Thilo Mischke steht in der Kritik: Mehr als hundert Kulturschaffende wenden sich in einem offenen Brief gegen den neuen “ttt”-Moderator.
Ab Februar soll Thilo Mischke an der Seite von Siham El-Maimouni die beliebte Kultursendung “Titel, Thesen, Temperamente” moderieren und auch Podcast-Host werden. Doch seit die ARD die neue Personalie vor Weihnachten verkündete, hagelt es Kritik an der Entscheidung. Mischke habe sich in Büchern und Podcasts wiederholt sexistisch, rassisch und misogyn geäußert haben, so die Vorwürfe.
Nun haben mehr als hundert Kulturschaffende, darunter Bestseller-Autor Saša Stanišić, Autorin Jovana Reisinger, Aktivist Raul Krauthausen und “Spiegel”-Journalistin Anja Rützel, einen offenen Brief an die ARD-Programmdirektion unterzeichnet.
In dem Brief, den der “Tagesspiegel” in voller Länge veröffentlicht hat, heißt es, man sei “bestürzt” über die Personalentscheidung der ARD, mit der die Sendung “ttt – titel thesen temperamente” “nachhaltig beschädigt” werde. “Wir wünschen uns für das Kulturfernsehen enthusiastische und an Kultur interessierte Moderator*innen, die sensibel und empathisch in der Lage sind, auf Gegenwartsdiskurse zu antworten.” Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke schließen die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen aus.
Thilo Mischke: Umstrittene Äußerung zum Thema “Rape Culture”
Kritisiert wird Thilo Mischke vor allem für seine Bücher mit den Titeln “In 80 Frauen um die Welt” (aus dem Jahr 2010) und “Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen” (2013). Darin soll er rassistische Stereotype bedienen, sich sexistisch und frauenfeindlich äußern. In dem Brief heißt es, er habe sich bis heute nicht ausreichend von seinem Werk distanziert.
Mischke wird zudem vorgeworfen, mit fragwürdigen Äußerungen Rape Culture unterstützt zu haben. So behauptete er in einem Podcast aus dem Jahr 2019, männliche Sexualität basiere auf Vergewaltigung und sei den Männern nur aberzogen worden: “(…) die Moral, die wir in den letzten 2000 Jahren Christianisierung in Europa verteilt haben, hat uns das so ein bisschen abgewöhnt, dass wir nicht mehr vergewaltigen.”
Trotz der massiven Kritik hält die ARD an ihrem neuen Moderator fest. In einem Statement heißt es, er habe “seine Kompetenz als Journalist und Reporter vielfach unter Beweis gestellt”. Man freue sich nun auf seine Sicht auf Kultur.
Thilo Mischke folgt auf Max Moor, der seit 2007 durch mehr als 800 “ttt”-Sendungen führte.