Im Himalaya hat ein Erdbeben Häuser zerstört und zahlreiche Menschen getötet. Ein deutscher Bergsteiger versucht sich zu retten und bricht die Tour zum höchsten Berg der Welt ab.
Ein Erdbeben der Stärke 6,8 hat zahlreiche Himalaya-Berge wie den Mount Everest und angrenzende Gebiete erschüttert. In der chinesischen Region Tibet, in der das Epizentrum lag, sind mindestens 126 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurden mindestens 188 Menschen verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Mehr als 1.000 Häuser seien beschädigt worden. Im Staatssender CCTV war die Rede von vielen eingestürzten Häusern in der Nähe des Epizentrums.
Das Beben ereignete sich demnach im Kreis Tingri, der auf der Nordseite des Mount Everests liegt, etwa 400 Kilometer westlich der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Laut Xinhua leben in 20 Kilometern Umkreis um das Epizentrum etwa 6.900 Menschen, der Kreis Tingri hat laut offiziellen Angaben 61.000 Einwohner. Die Pekinger Zentralregierung sicherte der Region schnelle Hilfen zu. Staats- und Parteichef Xi Jinping rief dazu auf, bei den Rettungsarbeiten größte Anstrengungen zu unternehmen, um die Zahl der Opfer gering zu halten.
Bekannter deutscher Bergsteiger bricht Tour wegen Erdeben ab
Der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch hat das Erdbeben am Mount Everest während einer riskanten Solo-Tour im Himalaya-Winter erlebt. “Heute Nacht hörte ich nicht nur ein großes Rumpeln, sondern das Zelt bewegte sich – nicht nur durch den Wind”, berichtete er auf Instagram. Irgendwo seien wahrscheinlich Eisbrocken abgebrochen und hätten einen gewaltigen Lärm verursacht.
Ende Dezember hatte Kobusch es nach eigenen Angaben geschafft, auf der Westseite des Mount Everest allein bis auf mehr als 7500 Meter Höhe aufzusteigen. Danach stieg er wieder ab, um seinem Körper Ruhe zu gewähren und um abzuwägen, ob er einen Vorstoß in noch weitere Höhen wagt.STERN PAID Interview Trauma-Forscher Erdbeben 19.30
Kobusch war während des Erdbebens auf dem Weg zum Lho La, einem Pass an der Grenze zwischen Nepal und Tibet, einem Teil der Mount-Everest-Kette. Laut den GPS-Daten auf seiner Homepage erreichte er am Dienstag eine Höhe von etwa 6000 Metern, ehe er noch am selben Tag auf nepalesischer Seite auf etwa 5000 Meter abstieg.
Epizentrum in Tibet – Beben bis nach Indien spürbar
Die Erdstöße waren nicht nur in China, sondern auch in Nepal und im Norden Indiens zu spüren. In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu und anderen Teilen des Landes seien Menschen aus Furcht vor dem Einsturz ihrer Häuser auf die Straßen gelaufen, berichtete die Zeitung “The Himalayan Times”. Zunächst war demnach unklar, ob auch in Nepal Menschen verletzt wurden.
Die Behörden versuchten, sich ein Bild von den Auswirkungen des Bebens zu machen, hieß es. Auch in Nordindien war das Beben lokalen Medien zufolge zu spüren.
Auf Bildern und Videos in sozialen Medien waren mit Trümmern gesäumte Gehwege und teilweise eingestürzte Gebäude zu sehen, vor allem einstöckige. Anders als die chinesischen Behörden, die für das Beben eine Stärke von 6,8 angaben, ermittelte die US-Erdbebenwarte (USGS) einen Wert von 7,1. Auch Nachbeben wurden registriert.
Region wird häufig von Erdbeben getroffen
Die Region ist ein bekannter Ausgangspunkt für Expeditionen zum Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde. Jetzt im Winter sind aber normalerweise so gut wie keine Bergsteiger auf den höchsten Bergen der Welt unterwegs. Nach dem Beben schlossen die Behörden den dortigen Landschaftspark für Touristen. In Shigatse befindet sich zudem das historisch bedeutsame Tashilhunpo-Kloster.IV Klimawandel erhöht Risiko für Erdbeben 6.10
Tibet sowie der gesamte südwestliche Teil Chinas, Nepals und Nordindiens werden häufiger von Erdbeben heimgesucht, die durch die Kollision der indischen und eurasischen tektonischen Platten verursacht werden.
Ein verheerendes Beben in der chinesischen Provinz Sichuan im Jahr 2008 forderte rund 70.000 Menschenleben. Im Jahr 2015 erschütterte ein weiteres starkes Beben die Region um Kathmandu in Nepal, wobei etwa 9.000 Menschen ums Leben kamen und Tausende verletzt wurden. Auch das Basislager am Mount Everest wurde damals durch eine tödliche Lawine getroffen.