Es gibt Aufrufe zu antiisraelischer Gewalt: Die Polizei bereitet sich vor dem Basketballspiel zwischen Alba Berlin und Maccabi Tel Aviv auf einen Großeinsatz vor.
Man will die Begleitumstände ausblenden – und weiß doch: gelingen wird das womöglich nicht. “Die Spieler versuchen, sich auf das Sportliche zu konzentrieren”, sagt Co-Kapitän Jonas Mattisseck von Basketball-Bundesligist Alba Berlin. “Natürlich hat man Respekt davor, aber man versucht, das nicht zu sehr an sich ranzulassen.”
Nein, es ist kein normales Spiel, das an diesem Donnerstagabend (20 Uhr, live bei Magenta TV) in der Berliner Uber-Arena ausgetragen wird. Es ist ein Kellerduell in der Basketball-Euroleague. Aber viel mehr noch ist es ein Basketballspiel, das unter für die Sportart außergewöhnlichen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden wird. Die Umgebung der Multifunktionshalle im Stadtteil Friedrichshain wird zur Festung. Denn der Gegner heißt Maccabi Tel Aviv – und das sorgt für Alarmstimmung in der Berliner Polizeiführung.
Berliner Polizei ist sensibilisiert
Zu präsent sind die Bilder aus den Niederlanden von Anfang November. Am Rande der Fußball-Europa-League-Partie zwischen Ajax Amsterdam und der Fußball-Abteilung Maccabis (5:0) sorgten vor allem arabischstämmige Kriminelle für hässliche Szenen. Sie jagten Anhänger des israelischen Teams durch die Stadt, schlugen, traten und verletzten Dutzende von ihnen. “Sie warteten in Gruppen an jeder Ecke, und sobald sie Juden erkannten, verfolgten sie sie”, sagte ein Fan anschließend im Fernsehen. Von “unakzeptablen antisemitischen Angriffen” und einem “Pogrom in den Straßen von Amsterdam” war anschließend die Rede. Die Bilder gingen – ebenso wie das Entsetzen – um die Welt.
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Szenen wie diese wollen die Berliner Sicherheitsbehörden unbedingt verhindern. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel vor mehr als einem Jahr ist die Sicherheitslage in der Hauptstadt angespannt. Nahezu täglich ziehen propalästinensische Demonstranten über die Straßen, antisemitische Parolen gehören mittlerweile zum Alltag. Immer wieder muss die Polizei Kundgebungen wegen Straftaten auflösen. Und erst kürzlich sorgte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik mit einer Äußerung für Aufsehen und Empörung, wonach Juden sich nicht überall in der Stadt sicher fühlen könnten: “Es gibt allerdings Bereiche – und so ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein – da würde ich Menschen, die Kippa tragen (…), raten, aufmerksamer zu sein.”
Drohungen vor Alba-Berlin-Spiel gegen Maccabi Tel Aviv
Mit “Die scheißen sich in die Hose. Ihr wisst, was zu tun ist” oder auch “was Amsterdam kann, können wir noch besser” zitiert die “Berliner Zeitung” im Vorfeld des Basketballspiels Israel-Feinde in den sozialen Medien – Drohungen, die auch die Berliner Polizei registriert.
Vor dieser Gemengelage will sie mit einem Großaufgebot und etlichen weiteren Maßnahmen die Sicherheit von Fans und Spielern des israelischen Meisters gewährleisten. Antiisraelische Ausschreitungen sollen im Keim erstickt werden. Die Planung des Einsatzes unter der Leitung des erfahrenen Spitzenbeamten Markus van Stegen läuft seit Wochen. “Wir werden öffentlich Präsenz zeigen. Das heißt, wir werden mit Einsatzkräften in der Halle zugegen sein und die Ordnungskräfte unterstützen”, kündigt ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur DPA an.
Rund um die Uber Arena am Spreeufer und das Mannschaftshotel von Maccabi in Mitte stehen Absperrgitter der Polizei, Beamte patrouillieren in der Umgebung. Der Bereich rund um das Hotel darf nur von Anwohnern und anderen Berechtigten, zum Beispiel Beschäftigten, betreten werden. Die Polizei kontrolliert entsprechende Aus- und Nachweise. Autos und Fahrräder, aber auch Mülltonnen dürfen rund um Hotel und Arena nicht abgestellt werden.
Die Allgemeinverfügung der Polizei gilt unter anderem rund um die Uber-Arena
© Goodview / Polizei Berlin
Außerdem gilt ein striktes Messer- und Waffenverbot. “Bei Zuwiderhandlungen gegen das Verbot wird hiermit die sofortige Sicherstellung und Vernichtung der mitgeführten Messer und gefährlichen Gegenstände angekündigt und die gegebenenfalls erforderliche Anwendung von unmittelbarem Zwang zur Durchsetzung der Maßnahmen angedroht”, heißt es in der Allgemeinverfügung der Polizei, die bis Mitternacht gilt. Versammlungen und Demonstrationen sind rund um die neuralgischen Punkte verboten. Bis zum Mittwoch waren auch keine angemeldet. Dass das Team von Maccabi Tel Aviv rund um die Uhr von der Polizei bewacht wird, versteht sich angesichts der Sicherheitslage von selbst.
Das Team von Maccabi Tel Aviv übernachtet im Courtyard by Marriott Berlin-Mitte – streng bewacht von der Polizei
© Leonie Asendorpf / DPA
Im Vorfeld des Spiels habe die Polizei zudem sogenannte Gefährderansprachen bei potenziellen Gewalttätern durchgeführt. Ihnen sei zudem der Besuch der Halle verboten worden, teilt Innensenatorin Iris Spranger (SPD) via X mit. “Die Sicherheit aller Beteiligten hat für uns oberste Priorität.”
Mit wie vielen Beamten die Polizei am Abend im Einsatz sein wird, verrät sie aus taktischen Gründen nicht. In Berliner Medien ist von mehr als 1500 die Rede, hinzu kommt der Ordnungsdienst in der Arena.
Die Schutzmaßnahmen haben auch Auswirkungen auf alle friedlichen Besucher des Hochrisiko-Spiels. “Aufgrund der verstärkten Sicherheitsvorkehrungen bitten wir am Donnerstagabend um frühzeitiges Erscheinen”, teilt Alba Berlin mit. Am Donnerstagmorgen waren noch Hunderte Eintrittskarten verfügbar.
Trotz der Anspannung bei der Polizei – ein gutes Vorzeichen gibt es: Alba und Maccabi standen sich bereits im Februar in Berlin gegenüber. Die Hausherren verloren zwar deutlich mit 71:106, aber rund um die Partie wurden zumindest keine größeren Zwischenfälle gemeldet. Das Sportliche könnte an diesem Donnerstagabend dann hoffentlich doch im Mittelpunkt stehen.
Quellen: Polizei Berlin (1), Polizei Berlin (2), “Berliner Zeitung”, Senatsverwaltung für Inneres und Sport bei X, Alba Berlin, Nachrichtenagentur DPA