Verspätungen und Ausfälle prägten die Diskussionen über den öffentlichen Nahverkehr 2024. Wird es nächstes Jahr besser werden?
Zugausfälle, Verspätungen und Baustellen waren im nun zu Ende gehenden Jahr die größten Themen, wenn es um Bus und Bahn in Hessen ging. 2025 beginnt mit einer Preiserhöhung. Mehr Angebot gibt es dafür erst einmal nur stellenweise.
Was geschieht bei den Preisen?
Das Deutschlandticket wird ab 1. Januar teurer, es kostet dann 58 Euro statt 49 Euro. Das hat Auswirkungen auf das vom Land Hessen bezuschusste, sozial ermäßigte Deutschlandticket: der Preis steigt von 31 auf 39 Euro. Schüler- und Seniorenticket kosten 379 statt 365 Euro.
Auch andere Fahrkarten kosten mehr. Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) steigen die Preise um durchschnittlich vier Prozent, beim Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) im Schnitt um 5,4 Prozent. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), zu dem in Hessen der Landkreis Bergstraße gehört, erhöht die Preise im Schnitt um 7,0 Prozent.
Der NVV betont, es gebe seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember mehr Angebote, insbesondere in den Landkreisen Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg. Der RMV bietet unter anderem neue Busverbindungen zwischen der Wetterau, dem Hochtaunus- und dem Main-Taunus-Kreis.
Was sind die Gründe für die Erhöhung?
Steigende Kosten von Energie und Personal werden als Gründe angegeben. Vom Land Hessen erhalten die Verkehrsverbünde laut einer Finanzierungsvereinbarung von 2025 bis 2027 mehr als 1,2 Milliarden Euro jährlich. Damit könne 2025 zumindest der Status quo garantiert und das aktuelle Fahrtenangebot erhalten werden, heißt es beim RMV. Der Fahrgastverband Pro-Bahn kritisierte, eine Basis für eine Verkehrswende sei dies nicht.
Wird die Qualität steigen?
Für viel Ärger und Verdruss sorgt die Unzuverlässigkeit des Angebots. Teilweise kann der Fahrplan dauerhaft nicht erfüllt werden, etwa wegen unbesetzter Stellwerke der Deutschen Bahn. Das Unternehmen teilt dazu mit, dass weiter an der Modernisierung der Stellwerke gearbeitet und kontinuierlich neues Personal eingestellt und ausgebildet werde.
Jahreszahlen über Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit liegen noch nicht vor, der RMV nennt auf Nachfrage Werte für die erste Dezemberwoche: Die Pünktlichkeit der S-Bahnen betrug demnach knapp 81 Prozent – das heißt, 19 Prozent der Bahnen und damit fast jede fünfte Bahn war mit Verspätung unterwegs. Als verspätet gelten in der Regel Züge, die mindestens sechs Minuten überfällig sind.
Der Wert für die Zuverlässigkeit – er gibt an, ob eine Fahrt erfolgt – lag den Angaben zufolge bei gut 90 Prozent. Demnach fiel jede zehnte S-Bahn aus. Für Regionalzüge wurde ein Wert aus der letzten Novemberwoche ausgegeben, hier betrug die Zuverlässigkeit über alle Linien hinweg gut 95 Prozent.
Wo wird 2025 gebaut?
Baustellen bedeuten erst einmal Probleme, doch langfristig sollen sie für mehr Qualität sorgen. Auch im neuen Jahr werden Sanierung und Ausbau der Schienenwege fortgesetzt. Für Hessen führt die Deutsche Bahn beispielsweise die Lahntalbahn sowie die Strecke Büdingen-Gelnhausen und Hanau-Gelnhausen an. Die Bauarbeiten am Knoten Frankfurt-Stadion werden fortgesetzt.
2025 sollen auch die Haupt-Bauarbeiten zur nordmainischen S-Bahn Hanau-Maintal-Frankfurt beginnen. Der Bau des Fernbahntunnels unter der Frankfurter Innenstadt wirft seine Schatten voraus, unter anderem sollen 2025 Erkundungsbohrungen östlich des Hauptbahnhofs stattfinden.
Im Bereich des NVV werden die Arbeiten am Bahnhof Borken abgeschlossen und viele Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut.
Wie geht es beim Thema “On Demand” weiter?
Das Projekt “On-Demand”-Verkehr wird fortgesetzt: Alle zehn vorhandenen Angebote im Rhein-Main-Gebiet, bei denen Fahrgäste Shuttlefahrzeuge auf Nachfrage (“On Demand”) bestellen können, werden nun von den Kommunen übernommen, teilte der RMV mit. Sie werden zum neuen Jahr in einer gemeinsamen App mit dem Namen “OnDemand@RMV” gebündelt, der Darmstädter “HeinerLiner” ist ab Februar dabei.
Zukunftsvision ist, dass die Fahrzeuge autonom unterwegs sind. Testfahrten dazu gibt es seit einigen Monaten im Rahmen des Projekts “Kira” von RMV und Deutscher Bahn im Landkreis Offenbach und in Darmstadt – bisher noch ohne Kunden und mit Sicherheitsfahrer. 2025 soll es erste Fahrten mit Testkunden geben. “Kira” steht für “KI-basierter Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre”.
Per Seilbahn durch luftige Höhen schweben?
Ob Seilbahnen den ÖPNV sinnvoll ergänzen können, war vor ein paar Jahren schon einmal diskutiert worden. Nun kam eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Hochtaunuskreises zum Ergebnis, dass sich eine touristische Variante zwischen der U-Bahn-Station Oberursel-Hohemark und dem Plateau des Großen Feldbergs lohnen würde. Noch sind aber viele Fragen offen – unter anderem zu den Auswirkungen einer solchen Bahn auf die Natur.