Ein Waldbrand kann verheerend sein, wie Los Angeles gerade zeigt. Mancherorts sind Feuer aber wichtig für die Ökosysteme. Ein Überblick über besonders gefährdete Zonen.
In Kalifornien wüten die heftigsten Waldbrände, die der US-Bundesstaat jemals erlebt hat. 24 Menschen starben bisher in den Flammen. Schätzungen zufolge wurden innerhalb knapp einer Woche mehr als 12.000 Gebäude im Großraum Los Angeles zerstört. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht – viele von ihnen haben ihr Zuhause in dem Inferno ganz verloren.
In Kalifornien entstehen immer wieder große Feuer. Der Bundesstaat zählt mit zu den trockensten Regionen der USA. Jason Kirkpatrick ist in Los Angeles aufgewachsen und beschäftigte sich bereits in den 90er-Jahren als Vizebürgermeister der nordkalifornischen Stadt Arcata mit dem Umgang mit Naturkatastrophen. “Jedes Jahr brennt es hier irgendwo”, sagt er im Gespräch mit dem stern und fügt hinzu: “Für den schlimmsten Fall kann man nie ausgerüstet sein. Selbst wenn man einen Plan hat, fehlt immer das Geld, um alles umzusetzen.”
Doch die US-Westküste ist nicht die einzige Region, in der das Risiko für Flächen- und Waldbrände hoch ist. Auch in anderen Gegenden der Welt brennt es immer wieder – und nicht immer ist das eine Katastrophe. Ein Überblick darüber, welche Gebiete besonders gefährdet sind und warum:
Mittelmeerraum
Im Jahr 2023 wurden die griechischen Inseln – allen voran Rhodos – von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Laut Sven Selbert, der sich beim Naturschutzbund Deutschland mit Wäldern und Waldpolitik beschäftigt, zählt die Region zu den mediterranen Klimazonen mit besonders trockenen Sommern. Die Waldbrandgefahr ist dort naturgemäß höher als in anderen Regionen Europas.Gründe für Waldbrände in Griechenland 18.05
Heimische Pflanzen haben sich in dem Gebiet an die regelmäßigen Feuer angepasst. Zu diesen sogenannten Pyrophyten zählen unter anderem Kiefern oder die vor allem in Portugal wachsenden Korkbäume. Letztere verfügen über eine dicke Rinde, die sich nicht abbrennen lässt und die Bäume so vor den Flammen schützt. Einige Kiefer- und Eukalyptusarten dagegen sind auf die Brände angewiesen, damit sich ihre Zapfen öffnen und die Samen freisetzen.
Tropen und Subtropen
Diese Regionen erstrecken sich von Südamerika über Afrika bis nach Südostasien und Australien. In ihnen gibt es keine Jahreszeiten wie in Europa. Regen- und Trockenphasen wechseln sich hier ab. Brände entstehen hier häufig durch natürliche Ursachen, zum Beispiel Blitzeinschläge. “Gerade in den Savannengebieten wird die Regenzeit durch heftige Gewitter eingeläutet”, erklärt Nabu-Waldexperte Selbert. Die Brände werden so meist wenige Tage bis Stunden vor der Regenphase ausgelöst und dann direkt wieder gelöscht.
Zentralafrika gilt als das Gebiet, in dem es pro Jahr weltweit am meisten brennt. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa bezeichnete Afrika als “Kontinent in Flammen”. Dort brennt vor allem das trockene Savannengestrüpp. Häufig werde die Brände durch landwirtschaftliche Rodungen ausgelöst.
Amazonas-Regenwald
Jedes Jahr brennen in der Amazonasregion unzählige Hektar Wald. Hier gilt allerdings der Mensch als maßgeblicher Brandstifter. Die Wälder werden für die Landwirtschaft gerodet, um Soja anzubauen und die Fleischproduktion zu erhöhen. Umweltaktivisten verurteilen die Brandrodungen seit Langem, weil der Amazonas als sogenannte “Lunge des Planeten” das Weltklima mit reguliert. Laut WWF gelten 20 Prozent des Regenwaldes als zerstört. Zudem kam ein Forscherteam zu dem Schluss, dass der Amazonas mittlerweile mehr CO2 ausstößt als er bindet.
Nördlicher Polarkreis
Die nördlichen Fichten- und Lärchenwälder sind ähnlich wie jene im Mittelmeerraum an regelmäßige Feuer angepasst. Die Brände treten dort periodisch auf, werden häufig durch Blitzeinschläge verursacht und sind ein natürlicher Bestandteil des borealen Ökosystems rund um den Polarkreis.
Westküste der USA
Immer wieder trifft es den Westen der USA und dort vor allem den Bundesstaat Kalifornien. Die Region gilt seit jeher als besonders trocken; im Sommer regnet es dort kaum. Die ausgetrocknete Vegetation bildet die ideale Grundlage für regelmäßige Brände, auf die vor allem die nordamerikanischen Mammutbäume zur Vermehrung angewiesen sind. Starke Winde – etwa die Santa-Ana-Winde mit einer Geschwindigkeit von 150 bis 160 Kilometern pro Stunde – wirken als Brandbeschleuniger.
Naturphänomene im Ostpazifik wirken sich ebenfalls auf die Trockenheit entlang des nord- und südamerikanischen Kontinents aus. Im Dezember 2024 wurde El Niño von La Niña abgelöst. “Dadurch haben sich die Niederschlagsmuster verschoben, es hat zu der Jahreszeit deutlich weniger geregnet” erklärt Nabu-Waldexperte Selbert.
Zusätzlich durchläuft Kalifornien eine über hundertjährige Dürrephase.
Welche Rolle spielt der Klimawandel beim Waldbrand?
Grundsätzlich gilt: Ohne Feuer können Ökosysteme überaltern. Die Brände sind mancherorts notwendig, damit sich ein Naturgebiet erholen und erneuern kann. Asche gilt als mineralreich und daher als guter Dünger für den Boden. Werden Regionen innerhalb kurzer Zeit immer wieder von Bränden heimgesucht oder eskalieren die Feuer zu Flächenbränden, werden sie schnell zur Bedrohung. Allerdings spielen natürliche Ursachen keine große Rolle mehr. “In der Regel werden Waldbrände nicht mehr nur durch Blitzeinschläge, sondern vor allem durch den Menschen ausgelöst”, sagt Nabu-Waldexperte Selbert.
Arcatas ehemaliger Vizebürgermeister Kirkpatrick ist vor zwei Jahrzehnten nach Berlin gezogen und beobachtet die Feuer in seiner Heimat seitdem aus der Ferne. “Sie sind in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels immer extremer geworden”, sagt er.
Klima- und Umweltwissenschaftler sind sich einig, dass die Brände in Kalifornien erst durch den Klimawandel so stark eskalieren konnten: Die Erderwärmung begünstigt langanhaltende Dürreperioden und bringt den Niederschlags- und Wasserkreislauf durcheinander. Ganze Landstriche trocknen so immer weiter aus und bilden den idealen Nährboden für Feuer.