Etliche Millionen Menschen in Deutschland gelten als arm. Bischof Ackermann sieht in wachsender Armut eine Gefahr auch für die Gesellschaft.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sieht in möglicherweise noch zunehmender Armut eine Gefahr für den Zusammenhalt der Gesellschaft. “Die Armutsproblematik ist schon längst da”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Mitarbeiter der Caritas, die sich besonders intensiv um sozial Schwache kümmern, berichteten von “stärkerer Isolierung und Vereinsamung”.
“Wenn das stärker wird, wenn Menschen den Eindruck haben, dass das nicht nur eine materielle und finanzielle Frage ist, sondern dass sie abgehängt werden und nicht mehr teilhaben am gesellschaftlichen Leben, dann werden sie natürlich auch anfälliger für radikale Positionen”, sagte der Bischof. Diese Gefahr sei “klar erkennbar”.
Mehr Menschen in Armut als angenommen
“Es ist ernst zu nehmen, wenn Leute die Befürchtung haben, dass sie wegen des sozialen Abstiegs und der Vereinsamung auch nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.” Ackermann sagte: “Wenn dieses Gefühl wächst, dann ist das eine Bedrohung für den Zusammenhalt der Gesellschaft.”
Einer neuen Studie zufolge leben in Deutschland mehr Menschen in Armut als bisher angenommen. Nach Abzug von Miete, Nebenkosten, Kreditzinsen und anderem hätten mehr als 17,5 Millionen Menschen ein verfügbares Einkommen im Armutsbereich. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands bei einer Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamts.
Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen ist das Einkommen, bei dem genau die Hälfte der Bevölkerung ein höheres und die andere Hälfte ein niedrigeres Einkommen hat.