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Fischerei: Klimawandel und Seuchen machen Teichfischerei zu schaffen

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Tausende Tonnen Forellen erzeugen die Berufsfischer in Baden-Württemberg. Die Familienbetriebe haben meist eine lange Tradition und auch sie kämpfen gegen den Klimawandel.

Der Fischzucht in Baden-Württemberg machen zunehmend der Klimawandel, Fischseuchen und bei Karpfen der gefräßige Kormoran zu schaffen. Hohe Maximaltemperaturen in denGewässern, Rückgang der Niederschlagsmenge im Sommer und häufiger auftretende Starkregenereignisse nehmen an Intensität zu, heißt es in einer Antwort des Agrarministeriums auf eine Anfrage der SPD im Landtag. 

In den vergangenen Jahren kamen Ausbrüche von Fischseuchen hinzu, die vor allem durch den Zukauf von Fischen aus Betrieben außerhalb Baden-Württembergs eingeschleppt wurden. Die Anzahl der in der amtlichen Statistik erfassten Vollerwerbsbetriebe hat im Zeitraum von zehn Jahren leicht abgenommen und liegt bei rund 100 Anlagen. Aufgrund ihrer meist geringen Größe werden manche Haupterwerbs- sowie die zahlreichen Nebenerwerbs- und Hobbybetriebe nicht statistisch erfasst. Ihre geschätzteZahl liegt bei etwa 2.000 bis 3.000 Anlagen. 

Vor allem Forellen und Saiblinge

Sie alle erzeugen zusammen laut dem Berufsverband der Berufsfischer und Teichwirte jährlich zwischen 6.000 und 8.000 Tonnen Salmonide (Forellen und Saiblinge) pro Jahr. Die Aquakulturbetriebe seien ausschließlich familienbetrieblich organisiert und bestünden oft schon seit mehreren Generationen. Die Vermarktung erfolge in aller Regel regional, sagte Verbandspräsident Roland Rösch.

“Die Binnenfischerei leistet einen wichtigen Beitrag zur Produktion von hochwertigen Lebensmitteln. Allerdings gibt es auch in diesem Bereich Probleme wie zum Beispiel, dass Fischteiche durch den Kormoran ausgeräubert werden oder Seuchen und Parasiten”, sagte Hans-Peter Storz, Mitglied des Ausschusses für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

Harte EU-Vorgaben

Es wäre wünschenswert, wenn mehr Binnenfischerei im Land betrieben würde. “Mit den richtigen Anreizen würde vielleicht mancher der kaum erfassten 2.000 bis 3.000 mehr Nebenerwerbs- und Hobbybetriebe in das Geschäft verstärkt einsteigen und damit Wertschöpfung und Arbeit schaffen und mehr Fisch produzieren, der dann nicht mehr aus überfischten Meeren geholt werden müsste”, sagte Storz. Laut Rösch möchte zwar auch die EU die Aquakultur ausbauen. “Aber es gibt kaum Möglichkeiten, vor Ort neu zu beginnen oder den vorhandenen Betrieb zu erweitern, weil die Umweltauflagen zu hoch sind.”

Ein Drittel der in der Fischzucht produzierten Fische in Deutschland stammt nach Angaben von Rösch aus Baden-Württemberg.

Lange Tradition

Laut dem Landesverband der Berufsfischer und Teichwirte hat die Forellenzucht in Baden-Württemberg eine lange Tradition. Voraussetzung ist sommerkühles und sauberes Wasser in ausreichender Menge. Mit dem Klimawandel ist dessen Verfügbarkeit aber geringer geworden. 

Die Begradigung des Rheins, der Ausbau als Schifffahrtsstraße und die Abwassereinleitungen engten den Fischbestand zunehmend ein, die Fischereierträge gingen drastisch zurück. Mittlerweile sei die Wasserqualität des Rheins wieder gut. Trotzdem gebe es am Rhein nur noch wenige Berufsfischer im Haupterwerb und eine größere Anzahl im Nebenerwerb.

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