Das Kunstfest Weimar bekommt eine neue Leitung – und damit auch eine neue Ausrichtung. Junge Menschen sollen künftig verstärkt angesprochen werden.
Katharina Germo und Juliane Hahn wollen als neues Leitungsduo des Kunstfests Weimar ab 2026 auch Stimmen ihrer eigenen Generation bei dem großen Festival für zeitgenössische Kultur einbringen. “Wir kommen aus einer sehr spezifischen Generation, die zum Großteil nach der Wende aufgewachsen ist”, sagte Germo im Gespräch mit dpa. “Da sind wir auch im Gespräch mit anderen Künstlern aus dieser Generation, um die Stimmen hörbarer und sichtbar zu machen”, ergänzte Hahn.
Germo ist 1991 in Halle in Sachsen-Anhalt geboren, Hahn kam 1987 in Friedrichroda im Landkreis Gotha zur Welt. Beide haben an der Universität Hildesheim studiert, woher sie sich auch kennen, und viel Erfahrung in der Theaterlandschaft gesammelt, auch außerhalb Deutschlands. Germo ist aktuell Co-Leiterin des Fabriktheaters Rote Fabrik Zürich. Hahn war bis 2024 ebenfalls in Zürich Co-Leiterin des Theaterhauses Gessnerallee. Aktuell ist sie Produktionsleiterin des Festivals Politik im Freien Theater in Leipzig.
Leitungsteams als Zukunftsmodell
Ihre bisherige Erfahrung als Teil von Leitungsteams beurteilen beide positiv. “Im Team teilt man die Verantwortung und ist oft auch schlauer als allein, für mich ist das das Modell der Zukunft, dass nicht nur eine Person an der Spitze ist”, sagte Germo. Institutionen tue es gut, mehrere Perspektiven zu involvieren.
Der Anspruch der Frauen ist durchaus ambitioniert: Neues, junges Publikum erschließen, und zwar auch aus Gesellschaftsgruppen, die nicht unbedingt zu den regelmäßigen Oper- oder Tanztheaterbesuchern zählen. Dafür sollen lokale Allianzen geschmiedet werden. “Es geht darum, ganz konkret auf Vereine oder andere engagierte Personen und Gruppen zuzugehen und mit ihnen zu überlegen, wie man deren Anliegen mit Kunst verhandeln und dabei Gemeinschaftserfahrung stiften kann – das kann auch ein Fußball- oder Turnverein sein”, so Germo.
Internationalen Kunstschaffenden und Menschen vor Ort
Geplant sei etwa, eine größere lokale Produktion, bei der internationale Künstlerinnen und Künstler mit den Menschen vor Ort in Weimar zusammenarbeiten, erklärte Hahn. Die lokale Verankerung solle über Weimar hinausgehen und jede Festivalausgabe eine Partnerregion in Thüringen haben.
Derweil hat der Vorverkauf für einige Veranstaltungen der letzten Festivalausgabe unter der Leitung von Rolf C. Hemke begonnen. Hemke ist seit 2019 der künstlerische Leiter und hat das Mehrsparten-Festival unter anderem erfolgreich durch die Zeit der Corona-Pandemie gelenkt.