Denzel Washington erhielt 1990 seinen ersten Oscar – auch mit 70 Jahren ist er in Hollywood noch im Preisrennen. Stolz ist der Schauspieler aber vor allem auf seine Familie.
Es ist nur eine Nebenrolle, doch Denzel Washington stiehlt in “Gladiator II” allen die Show. In dem Monumental-Epos von Regisseur Ridley Scott spielt der scheinbar alterslose Oscar-Preisträger den machthungrigen und zwielichtigen Macrinus, der den Gladiator Lucius (Paul Mescal) in die Kampfarena schickt. Washington, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, holte kürzlich mit seinem gefeierten Auftritt eine Golden-Globe-Nominierung als bester Nebendarsteller. Für “Gladiator II” gab es sonst nur noch eine weitere Nominierung in der Sparte für die größten Blockbuster-Filme.
Historischer Erfolg bei den Golden Globes
Bei den Golden Globes ist Washington nun mit der 11. Nominierung in seiner langen Karriere ein Rekordhalter – als schwarzer Darsteller mit den historisch meisten Gewinnchancen. Wenn Mitte Januar die Oscar-Nominierungen verkündet werden, wird sein Name wohl auch dabei sein, prophezeien die Branchenkenner.
Seine erste Oscar-Nominierung als Nebendarsteller holte er 1988 in der Rolle des südafrikanischen Freiheitskämpfers Steve Biko in dem Drama “Schrei nach Freiheit”. Zwei Jahre später triumphierte Washington auf der Oscar-Bühne als Gewinner – für seine Nebenrolle als Soldat in dem Bürgerkriegsdrama “Glory” (1990).
Viele Oscar-Chancen
Weitere Nominierungen als bester Hauptdarsteller gab es für die unterschiedlichsten Rollen – als Bürgerrechtler “Malcolm X“, als unschuldig inhaftierter Boxer Rubin Carter in “Hurricane”, als versoffener Crash-Pilot in “Flight”, als verbitterter Familienvater in “Fences”, als idealistischer Strafverteidiger in “Roman J. Israel Esq.” und zuletzt 2022 als Königsmörder in “Macbeth”.
Ausgerechnet mit einem Action-Thriller und seiner ersten Schurkenrolle holte der gefeierte Charakterdarsteller seinen bisher einzigen Hauptrollen-Oscar. Regisseur Antoine Fuqua castete ihn für “Training Day” als korrupten Cop im Drogendezernat von Los Angeles. Als Washington 2002 die Trophäe entgegennahm, war er erst der zweite Schwarze, dem diese Ehre zuteilwurde. 1964 hatte Sidney Poitier den Oscar für seine Hauptrolle in der Komödie “Lilien auf dem Felde” gewonnen.
Eine Kindheit mit Herausforderungen
In einem überraschend freimütigen “Esquire”-Artikel schaute der gefeierte Star im November auf Höhen und Tiefen in seinem Leben zurück. Darin berichtet er über seine Kindheit in Mount Vernon, nördlich von New York, wo seine geschiedene Mutter einen Kosmetiksalon besaß. Als Jugendlicher habe er auf der Straße Verbrecher gekannt und Drogen genommen, aber auch seine hart arbeitenden Eltern als gutes Vorbild erlebt. Im örtlichen “Boys & Girls Club” habe er als Junge Rückhalt gefunden, erinnert sich der Star.
Washington bekennt sich auch zu seiner engen Verbundenheit mit einer christlichen Pfingstgemeinde in Los Angeles. “Gott hat mich immer geführt”, schreibt Washington. Sein Glaube würde seine Arbeit als Schauspieler bestimmen, auch die Rollen als Bösewicht. “Selbst in den dunkelsten Geschichten halte ich nach dem Licht Ausschau.”
Das Trinken aufgegeben
Mit 60 Jahren habe er mit dem Trinken aufgehört, offenbart Washington den Lesern. Davor habe er zeitweise zwei Flaschen teuren Wein am Tag konsumiert und seinem Körper “großen Schaden” zugefügt. Mit 70 Jahren versuche er nun sein Bestes. Seit knapp zwei Jahren arbeitet er mit einem Fitnesstrainer. “Ich merke, wie ich stark werde”, betont der Schauspieler.
Das Alter sieht man Washington wahrlich nicht an. Die Action- und Kampfszenen als ehemaliger Elite-Agent Robert McCall nimmt man ihm auch noch im dritten Teil der “The Equalizer”-Reihe (2023) ab.
Mit 70 noch viele Pläne
Sein Terminkalender ist voll. “Equalizer”-Regisseur Antoine Fuqua möchte ihn als den Feldherren Hannibal vor die Kamera holen. Mit Regisseur Steve McQueen plane er einen Film und Ryan Coogler würde für ihn eine Rolle in der nächsten “Black Panther”-Folge vorsehen, so Washington kürzlich in der australischen “Today”-Show. An diesem Punkt in seiner Karriere sei er nur noch daran interessiert “mit den Besten zu arbeiten”. Wahrscheinlich würde er nicht mehr sehr viele Filme drehen. “Ich möchte Dinge tun, die ich bisher nicht gemacht habe.”
Seine Liebe gilt insbesondere dem Theater. Den wichtigsten US-Bühnenpreis, einen Tony, holte Washington 2010 mit seiner Hauptrolle in dem Familiendrama “Fences”. Er trat in dem Klassiker “A Raisin in the Sun” und in Eugene O’Neills Stück “The Iceman Cometh” auf. Im kommenden Frühjahr ist er als “Othello” an der Seite von Jake Gyllenhaal am New Yorker Broadway zu sehen.
Die Familie geht über alles
In einer weiteren Rolle – als Produzent – hat Washington ebenfalls Erfolg. Zuletzt brachte er das Drama “The Piano Lesson” (2024) nach dem Theaterstück von August Wilson auf die Leinwand. Auf dieses Gemeinschaftsprojekt seiner Familie sei er besonders stolz, schrieb der vierfache Vater in “Esquire”. Washington ist seit über 40 Jahren mit Ehefrau Pauletta verheiratet. Ihre Kinder folgten dem Vater ins Filmgeschäft. Sohn Malcom (33) führt bei “The Piano Lesson” Regie, Sohn John David Washington (40, “BlacKkKlansman”) spielt die Hauptrolle, Tochter Katia (37) ist Mit-Produzentin.
Pauletta habe als Mutter “brillante Arbeit” geleistet, bescheinigt Washington seiner Ehefrau in “Esquire”. Die großen Momente in seinem Leben hätten nichts mit seinen Filmverdiensten zu tun. Am stolzesten sei er auf die gemeinsamen Kinder. “Es sind gute Menschen. Sie können Gut und Böse unterscheiden. Was gibt es Besseres?”