Nachdem ihr gemeinsamer Podcast mit Thilo Mischke von der ARD abgesagt wurde, hat Jule Lobo in ihrem eigenen Podcast die Kritik an ihrem Kollegen thematisiert.
Die “Causa Thilo Mischke” hat in den vergangenen Wochen für mächtig Wirbel gesorgt. Nachdem in den Weihnachtstagen ein Podcast von “Feminist Shelf Control” fragwürdige und umstrittene Aussagen des Journalisten aufgegriffen hatte, sah sich der Journalist heftiger Kritik ausgesetzt.
Mischke war Ende vergangenen Jahres als neuer Moderator von “TTT – Titel, Thesen, Temperamente” angekündigt worden. Gleichzeitig war ein neuer “TTT”-Podcast mit ihm und Jule Lobo in Planung. Mittlerweile hat die ARD die Zusammenarbeit mit ihm beendet und auch der geplante Podcast wird nicht mehr stattfinden. Eine Zusammenfassung des Falls können Sie hier nachlesen.
Causa Thilo Mischke: Jule Lobo ringt um (die richtigen) Worte
Jetzt hat sich Lobo ebenfalls zu der Thematik geäußert. Nachdem sie in einem Instagram-Posting kurz Stellung bezogen hatte, haben sie und ihr Ehemann, Kolumnist Sascha Lobo, der “Causa Mischke” eine Folge ihres Podcasts “Feel the News” gewidmet. Gleich zu Beginn ringen die beiden um Neutralität, obwohl Jule Lobo direkt klarstellt, dass sie und Mischke befreundet seien, wenn auch nicht besonders eng. Sie habe seine Arbeit immer bewundert, sein in der Kritik stehendes Buch aber nicht gekannt.
Jule Lobo lobt zum Einstieg die detaillierte Auseinandersetzung der Macherinnen des Podcasts “Feminist Shelf Control”, Annika Brockschmidt und Rebekka Endler, mit Mischkes Aussagen. Lobo und ihr Ehemann versuchen hörbar, möglichst neutral klingende Worte zu finden. Doch sie äußern auch Kritik. Unter anderem daran, dass in der besagten Podcastfolge, in der es um Mischkes Fehler geht, der Vergewaltigungsfall um die Französin Gisèle Pelicot thematisiert wurde. “Dass man den Pelicot-Fall auch nur in den Raum stellt mit dem, was Thilo Mischke da geschrieben hat, das ist so falsch, das geht in so eine falsche Richtung”, betont Jule Lobo. “Man muss es nicht künstlich auf so eine hohe Stufe hochbringen, dass es Relevanz bekommt”, findet die Podcasterin.
Verbindung mit Pelicot-Fall “unanständig”
Ihr Ehemann pflichtet ihr bei. Der Kontext sei “unanständig” und nehme die “Kraft der Argumente, die ja da sind”. “Thilo Mischke hat (…) frauenfeindliche, ableistische, rassistische Sprache benutzt und Sachen gesagt”, betont Mischkes Kollegin und erklärt daraufhin, wie wichtig ihr die sogenannte “Woke-Kultur” sei. “Ich wünsche euch aber auch Menschen, die euch auf Fehler hinweisen und auch differenzieren können, ob ihr Menschenfeinde deswegen seid oder ob euch einfach ein Fehler passiert ist”, erläutert sie in Richtung der Kritikerinnen Mischkes.
Für sie sei Mischke ein “Mensch, der grundsätzlich nicht frauenfeindlich, ableistisch und menschenfeindlich sein will”. Sascha Lobo versucht daraufhin erneut, beide Seiten zu beleuchten. Denn die “große Zahl an fragwürdigen Äußerungen [Mischkes] ergeben am Ende ein Bild”, sagt er. Lobo kritisiert vor allem die mediale Berichterstattung, die den Shitstorm in den vergangenen Wochen begleitet hat. Diese habe er als undifferenziert empfunden. Teilweise sei kein Unterschied gemacht worden zwischen “Empörungsmaschine” und Berichterstattung.
“Ich hätte gerne irgendwo gelesen, dass man ihm nicht eine komplette Böshaftigkeit unterstellt”, ergänzt Jule Lobo.
Frauenfeindliche Angriffe gegen Lobo selbst
Schließlich kommen die Lobos auch noch auf eine persönliche Komponente der Problematik zu sprechen. Die Tatsache, dass Autorin Friederike Häuser an dem “Feminist Shelf Control”-Podcast mitgearbeitet habe, stößt ihnen übel auf. “Für mich ist es wahnsinnig schwer, wenn als einzige Sachverständige zur Einschätzung meiner Fehler eine Frau eingeladen wird, die eine Obsession mit mir seit zehn Jahren hat”, sagt Jule Lobo. Häuser habe einen “Hassaccount”, auf dem sie sich regelmäßig über Lobo und ihre Familie lustig mache. Die Kritik ist nicht neu. Es ist nicht das erste Mal, dass die Podcasterin Häuser ins Visier nimmt. Gegen einige Vorwürfe hat sich Häuser auf ihrem Instagram-Account bereits verteidigt und Stellung bezogen.
In den vergangenen Wochen habe seine Ehefrau zahlreiche “frauenfeindliche Angriffe” in den sozialen Medien bekommen. Diese führen die Lobos auf Häusers Follower zurück. Es sei ein Podcast über die Fehler eines Mannes gewesen, der letztlich darin resultierte, dass eine Frau “übelst beschimpft” wurde, so Sascha Lobo. Auch “Spiegel”-Kolumnistin Anja Rützel, die ebenfalls an dem Podcast mitgearbeitet hat, kommt bei den Lobos nicht gut weg. Jule Lobo findet es “unanständig, wie man so zueinander ist”. In Richtung ihrer Kritikerinnen sagt sie: “Es hört sich an, als wär ich fucking Andrew Tate und das bin ich nicht.”
Am Ende kommen die beiden noch einmal auf Thilo Mischke zu sprechen. Sie verstehen, dass es merkwürdig ist, eine gesunde Fehlerkultur zu fordern, wenn Mischke sich selbst noch gar nicht geäußert habe. Dennoch sagt Jule Lobo: “Ich hab wahnsinnige Angst um Thilo. Und das heißt nicht, dass man ihm blind zur Seite stehen muss.” Er sei nicht die “Inkarnation des Bösen”, auch wenn es “vielleicht die richtige Entscheidung war”, dass er den “TTT”-Job nun nicht bekommen habe. In Zukunft sei es in ihren Augen wichtig zu differenzieren und miteinander zu sprechen.
Quelle: “Feel the News”
Transparenzhinweis: Thilo Mischke hat in der Vergangenheit auch für den stern gearbeitet.