Nach dem Untergang einer Touristen-Jacht vor der ägyptischen Küste sind auch Deutsche unter den 16 Vermissten. “Leider müssen wir bestätigen, dass auch deutsche Staatsangehörige nach dem tragischen Bootsunglück im Roten Meer vermisst werden”, verlautete am Montagabend aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Laut den Behörden im Gouvernement des Roten Meeres wurden insgesamt zwölf Ausländer sowie vier Ägypter vermisst. Zuvor war von 17 Vermissten die Rede gewesen.
Das ägyptische Schiff “Sea Story” war den ägyptischen Behörden zufolge am Sonntag vom Hafen Port Ghalib in der Region Marsa Alam aus zu einem mehrtägigen Trip gestartet und sollte am Freitag das rund 200 Kilometer weiter nördlich gelegene Hurghada anlaufen. An Bord waren laut Gouverneursamt 31 Urlauber aus mehreren Ländern sowie 14 Besatzungsmitgliedern. Am frühen Montagmorgen setzte die Jacht dann ein Notsignal ab.
28 Menschen konnten durch Lufteinsätze und ein Kriegsschiff gerettet werden, wie Gouverneur Amr Hanafi mitteilte. Nach den Vermissten werde intensiv gesucht.
Das Auswärtige Amt machte zur genauen Zahl der deutschen Vermissten keine Angaben. Die deutsche Botschaft in Kairo stehe wegen der Vermissten mit den ägyptischen Behörden in Kontakt, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Auch stehe die Botschaft Familien, die ihre Angehörigen vermissen, zur konsularischen Betreuung zur Verfügung.
Insgesamt waren laut Gouverneursamt Passagiere aus elf Ländern an Bord der Jacht. Neben deutschen Urlaubern befanden sich demnach Touristen aus Großbritannien, den USA, Polen, Belgien, der Schweiz, Finnland, China, der Slowakei, Spanien und Irland auf dem Schiff.
Die chinesische Botschaft in Kairo teilte laut chinesischen Medienberichten mit, zwei Chinesen seien nach dem Bootsunglück gerettet worden und “wohlauf”. Laut dem polnischen Außenministerium waren offenbar auch zwei Polen unter den Touristen an Bord der “Sea Story”. Das Außenministerium in Helsinki teilte der AFP mit, unter den Vermissten sei ein Mensch aus Finnland.
Zur Unglücksursache ist bisher wenig bekannt. Gouverneur Hanafi zufolge wurde das Schiff laut ersten Erkenntnissen von einer “plötzlich auftauchenden großen Welle” getroffen und kenterte innerhalb weniger Minuten. Einige Passagiere befanden sich demnach in ihren Kabinen und konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen.
Der Leiter eines Tauchzentrums berichtete, ein überlebendes Besatzungsmitglied habe geschildert, dass die Jacht “mitten in der Nacht von einer Welle getroffen” worden und umgekippt sei. Die Behörden in Hurghada hatten am Sonntag wegen “schlechter Wetterbedingungen” den Hafen der Stadt geschlossen und den Schiffsverkehr eingestellt. Nahe Marsa Alam seien die Wetterbedingungen jedoch gut gewesen, sagte der Tauchzentrums-Manager. Er halte die Überlebenschancen der Vermissten für gering, fügte er hinzu.
Wie Gouverneur Hanafi weiter erklärte, seien bei der letzten Inspektion der “Sea Story” im März keine technischen Probleme festgestellt worden.
Täglich sind dutzende Tauchboote zwischen den Korallenriffen und Inseln vor der ägyptischen Küste unterwegs. Zwar gelten strenge Sicherheitsvorschriften, doch werden diese nicht immer konsequent durchgesetzt.
Anfang des Monats waren nach dem Kentern eines Tauchboots am berühmten Dädalus-Riff im Roten Meer 30 Menschen gerettet worden. Im Juni konnten rund zwei Dutzend Urlauber aus Frankreich in Sicherheit gebracht werden, bevor ihr Boot bei einem ähnlichen Unglück sank.
Das Rote Meer ist eines der Hauptreiseziele für Ägypten-Reisende. Rund zwei Millionen Ägypter arbeiten im Tourismussektor, dieser erwirtschaftet mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.