Fast 30 Jahre lang ermittelten die Behörden zu einem Mord in Bochum. Dann gab es eine Festnahme in Großbritannien. Jetzt kam der Tatverdächtige in Bochum vor den Richter.
Fast 30 Jahre nach einer tödlichen Messerattacke in Bochum und intensiver Ermittlungsarbeit ist ein in Großbritannien gefasster Tatverdächtiger nach Deutschland ausgeliefert worden. Der 58-Jährige sei am Mittwoch nach seiner Auslieferung festgenommen und einem Richter vorgeführt worden, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft in Bochum. In dem spektakulären “Cold-Case-Fall” sei das offene Ermittlungsverfahren wegen Mordes nun nach nahezu drei Jahrzehnten aufgeklärt.
DNA-Treffer brachte den Durchbruch
Im März 1996 war ein 55-Jähriger in Bochum auf offener Straße mit zahlreichen Messerstichen niedergestochen worden, als er eine Gaststätte verlassen hatte. Das Opfer starb noch am Tatort, der Täter flüchtete. Ermittler entdeckten blutige Kleidung und das Tatmesser, DNA des mutmaßlichen Täters wurde gesichert. Auch mit einer Flugblatt-Aktion sowie über die ZDF-Sendung “Aktenzeichen XY Ungelöst” wurde nach dem Tatverdächtigen gesucht. Ein Durchbruch gelang 2022, als ein internationaler DNA-Abgleich auf einen deutsch-polnischen Staatsbürger hinwies, der in Großbritannien lebte.
“Die weiteren Ermittlungen der Polizei Bochum zu seiner Person ergaben, dass er zur tatrelevanten Zeit in Deutschland – unter anderem auch in Bochum – gelebt hatte”, hieß es nun am Donnerstag. Ein internationaler Haftbefehl wurde erwirkt, der Mann im September 2022 in Großbritannien zwecks Auslieferung verhaftet. Der legte Rechtsmittel gegen seine Auslieferung ein. Es dauerte zwei Jahre, bis er aus der Haft in Großbritannien abgeholt und am Mittwoch nach Bochum gebracht werden konnte. “Hier wurde ihm in den frühen Abendstunden durch eine Richterin der deutsche Haftbefehl wegen Mordes verkündet.”
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte laut Mitteilung: “Kein Täter soll sich nach einer solch grausamen Tat sicher sein, dass wir ihn nicht kriegen – auch nicht nach so langer Zeit.”