In Rage und aus tiefer Abneigung seinem Kind gegenüber soll ein Mann in Unterfranken versucht haben, seinen Sohn zu töten. Vor Gericht schildern Polizisten, welch brutale Gewalt sie erlebten.
Es sind Szenen schier unfassbarer Gewalt gegen einen Säugling: Zum Prozessauftakt gegen einen 39-Jährigen wegen versuchten Mordes an seinem eigenen Sohn spricht ein Polizist von einem “Kampf”, den sie führen mussten, um den Mann davon abzubringen, das Kind zu töten. Nur zu viert gelangt es den Polizisten, den Mann zu bändigen und ihm Fesseln anzulegen. Erst dann rückte er vom Versuch ab, sein eigenes Baby umzubringen. Wie konnte es dazu kommen?
Der Säugling erleidet mehrere Knochenbrüche
Es ist ein Abend Mitte April dieses Jahres. Der Angeklagte kommt mit seiner Lebensgefährtin von einer Feier bei Freunden zurück in die gemeinsame Wohnung im unterfränkischen Zeil an Main. Er ist laut Anklage verärgert, dass sich seine Partnerin bei der Feier gut unterhalten hat und stört sich am Schreien des Kindes beim Einschlafen.
Der Iraner soll den Säugling deshalb zunächst aus Kopfhöhe aufs Bett geworfen haben. Als das Kind weiter schreit, gerät er demnach in Rage, schüttelt das Kind über längere Zeit kräftig und fügt ihm mit roher Gewalt mehrere Knochenbrüche zu. Als seine Lebensgefährtin versucht, das mittlerweile leblose Kind zu reanimieren, soll der Angeklagte ihr verkündet haben, dass er das Kind nun aus dem Fenster werfen werde.
Nachbarn verständigten die Polizei
Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus, die einen lauten Schlag und Geräusche eines Streits vernommen hatten, verständigen die Polizei. Als zwei Polizisten bei der Wohnung eintreffen, soll die Frau ihrem Partner zunächst glaubhaft gemacht haben, dass sie die Polizisten wegschicken würde. Vor Gericht sagen die Beamten aus, der Mann habe zunächst einen entspannten Eindruck auf sie gemacht. Doch einem der Polizisten vertraut sich die Frau an und bittet um ärztliche Hilfe für ihr verletztes Kind. Als dem Mann klar wird, dass seine Frau vorhat, die Wohnung zu verlassen, soll er “wie aus dem Nichts” und aus nächster Nähe auf seine Partnerin und das Kind eingeschlagen haben. Auch als beide bereits am Boden liegen, soll er noch versucht haben, auf den Kopf des Babys zu drücken.
Urteil könnte in zweiter Dezemberwoche fallen
Den Polizisten soll der Mann später gesagt haben: “Ich wollte dieses Baby nie haben.” Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass der Angeklagte seinen Sohn “gänzlich ablehnte”. Was einem der beteiligten Polizisten bis heute in Erinnerung blieb: Der 39-Jährige habe sich voll im Recht gefühlt und nicht verstanden, dass er darum festgenommen wurde.
Während der Verlesung der Anklage starrt der Angeklagte zu Boden, schüttelt mehrmals leicht den Kopf. Als einer der Polizistin schildert, mit welch brutaler Gewalt der Mann versucht habe, seinen Sohn zu töten, reibt sich der 39-Jährige nervös die Augen und das Gesicht. Seine Anwälte verständigten sich mit Gericht und Staatsanwaltschaft zum Auftakt auf einen Strafrahmen von sieben bis achteinhalb Jahre Haft. Vorausgesetzt, der Angeklagte zeigt sich voll geständig und erspart der Mutter des Kindes so eine Aussage. Die Verteidiger wollen am nächsten Prozesstag eine Erklärung für ihren Mandanten abgeben. Auch der Angeklagte selbst will sich demnach zu den Vorwürfen äußern.
Der erst Anfang Februar geborene Junge kam nach dem mutmaßlichen Angriff seines Vaters für fast eine Woche stationär in Behandlung. Ob er dauerhafte Schäden mit sich tragen wird, ist unklar. Ein Urteil könnte in der zweiten Dezemberwoche fallen.