Eine Schokolade aus Dubai wird zum Statussymbol in den sozialen Medien. Der Hype um die teure Süßigkeit zeigt, wie TikTok und Instagram unseren Konsum prägen.
Eine Tafel Schokolade für 15 Euro? Vor wenigen Monaten hätte man dafür nur Kopfschütteln geerntet. Heute stehen Menschen stundenlang Schlange, um genau diesen Preis zu bezahlen. Die “Dubai-Schokolade” ist mehr als nur ein Snack – sie ist ein soziales Phänomen, das die Macht sozialer Medien demonstriert und Fragen über unsere Konsumgesellschaft aufwirft.
Wie weit der Hype um die knackige Versuchung mittlerweile geht, zeigt ein kurioser Fall aus der Schweiz: Ein 31-Jähriger versuchte Anfang November, 243 Kartons der begehrten Süßigkeit über die deutsche Grenze zu schmuggeln – insgesamt 45 Kilogramm. Der kreative Schmuggelversuch endete an der Zollkontrolle in Lörrach. Der Mann, der die süße Fracht nach Dortmund bringen wollte, durfte nach Zahlung von 920 Euro Einfuhrabgaben zwar weiterfahren, muss sich aber nun wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung verantworten.
Das Geheimnis des Erfolgs: Crunch, Content und Community
Die Geschichte beginnt 2022 in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Sarah Hamouda, Gründerin der Manufaktur “Fix Dessert Chocolatier” in Dubai, entwickelte während ihrer zweiten Schwangerschaft eine besondere Kreation. Auf der Suche nach etwas, das ihren Heißhunger stillen würde, experimentierte sie mit verschiedenen Kombinationen. Das Ergebnis: eine Vollmilchschokolade gefüllt mit Pistaziencreme und Kadayif, hauchdünnen, knusprigen Teigfäden aus der orientalischen Küche.
Der eigentliche Durchbruch kam jedoch erst mit einem viralen TikTok-Video der Food-Influencerin Maria Vehera. Ihr Clip, in dem sie die Schokolade genüsslich verzehrt, erreichte über 98 Millionen Aufrufe und katapultierte das Produkt in die internationale Aufmerksamkeit. Tik Tok Dubai Schokolade
“Der Hype um das Produkt wird angetrieben durch den starken Einfluss der sozialen Medien und die wachsende Sehnsucht bestimmter Konsumentengruppen nach exklusiven Genussmomenten und ihrer starken Trend-Orientierung”, erklärt Tim Gensheimer. Markt- und Sozialforscher am SINUS-Institut. gegenüber dem ZDF. Auf TikTok und Instagram werden Videos, in denen Menschen die charakteristisch knackende Schokolade zerbrechen, millionenfach geklickt.
Doch was treibt Menschen dazu, für 150 Gramm Schokolade den Preis eines Restaurant-Hauptgangs zu bezahlen? “Ein hoher Preis steigert sogar das exklusive Erlebnis und verleiht dem Produkt zusätzlichen Status”, erläutert Gensheimer. Für die Zielgruppe, oft Konsumpioniere, spielt der Preis dabei eine untergeordnete Rolle.
Die Macht der sozialen Medien
Der Fall der Dubai-Schokolade zeigt exemplarisch, wie soziale Medien heute Konsumtrends formen. “Ohne Social Media wäre dieser rasante Erfolg undenkbar”, betont Gensheimer. “Innerhalb weniger Tage erreicht ein Trend weltweit Konsumenten, die immer auf der Suche nach dem nächsten großen Genusserlebnis sind.” Dabei tritt der ursprüngliche Genussaspekt völlig in den Hintergrund – was zählt, ist der Besitz des begehrten Objekts.
Die Dubai-Schokolade reiht sich ein in eine lange Liste von Food-Trends, die durch soziale Medien befeuert wurden. Erinnert sei an den Hype um “Bubble Tea” oder “Cronut”. Was sie eint: Der initiale Hype war enorm, doch nur wenige schafften den Sprung zum dauerhaften Erfolg. AF_Dubai Schokolade selber machen 19:01
Bleibt die Dubai-Schokolade?
Während Lindt bereits auf den Trend aufgesprungen ist und die Luxus-Schokolade für 14,99 Euro in deutschen Großstädten vertreibt, stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit des Phänomens. “Entscheidend für die Nachhaltigkeit des Trends wird sein, ob das Geschmackserlebnis die hohen Erwartungen erfüllt”, prognostiziert Gensheimer. “Solange der Reiz der Exklusivität und das Gefühl, Teil eines besonderen Trends zu sein, bestehen bleiben, dürfte die Nachfrage anhalten – auch wenn die Preise im Laufe der Zeit sinken könnten.”
Die Dubai-Schokolade ist mehr als nur ein Süßigkeiten-Trend. Sie ist ein Spiegel unserer Zeit, in der soziale Medien Konsumverhalten diktieren und das Erlebnis oft wichtiger ist als das Produkt selbst. Ob sie den Test der Zeit bestehen wird, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Sie hat gezeigt, wie aus einer simplen Idee ein globales Phänomen werden kann – vorausgesetzt, der Content stimmt.