In ihrer Karriere musste sich Ex-Kinderstar Désirée Nosbusch durch viele Widrigkeiten kämpfen. Am heutigen 14. Januar wird sie 60 Jahre alt.
An ihrem 60. Geburtstag kann Désirée Nosbusch auf eine fast fünfzigjährige Karriere zurückblicken. Bereits mit 12 Jahren moderierte das 1965 im luxemburgischen Esch an der Alzette geborene Sprachtalent bei Radio Luxemburg und stieg danach innerhalb kürzester Zeit zu einem der bekanntesten Teenie-Stars der 1980er-Jahre auf. Der frühe Erfolg sollte ihr viele Türen öffnen, hatte aber, wie Nosbusch in den vergangenen Jahren zunehmend enthüllte, auch dramatische Schattenseiten.
Entdeckt von TV-Legende Frank Elstner
Entdeckt wurde Désirée Nosbusch von keinem Geringeren als Frank Elstner (82), der in den 1960er- und 1970er-Jahren maßgeblich das Programm von Radio Luxemburg prägte. Wie sie dem “Zeit Magazin” berichtete, hatte man sie bei dem Sender zusammen mit einer Schulfreundin für eine Kindersendung interviewt, nach dem Termin sei Elstner begeistert auf sie zugekommen und habe sie nach ihrer Telefonnummer gefragt. Im weiteren Verlauf hätten sich die Dinge regelrecht überschlagen: “Drei Wochen danach wurde ich dann gefragt, ob ich Pierre Brice fürs Kinderprogramm interviewen möchte. Und sechs Monate später hatte ich meine eigene Sendung”.
Anfang der 1980er startete Désirée Nosbusch als erste Jungmoderatorin der deutschen Fernsehgeschichte durch und führte im ZDF mit ungewohnt frechem Stil durch beliebte Jugendsendungen wie “Hits von der Schulbank”, “Hits mit Desirée” oder “Musicbox”. Dass Teenager für Teenager moderieren, galt in Zeiten von Dieter Thomas Hecks (1937-2018) “Hitparade” als Sensation. Ziemlich bald wurde das bildhübsche Nachwuchstalent in der “Bravo” wie ein Pop-Star gefeiert.
Fatale Beziehung mit manipulativem Manager
Wie Nosbusch in den vergangenen Jahren in Interviews, aber auch in ihrer 2022 erschienenen Autobiografie “Endlich noch nicht angekommen” offenlegte, begannen in dieser euphorischen Anfangszeit ihrer Karriere jedoch auch schon die ersten Probleme. Der unerfahrene Teenager geriet in eine Beziehung mit ihrem 26 Jahre älteren Manager Georg Bossert (1939-1995), die ihrer Schilderung nach von Manipulation und sexuellem Missbrauch geprägt gewesen sei.
“Dieser Mann hat mich vergewaltigt. Ich wollte es nicht, und was Liebe war, wusste ich nicht. Und danach hatte ich es schwer, es zu lernen.”, zitiert die Gala aus ihrer Autobiografie. “Ein Paar waren wir ganz sicher nie. Es waren Jahre voller Qualen.” Im Jahr 1981 verließ Bossert sogar Frau und Kinder für die ungleiche Liaison mit dem heranwachsenden Kinderstar, erst 1990 konnte sich Nosbusch aus seiner Umklammerung lösen.
Skandal-Filme sorgten für Karriere-Absturz
Das Jahr 1981 markierte auch den Zeitpunkt, an dem Nosbuschs Image als unschuldiges und stets fröhliches TV-Sternchen erste Risse bekam. Unter Bosserts Einfluss gab sie in dem Film “Nach Mitternacht” (1981) ihr Schauspieldebüt. Dass Nosbusch in dem NS-Drama minutenlang nackt zu sehen war, führte zu zahlreichen Schlagzeilen – und zum Verlust der bestehenden Verträge mit ihrem Sender.
In der “Zeit” blickte sie mit folgenden Worten auf diesen Karriere-Einbruch zurück: “Ich war 16. Alles war so schnell gegangen, dass ich mich fremdgesteuert fühlte, ich konnte gar nicht mehr Ja oder Nein sagen. Und was die Nacktheit angeht, war ich belogen worden. Ich habe versucht, eine einstweilige Verfügung gegen den Film zu erwirken – vergeblich.” Für das ZDF sei sie danach erstmal nicht mehr tragbar gewesen, schließlich sollte sie ja “das Aushängeschild für die Jugend sein”.
Für noch größeres Aufsehen sollte jedoch im Jahr darauf ihre Hauptrolle in dem Horrorfilm “Der Fan” (1982) sorgen. Auch in diesem Werk ließ sie wieder alle Hüllen fallen, zudem zerstückelte sie in der Rolle des Schulmädchens Simone den männlichen Hauptdarsteller, um ihn dann genüsslich zu verspeisen.
Neustart in New York City
Um dem Shitstorm zu entkommen, schmiss Nosbusch mit 16 die Schule und zog nach New York, um dort vier Jahre lang eine private Schauspielschule zu besuchen. 1984 gelang ihr von dort aus ein fulminantes TV-Comeback, als man sie überraschend mit der Moderation des “Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute “Eurovision Song Contest”) beauftragte. Ausschlaggebend war dabei, dass das damals neunzehnjährige Wunderkind neben Luxemburgisch und Deutsch auch fließend Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch beherrschte. Der unverhoffte Job brachte ihr europaweite Bekanntheit ein, mit ihrer Moderatoren-Karriere ging es danach wieder steil nach oben.
Zudem brachte sie in den weiteren Jahren ihre Schauspielkenntnisse in TV-Serien wie “Ein Fall für zwei” oder “Praxis Bülowbogen” zum Einsatz. Hinzu kamen größere Film-Rollen in zumeist eher seichten Filmkomödien wie “A.D.A.M.” (1988) oder “Ex und hopp – Ein böses Spiel um Liebe, Geld und Bier” (1991). Erst nach der Jahrtausendwende sollten Nosbuschs Rollen dann zunehmend anspruchsvoller werden.
Mega-Comeback mit “Bad Banks”
Späte Genugtuung erfuhr die Schauspielerin schließlich im Jahr 2019, als sie für ihre Hauptrolle als umtriebige Investmentbankerin in der Drama-Serie “Bad Banks” mit dem renommierten Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Im “Zeit Magazin” zeigte sie sich darüber höchst erfreut. “Ich empfinde zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich Anerkennung bekomme für die Sache, für die ich eigentlich immer antreten wollte”, sagte sie dort. Ihren beiden mittlerweile erwachsenen Kindern, die beide Musiker geworden sind, gebe sie nun folgende Weisheit mit auf den Weg: “Ich musste 54 werden, bis die Anerkennung kam. Glaubt an euren Traum.”
Wie sie im Gespräch mit der “Bild” berichtete, habe sich ihre Karriere in der Zeit davor nicht ganz so entwickelt, wie sie sich dies vorgestellte. Abgesehen von wenig attraktiven Rollenangeboten hätten sie auch ihre Jobs als Moderatorin zunehmend unbefriedigt gelassen. “Ich habe vieles abgesagt, obwohl ich sicher aus finanziellen Gründen mehr hätte arbeiten müssen”, so Nosbusch. “Aber wirklich noch eine Gala? Nochmal ins Abendkleid? Auch hier steckte immer wieder die Angst in mir, mich zu wiederholen. Ich kam mir ab und zu wie ein Feuerlöscher vor.”
Eigene Filmproduktion und Regie-Debüt
Nach dem Abschluss eines Regie-Studiums holte Nosbusch 2011 mit der Gründung ihrer eigenen Filmproduktionsfirma “Deal Productions” zu einem ganz persönlichen Befreiungsschlag aus und schuf sich neue Betätigungsfelder. Nach ihrem späten Comeback mit “Bad Banks” markierte im vergangenen Jahr dann ihr Regie-Debüt “Poison – Eine Liebesgeschichte” einen weiteren Höhepunkt ihres neuen und selbstbestimmteren Lebens.
Das tragische Beziehungs-Drama feierte im Juli 2024 auf dem 41. Filmfest München seine Weltpremiere und wurde von der Kritik durchgehend wohlwollend aufgenommen. Am 30. Januar, nur wenige Tage nach ihrem 60. Geburtstag, kommt Désirée Nosbuschs ganzer Stolz dann bundesweit in die Kinos.