Für immer verloren: Ein Pilz vernichtete die beliebteste Banane der Welt, tausende Apfelsorten wachsen nie wieder, und mit Kaiser Nero verschwand das wertvollste Gewürz Roms.
Sie waren einst Alltag auf unseren Tellern, mittlerweile sind sie für immer verschwunden. Wer heute eine Banane isst, kennt nur einen Abklatsch dessen, was die Frucht einmal war. Das wertvollste Gewürz der Römer gibt es seit 2000 Jahren nicht mehr. Und in unseren Supermärkten liegt nur noch ein Bruchteil der Apfelsorten, die noch unsere Großeltern kannten. Eine Geschichte über verlorene Aromen – und warum wir aus ihrem Verschwinden lernen müssen. Die zehn umstrittensten Lebensmittel der Welt 11:36
Die verlorenen Lebensmittel auf unseren Tellern
“Big Mike” – der süße Star der Bananenwelt: Sie war der erste globale Bananen-Superstar. Größer, haltbarer und aromatischer als alle anderen Sorten dominierte die “Big Mike” den Weltmarkt. In den 1950er Jahren dann der Schock: Ein Pilz namens Panama-Krankheit befiel die Plantagen. Die Monokultur wurde zum Verhängnis – innerhalb weniger Jahre starben fast alle Gros-Michel-Bananen aus. Die Industrie stieg hastig auf die resistentere, aber weniger aromatische Cavendish-Banane um, die wir heute kennen. Ironischerweise basiert das künstliche Bananen-Aroma noch immer auf dem Geschmacksprofil der verschwundenen Gros Michel.Die verlorene Vielfalt der Äpfel: Um 1900 gab es allein in Deutschland über 2000 Apfelsorten. Die industrielle Landwirtschaft setzte dann auf wenige Hochleistungsfrüchte. Ergebnis: Heute dominieren etwa zehn Varianten den Markt, hunderte regionale Sorten sind ausgestorben. Mit ihnen verschwanden einzigartige Geschmacksnuancen und wertvolle genetische Vielfalt. Einige dieser verlorenen Äpfel sind in alten Pomologie-Büchern dokumentiert – wie der säuerliche Ananasapfel aus Brandenburg oder der aromastarke Sonnenwirtsapfel aus Baden. Die gefährlichsten Lebensmittel der Welt 14:55Silphium – das Gold der Antike: Diese Gewürzpflanze war so wertvoll, dass die Römer ihr Bild auf Münzen prägten. Sie wuchs ausschließlich in einem schmalen Küstenstreifen nahe dem heutigen Libyen. Verwendet wurde sie als Gewürz, Medizin und sogar als frühes Verhütungsmittel. Die Nachfrage war enorm – römische Kaiser lagerten Silphium neben Gold in ihren Schatzkammern. Doch die Pflanze ließ sich nicht kultivieren. Als der natürliche Bestand durch Übererntung erschöpft war, verschwand sie für immer. Der letzte dokumentierte Stängel wurde im 1. Jahrhundert Kaiser Nero überreicht.
Damit nicht noch mehr Pflanzen verschwinden, arbeiten weltweit Saatgutbanken und Genarchive daran, die noch existierende Vielfalt zu bewahren. In alten Streuobstwiesen werden vergessene Apfelsorten wiederentdeckt. Und Botaniker suchen in Nordafrika nach Verwandten des legendären Silphium. Denn eines ist klar: Sind Lebensmittel erst einmal ausgestorben, kehren sie nicht wieder.