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Italienischer Fotograf: Zum Tod von Oliviero Toscani: Der Provokateur hinter der Kamera

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Der italienische Fotograf Oliviero Toscani ist mit 82 Jahren gestorben. Mit seinen Fotos schockierte und provozierte er. Eine Auswahl seiner besten Arbeiten.

Bis heute gehören seine Arbeiten für die Modemarke Benetton zu den provokantesten der Fotogeschichte, jetzt ist der italienische Fotograf Oliviero Toscani im Alter von 82 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie in einer Erklärung mit. Im Sommer hatte der Fotograf in einem Interview öffentlich gemacht, dass er an der unheilbaren Krankheit Amyloidose leide. Dabei bilden sich fehlerhaft gefaltete Proteine, die sich an Organen absetzen und diese angreifen.

Zwischen 1982 und 2000 verantwortete Toscani zahlreiche Werbekampagnen für den Strickmodenhersteller Benetton. Die Kleidung geriet angesichts Toscanis kontroverser Motive fast zur Nebensache. Ob Rassismus oder Religion, Krieg, Krankheiten und Tod: Ein Tabu kannte Toscani nicht.

FS Steve McCurry – Ein Leben für die Fotografie 18.30“Man kann nie zu weit gehen”, sagte er einmal. Dabei sah er sich selbst nicht als Werbefotograf, sondern als Künstler. “Das ganze System Werbung ist ein System von Idioten, gemacht für Idioten. Die machen leere Versprechen und schlagen Profit aus der menschlichen Schwäche, aus dem Prinzip der Verführung, aus allem, was absurd ist. Ich war sehr großzügig mit der Werbung. Ich habe vielen Werbern beigebracht, weniger dumm zu sein”, sagte Toscani 2015 dem “Spiegel”

Seit 2017 arbeitete Oliviero Toscani wieder für Benetton

Im Frühjahr 2000 beendeten Toscani und Benetton ihre Zusammenarbeit, aber der Fotograf sagt schon damals: “Nichts ist für immer.” Seit Ende 2017 war er wieder für das Familienunternehmen tätig.

Geboren wurde Toscani am 28. Februar 1942 in Mailand. Sein Vater Fedele arbeitete als Fotograf für die italienische Tageszeitung “Corriere della Sera” und machte seinen Sohn schon früh mit dem Handwerk vertraut. Anfang der Sechziger studierte Toscani Fotografie in Zürich und ging anschließend nach New York, wo er Andy Warhol kennenlernte, der zu seinem Vorbild wurde. 

Toscani schockte direkt mit seiner ersten Kampagne

FS David Bailey 16.45Direkt mit seiner ersten Kampagne für den italienischen Jeans-Hersteller Jesus sorgte Toscani für einen Skandal: 1974 lichtete er den nackten Hintern seiner damaligen Freundin in knappen Hotpants ab und stellte dazu den Bibelspruch: “Wer mich liebt, der folge mir.” Feministinnen und Gläubige zeigten sich empört, aber Toscani war fortan in aller Munde und als Fotograf gefragter denn je.

Er sagte dazu: “Langfristig hat mir der Erfolg recht gegeben. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Außer, dass ich mit meinen Aktionen noch weiter hätte gehen können.”

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