Jede Woche erscheint der neue stern mit aktuellen Bestsellern: Die in der Printausgabe rezensierten Bücher stellen wir Ihnen einmal im Monat gesammelt auch online vor.
Etwas verwunderlich ist es schon, dass trotz der zunehmenden Digitalisierung immer noch so viele Menschen “echte” Lektüre kaufen. Andererseits ist es auch ein gutes Zeichen, dass immer noch so viele Leser ein gutes Buch zu schätzen wissen. Aus diesem Grund finden Sie die stern-Besteller der Printausgaben, die jeden Donnerstag veröffentlicht werden, ab sofort auch online. Hier sind die Belletristik- und Sachbuch-Bestseller aus dem November 2024.
“Coldhart – Right & Wrong” von Lena Kiefer
Lena Kiefer und ihre “New Adult”-Bücher sind seit Jahren Erfolgsgaranten. Die Bände werden dabei über spezielle “Tropes” (deutsch: Tropen) kategorisiert. Das Plotmuster in Kiefers Coldhart-Reihe liest sich wie ein modernes Märchen, angepasst an die Achtsamkeit des Social-Media-Zeitalters: Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam (“Slow Burn”), es müssen Hindernisse überwunden werden, weil die Protagonisten verschieden ticken (“Opposites Attract”) und/oder aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen (“Rich Boy/Poor Girl”). Ältere Leser kennen das als “Pretty Woman”-Effekt. Hier gibt es das Buch.
“Mit Verstand altern” von Marianne Koch
Nicht bloß in Würde, sondern auch mit Verstand altern. Das hat Queen Elizabeth II geschafft, die mehrere Jahrzehnte lang ihren Gemahl Prinz Philip anlächelte und die versuchte – trotz der Eskapaden einzelner Familienmitglieder –, nicht den Verstand zu verlieren. Um die Nerven im hohen Alter geht es der Ärztin und ehemaligen Schauspielerin Marianne Koch, 92, in ihrem Buch “Mit Verstand altern”. Das Thema Älterwerden trifft einen Nerv (wie alt dieser ist, ist uns allerdings nicht bekannt, Anm. d. Red.), denn es finden sich noch zwei weitere Geriatriewerke in dieser Liste: “Altern” von Elke Heidenreich, 81, befasst sich mit klugen Gedanken zum Voranschreiten der Lebenszeit, und “Aua!” von Axel Hacke, 68, ist voll mit Betrachtungen des welkenden Körpers. Hier gibt es das Buch.
“Das Eichhörnchen, das rückwärts leben wollte” von Walter Moers
Was wäre, wenn wir das Leben aus einem anderen Blickwinkel betrachten könnten? Sich die Existenz neu denken ließe? Diese nicht ganz kleine Frage stellen sich die Fabelwesen in Walter Moers’ 20 illustrierten Fabeln. Viele Bewohner aus dem Zamonien-Reich stehen kurz vor einer Identitätskrise oder schon mitten drin. Das Eichhörnchen etwa hat einen speziellen Wunsch: Es möchte sein Leben rückwärts leben. Es beginnt als weises, altes Tier und wird mit jedem Tag jünger, bis es schließlich als Baby endet. Benjamin Button lässt grüßen! Auch andere fabelhafte Wesen, etwa die fleischfressende Pflanze, die gern Vegetarierin wäre, will ihr Leben ummodeln. Sie alle haben den Drang nach Selbstverwirklichung, sind auf der Suche nach sich selbst. Man kann sagen: Walter Moers ist in der Welt der Woken angekommen. Hier gibt es das Buch.
“Aua!” von Axel Hacke
Tief ein- und laaaangsam ausatmen … Knacks! Nein, nicht das baufällige Gerüst innerer Anspannung brach zusammen. Dafür etwas anderes – Axel Hacke hat sich beim Meditieren einen Knochen gebrochen. Mit Humor und Nachdenklichkeit erzählt der 68-jährige Kolumnist von bizarren Verletzungen, kleinen Wehwehchen und unzähligen Arztbesuchen, und vieles davon meint man selbst zu kennen. In seinem neuen Buch “Aua!” nimmt er uns mit auf eine Reise durch seinen Körper, gewährt banale und herzerwärmende, ehrliche sowie abstoßende Einblicke. Dieses “obskure Ökosystem” ist zu vielem imstande, und das bestaunt Hacke jeden Tag aufs Neue. Ein Werk, das uns, die wir ja ebenso baufällig sind, lachen lässt und zeigt, was allen Menschen gemein ist: der vermaledeite Körper, der mal triumphiert und mal versagt. Hier gibt es das Buch.
“Zwei Leben” von Ewald Arenz
Eine Zeitreise in ein verklemmtes süddeutsches Dorf in den Siebzigern. Gertrud, die Pfarrersfrau, steckt seit 20 Jahren in der Einöde fest, obwohl ihr Mann einst versprach, bald in die Stadt zu ziehen. Im höheren Alter will sie in der weiten Welt noch mal von vorn starten. Ähnlich geht es der gerade einmal ausgelernten Roberta. Sie ist frisch verliebt und konnte bereits den Duft von Freiheit schnuppern. Die junge Frau strebt eine Karriere als Modedesignerin an, doch als einzige Tochter muss sie den elterlichen Hof übernehmen. Bleiben die beiden Frauen, verlieren sie ihre Träume. Doch was oder wer hält sie fest? Ewald Arenz, der selbst auf dem Land aufgewachsen ist, erzählt eindrucksvoll von Fernweh, Freiheit und dem Preis, den man dafür zahlen muss. Hier gibt es das Buch.
“Gebt mir etwas Zeit” von Hape Kerkeling
Wie gelingt dem Mann das bloß? Er tut gar nicht erst, als sei er Schriftsteller, und trotzdem schreibt Hape Kerkeling Bestseller auf Bestseller. Und dann seine Themen: Auf den ersten Blick könnten sie banaler kaum wirken. Zu Fuß gehen (“Ich bin dann mal weg!”), Gurkenschnittchen essen mit der Familie (“Der Junge muss an die frische Luft”), Katzen (“Pfoten vom Tisch!”). Nun “Gebt mir etwas Zeit”, die Fortsetzung seiner Biografie. Aber weil er von den großen Dingen des Lebens alltäglich erzählen kann und dieser Alltag bei ihm etwas Großes hat, liest sich auch dieses Buch wie eine Offenbarung. Wir sind gespannt, womit er als Nächstes aufwartet: “Meine gesammelten Einkaufslisten, 1980 bis 2000” oder “Telefonnummern, die ich vergessen habe”? Her damit! Hier gibt es das Buch.
“Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance” von Laurie Gilmore
Jetzt ist wieder die Jahreszeit für Bücher, die das Herz wärmen, die man mit einem Ingwertee und Haferkeksen aufschlägt, während man froh ist, nicht draußen sein zu müssen. Laurie Gilmore ist Spezialistin für eine solche Pantoffel-Literatur, und die Gemütlichkeitsgarantie trägt ihre Serie über die Amouren einer Cafébesitzerin schon im Titel: “Meet me in Autumn: Eine Pumpkin spiced Romance” oder die Fortsetzung “Love me in Autumn: Eine Cinnamon spiced Romance” (die nächstes Jahr erscheinen wird). Klingt doch lecker! Nur auf eines sollten Sie beim Lesen achten: Wenn es auf einmal im Mund so trocken ist und Sie auf einem Haufen Krümel sitzen, dann haben Sie die Kekse geblättert und das Buch geknabbert. Wir wünschen einen romantischen Herbst! Hier gibt es das Buch.
“Ottolenghi Comfort” von Yotam Ottolenghi, Helen Goh
Ottolenghi: immer lecker. Auch, wenn sich seit Erscheinen seines ersten Kochbuchs der Verkauf von Gewürzregalen in Deutschland verhundertfacht haben dürfte und in jeder Großstadt mindestens vier Tonnen Schwarzkümmel ungenutzt ätherische Öle in dunklen Küchenschränken verströmen. Trotzdem: Hat man erst einmal alle 500 Gewürze zusammengerührt und jede Schalotte 45 Minuten im Ofen vorgeschmort, dann ist alles yummy. Aber wann wurde es eigentlich Pflicht, dass Kochbücher zu jedem Gericht mindestens noch eine Gulaschkanone voller gefühlig dampfendem Sprach- und Anekdötchen-Ratatouille servieren? Liebe Trend-Köche! Ihr müsst nicht zu jedem Rührei eine Geschichte mit einer warmherzigen alten Großtante erfinden. Rückt einfach das Rezept raus – und gut ist. Hier gibt es das Buch.
“Der Buchspazierer” von Carsten Henn
Ein Wohlfühlroman über die Liebe zur Literatur: Carsten S. Henn hat eine leidenschaftliche Hommage an die Kraft der Worte und die Magie der Begegnungen geschrieben. Der Protagonist, ein unkonventioneller Buchhändler, zieht durch die Straßen und bringt Bücher an Menschen, die sie dringend brauchen. Dabei entfaltet sich eine berührende Geschichte über Einsamkeit, Freundschaft und die kleinen Wunder des Alltags. Die Pointe? Lesen heilt nicht nur, es verbindet auch auf unerwartete Weise. Während der gleichnamige Film aktuell im Kino läuft, wird deutlich: Wir verlieren uns viel zu oft im hektischen Alltag und übersehen häufig die kleinen großen Momente. Vielleicht ist es an der Zeit, selbst mal einen Spaziergang mit einem Buch zu wagen. Hier gibt es das Buch.
“Ungefiltert” von Thomas Gottschalk
Irgendwie muss man unserem verbitterten Altmeister der Saalwette fast schon dankbar sein. Denn als verlorener Sohn der Achtziger hat man es recht schwer, all die diffusen Boomer-Reflexe zu fassen zu bekommen, die einen dumm, stur und unerträglich machen. Und dann sitzt man wieder am Küchentisch, blamiert sich bis auf die Knochen mit irgendeinem Steinzeit-Kommentar und fragt sich: Wie bekomme ich bloß all den Müll aus mir raus? Damit ist jetzt Schluss. Denn nun ist klar: Alles, was damals mit “Wetten, dass..?” in uns gesickert ist, muss raus. Aufklärung ist die Überwindung des inneren Thomas Gottschalk. Eine Frage bleibt jedoch offen: Wie ballaballa muss ein Land gewesen ein, dessen Show-Titanen Kulenkampff und Gottschalk waren? Es kann einen schon wundern, dass man nicht noch viel verkorkster ist. Hier gibt es das Buch.
“Das Kalendermädchen” von Sebastian Fitzek
Der Kritiker Denis Scheck sagte mal, die Werke Sebastian Fitzeks seien “die Nulllinie der deutschen Gegenwartsliteratur”. Trotzdem ist Fitzek mit 14 Millionen verkauften Büchern der erfolgreichste deutsche Schriftsteller der letzten Jahre. Wie das sein kann? Wahrscheinlich, weil der Thrillerkönig sich betont unliterarisch gibt. Zum Schreiben geht er ins Büro, weil er im Homeoffice ja doch nur spülen würde. Als er noch beim Radio arbeitete, lief Fitzek nach der Frühschicht zu McDonald’s: “Ich aß immer einen McChicken und dazu Pommes.” 20 Kilo später legte er das ab, doch auch heute belohnt er sich nach jedem Kapitel mit einem Schokoriegel. Und sein wichtigster Tipp für alle, die ebenfalls schreiben wollen: Naiv bleiben. O Schreck, Herr Scheck! Hier gibt es das Buch.
“Zeit für Fragen im Café am Rande der Welt” von John Strelecky
Suchen auch Sie das Glück? Dann sind Sie hier genau richtig. Seit gut 20 Jahren schreibt John Strelecky Bestseller darüber, wie man seinen Lebenszweck erkennt und ihn erfolgreich umsetzt. Sie haben noch keinen der Ratgeber gelesen? Dann möchten wir Sie auf eine Fünf-Sekunden-Therapie schicken, mit Streleckys schönsten Buchtiteln. Lesen Sie diese sich selbst laut vor. Bereit? Los geht’s: “Wenn du Orangen suchst, such nicht im Blaubeerfeld”, “Was nützt der schönste Augenblick, wenn du nicht aus dem Fenster schaust”, “Das Café am Rande der Welt”, “Wiedersehen im Café am Rande der Welt”, “Auszeit im Café am Rande der Welt”, “Überraschung im Café am Rande der Welt” und, ganz frisch: “Zeit für Fragen im Café am Rande der Welt”. Na, merken Sie schon was? Wir auch nicht. Hier gibt es das Buch.
Tipp: Weitere Buchempfehlungen aus der Redaktion finden Sie übrigens auf unserer Themenseite.
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