Die harten Sparpläne bei VW sorgen für Angst und Wut am Standort Baunatal. Vor der nächsten Tarifrunde hat der Betriebsrat die Beschäftigten über die aktuelle Lage informiert.
Vor dem Hintergrund des Tarifkonflikts bei VW hat der Betriebsrat des Volkswagen-Werks Kassel-Baunatal rund 8.000 Beschäftigte bei einer zentralen Betriebsversammlung über die aktuelle Situation informiert. “Wir sind in außergewöhnlichen Zeiten bei Volkswagen”, sagte der Betriebsratsvorsitzende Carsten Büchling im Anschluss. Noch nie habe eine Betriebsversammlung mit sechseinhalb Stunden so lange gedauert.
Die Stimmung in der Belegschaft beschrieb Büchling als bedrückt. Es habe zahlreiche Wortmeldungen von Kolleginnen und Kollegen gegeben. Die Sorgen seien erheblich.
Unklare Aussichten für 1.800 Leiharbeiter und befristet Beschäftigte
Neben den drohenden Werksschließungen und Massenentlassungen liefen im Werk Kassel kurzfristig die Verträge von etwa 1.800 Zeitarbeitnehmern und befristet Beschäftigten aus, berichtete er. Die Kolleginnen und Kollegen und ihre Familien wüssten nicht, wie es im neuen Jahr für sie weitergehe. Büchling forderte vom Management, für die betroffenen Beschäftigten schnellstmöglich Klarheit zu schaffen.
Europas größter Autobauer hatte Ende Oktober angekündigt, dass im Rahmen des Sparprogramms bei der Kernmarke VW Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger ausgeschlossen sind. Die nächste Tarifrunde findet am 9. Dezember statt.
Gewerkschaft fordert Bewegung vom Management
“Wir erwarten vom Management Bewegung in der nächsten Verhandlung am Montag. Wir brauchen eine Politik, die die Beschäftigten mitnimmt und nicht gegen sie agiert”, forderte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Oliver Dietzel. Auch Hessens Arbeitsministerin Heike Hofmann und Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (beide SPD) nahmen an der Versammlung teil.
Mit rund 15.500 Mitarbeitern ist Baunatal im Landkreis Kassel das weltgrößte Komponentenwerk des Volkswagen-Konzerns. Dort werden weite Teile des elektrischen Antriebsstrangs hergestellt. Inwieweit der einzige hessische VW-Standort von den Sparplänen betroffen sein wird, ist bislang unklar.
Widerstand angekündigt
Büchling und Dietzel kündigten erneut entschlossenen Widerstand gegen die Sparpläne der Konzernspitze an. “Wir bereiten uns auf alles vor”, sagte Dietzel. Wenn kommende Woche keine Lösung gefunden werde, werde entweder weiter verhandelt oder weiter eskaliert. Er gehe von weiteren Warnstreiks aus.
“Wenn das nicht ausreicht, dann kann die nächste Eskalationsstufe 24-Stunden-Streiks heißen”, so der Gewerkschafter. Sollten die Verhandlungen in der nächsten Runde scheitern, dann könne das auch eine direkte Urabstimmung und unbefristete Arbeitskämpfe bedeuten. Bereits am Montag hatten sich in Baunatal rund 12.500 Mitarbeiter an einem flächendeckenden Warnstreik beteiligt.