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Winterliche Ausstellung: Eiswelt Oberhausen: Kunst aus Hunderten Tonnen Eis und Schnee

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Am 30.11.2024 öffnet die “Eiswelt” in einer extra errichteten Thermo-Halle, nahe dem Einkaufszentrum Centro. Für die Ausstellung wurden 200 Tonnen Kunstschnee verarbeitet.

Mütze und Schal sind Pflicht in dieser Ausstellung, denn die Eisskulpturen fühlen sich erst ab minus acht Grad so richtig wohl. Schließlich sollen Rentier Rudolph und Elvis Presley ja nicht schmelzen. Aus 200 Tonnen Eis und noch einmal der gleichen Menge Kunstschnee lassen Künstler in Oberhausen im Moment eine frostige Welt aus Tieren, Wahrzeichen und Showlegenden entstehen.

Bis Ende November muss alles fertig sein – dann öffnet die Eiswelt direkt neben dem Einkaufszentrum Centro für die Besucher. “Die Kälte, das Licht – das erzeugt schon eine märchenhafte Atmosphäre”, sagt Veranstalter Thomas van den Dungen.

“Es ist magisch, mit Eis zu arbeiten”

Hinter der Ausstellung in einer extra errichteten Thermo-Halle steht zunächst einmal viel Logistik – und dann viel Fingerspitzengefühl. “Es ist magisch, mit Eis zu arbeiten”, sagt der polnische Künstler Vlodek. Eis sei ähnlich hart wie Stein, aber man könne viel mehr mit Lichteffekten spielen und den Kontrast zwischen kristallklarem Eis und weißem Schnee einsetzen.

Das Eis für die Ausstellung ist extra von einer Spezialfirma aus Belgien nach Oberhausen gebracht worden. Vier Monate dauert die Herstellung der riesigen Blöcke. Denn das Eis muss ganz langsam gefrieren, damit es kristallklar und blasenfrei wird, erklärt der künstlerische Leiter, Martin de Zoete. Schnee ist nicht ganz so anspruchsvoll: Er konnte mit einer Schneekanone direkt vor Ort hergestellt werden.

Kunst mit Kettensäge und Meißel

Seit knapp zwei Wochen bringen 35 internationale Künstler das frostige Material in Form. Kettensägen kommen zum Einsatz, Meißel, Messer und auch allerlei selbstgebastelte Hilfsmittel. “Aber das beste Werkzeug ist immer noch eine kleine Flasche mit Wasser”, sagt de Zoete. Bei minus 8 Grad gebe es keinen besseren Klebstoff.

Thematisch folgen die Kunstwerke dem bewusst vage gehaltenen Motto Weltreise. Die beginnt im Ruhrgebiet mit dem berühmten Förderturm von Zeche Zollverein, daneben arbeitet ein Bergmann mit dem Presslufthammer. Überdimensionale Postkarten zeigen die Wahrzeichen von Berlin, Paris, Amsterdam, London und Rom. Aladdin reibt an seiner Wunderlampe, Marilyn Monroe fliegt der Rock hoch und Elvis Presley greift nach dem Mikrofon. Daneben stehen Elefanten und Löwen in Originalgröße – und für die Kinder gibt es sogar eine Rutsche ganz aus Eis.

Mit Wasser geht bei minus 8 Grad fast alles

Bis zu sechs Meter sind die Kunstwerke hoch. Da entsteht manchmal auch Wettbewerb zwischen den Künstlern, berichtet de Zoete: Als der Kopf der Giraffe plötzlich höher war als die Flamme der New Yorker Freiheitsstatue, habe der Künstler seiner Lady Liberty kurzerhand einen etwas längeren Arm verpasst. Mit einer Flasche Wasser lässt sich bei minus 8 Grad eben so manches korrigieren.

Die Temperatur in der Halle sollten Besucher nicht unterschätzen: Durch die typische Kleidung im nordrhein-westfälischen Spätherbst kriecht die Kälte schnell hindurch. Selbst die Künstler, die bis zur Nasenspitze vermummt sind, haben Respekt vor den Temperaturen, machen regelmäßig Pausen. “Wenn die Füße kalt werden, dann muss man erst mal raus, sich aufwärmen”, sagt der künstlerische Leiter.

Mehrere riesige Klimaanlagen sind nötig, um den Ausstellungsraum auf Temperatur zu bringen. Nach außen sei die Halle extrem gut isoliert – da gehe kaum Kälte verloren. Aber die Besucher bringen Wärme hinein, die wieder ausgeglichen werden müsse, sagt Veranstalter van den Dungen. Trotzdem sei der Stromverbrauch der Ausstellung unter dem Strich nicht höher als der von 10 oder 12 Privathaushalten.

Am Ende kommt der Frühling

Bis zum 2. März ist die Eisskulpturen-Ausstellung in Oberhausen geöffnet. Und dann? Dann wird die Kühlung abgeschaltet und der Frühling erledigt den Rest. “Das ist ja alles sauberes Wasser”, sagt van den Dungen schmunzelnd. Ein bisschen traurig sei dieser Moment trotzdem immer. “Aber wir wissen, dass wir vielen Menschen eine Freude gemacht haben.”

Die Künstler sind dann häufig schon an der Küste: Viele von ihnen erstellen in der warmen Jahreszeit Sandskulpturen.

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