Kollagen ist ein Bestandteil des Körpers und entspringt keiner veganen Quelle. Was also veganes Kollagen ist und was Sie zu dem Thema wissen sollten, verrät der stern.
Um direkt die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Streng genommen gibt es kein veganes Kollagen. Kollagen wird vom menschlichen Körper produziert und findet sich in Haut und Knorpeln. Ebenso im Körper von Tieren. Es braucht also tierische Quellen, um an Kollagen(hydrolysat) zu kommen.
Ernährungswissenschaftlerin Julia Sausmikat von der Verbraucherzentrale NRW hat dem stern dazu erklärt: “Kollagen ist ein Struktureiweiß, also ein Protein, das im Körper in unterschiedlichen Varianten vorkommt, je nachdem, ob es sich um Kollagen in der Haut, im Knorpel oder in anderen Geweben handelt.” 28 Typen von Kollagen werden biochemisch unterschieden. Die menschliche Haut besteht überwiegend aus Kollagen Typ I, Knorpel enthält Kollagen vom Typ II.
Kollagenmoleküle bestehen überwiegend aus den Aminosäuren Prolin und Glycin. Diese werden vom Körper selbst produziert und müssen eigentlich nicht zugeführt werden. Allerdings kommt es altersbedingt zu einem Abbau von Kollagenstrukturen und die Hautschichten können an Stabilität verlieren. Daher sollen Produkte wie Kollagenpulver und Kollagencremes das weniger werdende Kollagen ausgleichen.
STERN PAID Gesund Leben 02_23 Anti-Aging-Mittel 19.47
So einfach sei das aber laut Sausmikat nicht. Denn ob der Körper aus dem zusätzlich aufgenommenen Kollagenhydrolysat wieder komplexe Kollagene herstellt und an der richtigen Stelle platziert, sei nicht garantiert. Es gibt Studien, die auf eine Verbesserung der Faltentiefe und Hautelastizität durch die regelmäßige Einnahme von Kollagen(hydrolysat) hinweisen. Dass solche Veränderungen aber wirklich erkennbar sind, sei laut Expertin fraglich. Kollagencremes dringen zudem nicht in die tieferen Hautschichten ein und können nur sehr bedingt zur verbesserten Hautelastizität beitragen. Sie enthalten meist Zink und Vitamin C. Letzteres spielt bei der Stabilität von Kollagenmolekülen eine Rolle.
Was ist veganes Kollagen?
Da Kollagen also menschlichen oder tierischen Ursprungs ist, wird es aus Schlachtabfällen gewonnen, etwa der Haut oder den Knochen von Schweinen und Rindern. Bei der sogenannten Hydrolyse werden die Kollagene dann in kleinere Bruchstücke, die Kollagen-Peptide, zerlegt. Zudem gibt es Kollagenpulver mit Zusätzen aus Geflügel- und Fischresten zu kaufen.
“Produkte, die als vegan bezeichnet werden, enthalten in der Regel einen Mix der Aminosäuren Glycin, Prolin, Hydroxyprolin und L-Lysin und kein Kollagen”, stellt die Expertin klar. Diese “Nachbildung” soll laut Herstellern einen ähnlichen Effekt haben und entsprechende Nahrungsergänzungsmittel sollen Haut, Haaren und Nägeln guttun können.
Auch hier gilt aber: Entsprechende repräsentative Studien, die die Wirksamkeit solcher Mittel bestätigen, sind rar. Inhaltsstoffe wie Vitamin C oder Zink können zwar hilfreich sein und positive Auswirkungen haben, sie können aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Wer dem Körper dennoch die Aminosäuren und Vitamine zuführen möchte und an die Wirkung glaubt, kann beispielsweise zu folgenden veganen Kollagenpulvern greifen.
Veganes Kollagen: Diese (Bio-)Produkte werden empfohlen
Es gibt einige Präparate auf dem Markt, die als veganes Kollagen angepriesen werden und einen ähnlichen Effekt wie Kollagenpulver haben und die Kollagenproduktion ankurbeln können sollen. Drei häufig empfohlene Mittel sind die nachfolgenden.
1. Nature Love
Das “Nollagen” von Nature Love hat laut Hersteller das Aminosäurenprofil von tierischem Kollagen und beinhaltet darüber hinaus Nährstoffe wie Pflanzenextrakte, Vitamin C für die Haut und Kupfer fürs Bindegewebe. Zudem wird es als ballaststoffreiche und kalorienarme Proteinquelle angepriesen. Es kommt ohne Zuckerzusatz aus.
2. Alpha Foods
Das vegane Kollagen von Alpha Foods mit Hyaluronsäure ist eine weitere pflanzliche Alternative zu Kollagenhydrolysat. Es kommt mit 13 Aminosäuren und Vitamin C daher. Zudem ist es geschmacksneutral und kann genauso in den morgendlichen Kaffee gerührt werden wie Kollagenpulver.
3. Naturtreu
Nicht als veganes Kollagen, sondern als “vegane Kollagen-Bildungsunterstützung” bezeichnet Naturtreu sein Produkt. Es beinhaltet zum Beispiel Hyaluron, Q10, Biotin sowie Vitamin C und soll, wie der Name bereits verrät, dem Körper bei der Produktion von Kollagen helfen können.
Gibt es Nebenwirkungen bei der Einnahme von veganem Kollagenpulver?
Nebenwirkungen sind bei den meisten Präparaten nicht bekannt. Allerdings sagt Ernährungswissenschaftlerin Julia Sausmikat, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bei zugesetzten Stoffen wie Nicotinamid beziehungsweise Nicotinsäure (Vitamin B3) vorsichtig sein sollen. Bei zu hoher Aufnahme können Unverträglichkeitsreaktionen wie Gesichtsrötungen und Hitzewallungen ausgelöst werden. Produkte sollten nicht mehr als vier Milligramm Nicotinsäure,160 Milligramm Nicotinamid oder 4,4 Milligramm Inosithexanicotinat (Inositolniacinat) pro Tagesdosis aufweisen. Zudem können Nahrungsergänzungsmittel mit Kollagen manchmal Aufnahmeverstärker wie Piperin, einen Extrakt aus schwarzem Pfeffer, enthalten. Davon dürfen nicht mehr als zwei Milligramm aufgenommen werden.
Weitere Tipps
Veganer und Veganerinnen können auch über Lebensmittel Inhaltsstoffe zu sich nehmen, die gut für Körper und Haut sein können. Folgende Nahrungsmittel sind zum Beispiel reich an Aminosäuren wie Hydroxyprolin, Antioxidantien wie Vitamin C, Zink und Kupfer: Hülsenfrüchte, Nüsse, Sojaprodukte, Haferflocken, Quinoa, Beeren, Zitrusfrüchte, Paprika, Brokkoli, grünes Blattgemüse, Karotten oder Tomaten.
Julia Sausmikats Fazit ist, dass Nahrungsergänzungsmittel mit (veganem) Kollagenpulver die Hautalterung nicht aufhalten können. Sonnenschutz, Nikotinverzicht und ein gesunder Lebenswandel seien die beste Methode, um Haut und Körper gesund und vital zu halten.