löcher und sternenreiche Galaxien umgeben, erklärt Dominik Riechers, Professor für Astrophysik an der Universität Köln, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. Die beteiligten Forscher hoffen, das älteste Licht des Universums beobachten und so entscheidende Informationen über den Urknall liefern zu können.
Weltweit könnten nur wenige Teleskope solche Wellenlängenbereiche beobachten. Damit die Beobachtungen gelingen, brauche das Teleskop einen sehr hohen und sehr trockenen Standort, sagte Riechers. Die Bedingungen auf dem Berg Cerro Chajnantor in Chile seien deshalb ideal.
Arbeitsbedingungen in 5.600 Metern Höhe sind schwierig
Geplant wurde das Fred Young Submillimeter Teleskop (FYST) von einem internationalen Konsortium, an dem die Universitäten Köln und Bonn beteiligt sind. Gebaut wurde es von einer Firma in Duisburg.
Zuletzt war das Gerät, das so hoch wie ein dreistöckiges Haus ist, in Xanten am Niederrhein testweise aufgebaut worden. “Der Aufwand dafür war enorm”, sagte Projektleiter Klaus Willmeroth. Die Arbeitsbedingungen in Chile in 5.600 Metern Höhe seien aber extrem schwierig – deshalb sei es wichtig gewesen, mögliche Probleme schon im Vorfeld in Deutschland zu erkennen und zu beheben.
Das Teleskop soll im März in Chile ankommen. Dann werden die Teile mit Lastwagen über eine unbefestigte Serpentinen-Straße zu ihrem endgültigen Standort in der Wüste gebracht. Ende 2025 oder Anfang 2026 soll es die ersten Bilder aus den Tiefen des Weltalls geben.